Maienregen von Else Lasker-Schüler

1	Du hast deine warme Seele
2	Um mein verwittertes Herz geschlungen,
3	Und all seine dunkeln Töne
4	Sind wie ferne Donner verklungen.
5	Aber es kann nicht mehr jauchzen
6	Mit seiner wilden Wunde,
7	Und wunschlos in deinem Arme
8	Liegt mein Mund auf deinem Munde.
9	Und ich höre dich leise weinen,
10	Und es ist - die Nacht bewegt sich kaum
11	Als fiele ein Maienregen
12	Auf meinen greisen Traum.

Details zum Gedicht „Maienregen“

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Maienregen“ ist Else Lasker-Schüler, eine deutsche Dichterin und Schriftstellerin, die von 1869 bis 1945 lebte. Sie war eine wichtige Vertreterin der literarischen Moderne und des Expressionismus, also kann man das Gedicht in diese literaturgeschichtliche Epoche einordnen.

Auf den ersten Eindruck handelt das Gedicht von Zuneigung und emotionaler Nähe, jedoch ist die Stimmung eher wehmütig und melancholisch. Es macht allerdings auch einen beruhigenden und tröstlichen Eindruck.

In dem Gedicht geht es um eine Person (das lyrische Ich), die eine innige Beziehung zu einer anderen Person (du) beschreibt. Sein „verwittertes Herz“, das möglicherweise durch vorangegangene Ereignisse oder Verletzungen gealtert und müde ist, wird von der „warmen Seele“ des Gegenübers umschlungen. Dies bewirkt, dass die „dunkeln Töne“, eventuell Schmerz und Trauer, des Herzens nachlassen. Das Herz kann allerdings nicht mehr vor Freude „jauchzen“, weil es immer noch eine „wilde Wunde“ zu tragen hat. Die Nähe zum Anderen bringt Trost und Befriedung („wunschlos in deinem Arme“). Im letzten Abschnitt hört das lyrische Ich, wie die andere Person leise weint, und beschreibt diesen Moment als einen „Maienregen auf meinen greisen Traum“, was eine Mischung aus Frische und Melancholie in einen alternden oder sterbenden Traum hineinbringt.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus drei gleich langen Strophen mit je vier Versen, es folgt also einer sehr klassischen Struktur. In der Sprache des Gedichts fällt die Metaphorik und die Dichte an emotionaler Bildlichkeit auf - „verwittertes Herz“, „dunkle Töne“, „ferner Donner“, „wilde Wunde“, „greiser Traum“, welche zur expressiven, emotional intensiven und gleichzeitig formstrengen Richtung des Gedichts passen. Die Sprache ist eher hochgestochen und formal, mit teils veralteten oder selten gebrauchten Worten, was der Wirkung und dem Charakter des Gedichts entspricht. Die tiefgreifende emotionale Erfahrung, die das Gedicht beschreibt, wird auf eine sehr eindringliche, bildreiche Weise zum Ausdruck gebracht, die typisch für den Expressionismus ist.

Weitere Informationen

Else Lasker-Schüler ist die Autorin des Gedichtes „Maienregen“. Die Autorin Else Lasker-Schüler wurde 1869 in Elberfeld geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1885 bis 1945 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Lasker-Schüler ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das 64 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Else Lasker-Schüler ist auch die Autorin für das Gedicht „Weltflucht“, „Ich träume so leise von dir“ und „Herbst“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Maienregen“ weitere 19 Gedichte vor.

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