Auf dem Deiche von Detlev von Liliencron

Es ebbt. Langsam dem Schlamm und Schlick umher
Enttauchen alte Wracks und Besenbaken,
Und traurig hüllt ein graues Nebellaken
Die Hallig ein, die Watten und das Meer.
 
Der Himmel schweigt, die Welt ist freudenleer.
Nachrichten, Teufel, die mich oft erschraken,
Sind Engel gegen solche Widerhaken,
Den heut ins Herz mir wühlt ein rauer Speer.
 
Wie sonderbar! Ich wollte schon verzagen
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Und mich ergeben ohne Manneswürde,
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Da blitzt ein Bild empor aus fernen Tagen:
 
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Auf meiner Stute über Heck' und Hürde
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Weit der Schwadron voran seh' ich mich jagen
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In Schlacht und Sieg, entlastet aller Bürde.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Auf dem Deiche“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1844 - 1909
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf dem Deiche“ wurde von dem deutschen Dichter Detlev von Liliencron geschrieben, der von 1844 bis 1909 gelebt hat. Dies ordnet den Text der Epoche des Realismus zu. Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einer melancholischen und dunklen Stimmung, begleitet von einer symbolischen Verwendung von Natur- und Seeelementen.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem lyrischen Ich, das sich in einer Phase der Niedergeschlagenheit und Resignation befindet. Die ersten beiden Strophen beschreiben eine trübe und trostlose Landschaft, die das innere Gefühlsleben des lyrischen Ichs widerspiegelt. Mit den Wracks, Besenbaken und dem grauen Nebellaken werden Bilder von Verfall und Endlichkeit hervorgerufen. In der zweiten Strophe wird diese Stimmung fortgesetzt, indem das lyrische Ich von seiner inneren Qual berichtet.

In der dritten Strophe kommt es zu einer Wendung. Das lyrische Ich erinnert sich an eine frühere Lebensphase, in der es voller Vitalität und Tatkraft war. Dies wird in der vierten Strophe weiter ausgeführt. Die Erinnerung an die Zeiten, als es der Schwadron mutig voranritt und in Schlachten siegreich war, wirkt auf das lyrische Ich befreiend. Es spürt, wie es von seiner gegenwärtigen Bürde entlastet wird.

Formal handelt es sich um ein vierstrophiges Gedicht mit unterschiedlich vielen Versen pro Strophe. Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und metaphorisch, mit einer Verwendung von nautischen und kriegerischen Motiven. Besonders auffallend hierbei ist der Bruch zwischen der sommerlichen Stimmung der ersten beiden und der lebhaften, kraftvollen Atmosphäre der letzten beiden Strophen.

Insgesamt interpretiert das Gedicht eine tiefe Melancholie und Tristesse des lyrischen Ichs, das dann durch die Erinnerung an vergangene Zeiten von Heldentum und Stärke wieder zu neuem Lebensmut findet. Es wird das Thema der Flucht in die Vergangenheit als Mittel zur Bewältigung gegenwärtiger Krisen aufgegriffen.

Weitere Informationen

Detlev von Liliencron ist der Autor des Gedichtes „Auf dem Deiche“. Der Autor Detlev von Liliencron wurde 1844 in Kiel geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1860 und 1909. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Naturalismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Liliencron handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 95 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Detlev von Liliencron sind „Trutz, Blanke Hans“, „Weihnachtslied“ und „Schöne Junitage“. Zum Autor des Gedichtes „Auf dem Deiche“ haben wir auf abi-pur.de weitere 63 Gedichte veröffentlicht.

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