Der Eremit von Christian Felix Weiße

Dem stürmischen Geräusch der schnöden Welt entrissen
In diesem finstern einsamen Hayn,
An den Gedankenreichen Flüssen
Will ich mich ganz der Weisheit weihn.
Von keinem eitlen Wahn bethört,
Von tummen Narren nicht beschwert
Soll mich die ernste Stille lehren – –
Mein Glas in frohen Zügen leeren.
 
Dem kritischen Geschwätz der neidschen Welt entrissen,
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Im Feld, im Thal, im schattichten Hayn,
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An diesen blumenreichen Flüssen
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Will ich mich der Natur ganz weihn.
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Wenn iezt die Sonn im Majestät
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Dort auf, der Mond hier untergeht,
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So lehr die Flucht der Zeit mich schließen –
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Jetzt sey es Zeit, mein Mädchen zu küssen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Der Eremit“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Christian Felix Weiße, ein Vertreter des deutschen Rokoko und der Aufklärung, ist der Autor des Gedichts „Der Eremit“. Dieses Gedicht stammt aus dem 18. Jahrhundert, daher lässt es sich in die Epoche der Aufklärung einordnen.

Auf den ersten Blick lässt das Gedicht einen ruhigen und nachdenklichen Eindruck entstehen. Das lyrische Ich entfernt sich von der lärmenden und betrügerischen Welt und flieht in die Stille der Natur, um sich der Weisheit und der Schönheit der Natur zu widmen.

Im Inhalt des Gedichts geht es darum, dass das lyrische Ich sich von der Welt abwendet und Einsamkeit in der Natur sucht. Im ersten Teil beschließt das lyrischen Ich, sich der Weisheit hinzugeben und sich dadurch von den Narren und dem eitlen Wahn, die die Welt bevölkern, zu distanzieren. Im zweiten Teil sieht es in der Natur eine Möglichkeit, sich ganz hinzugeben und genießt die Schönheit der Flora und des Sonnenuntergangs. Letzteres wird als Symbol für die Vergänglichkeit der Zeit dargestellt und führt zu der Erkenntnis, die schönen Momente im Leben, repräsentiert durch das Küssen des Mädchens, zu genießen.

Die Sprache des Gedichts ist reich und ausdrucksstark. Es handelt sich um ein achtsilbiges Versmaß mit zwei Strophenteilen, die jeweils aus acht Versen bestehen. Das lyrische Ich spricht in der ersten Person und teilt seine Emotionen und Beobachtungen mit. Die Worte „stürmisches Geräusch“, „finstern einsamen Hayn“, „tummen Narren“, „kritischen Geschwätz“, „neidschen Welt“ verdeutlichen den Missmut des lyrischen Ichs gegenüber der Welt. Andererseits symbolisieren die „Gedankenreichen Flüssen“, „blumenreichen Flüssen“, „Sonn im Majestät“, „Mond“ die Schönheit und Tiefe der Natur, nach denen das lyrische Ich sich sehnt.

Die Form und Struktur des Gedichts sind geprägt durch einen regelmäßigen Rhythmus und Reimschema. Die Abschnitte des Gedichts korrespondieren miteinander, indem sie erst isolation und Fokus auf die Weisheit, und dann Einlösung in der Natur und Liebe repräsentieren. Dies zeigt uns, dass der Dichter den Wert eines Lebens betont, das in Harmonie mit der Natur und losgelöst von den Banalitäten und Intrigen des gesellschaftlichen Lebens ist.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Eremit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Felix Weiße. Im Jahr 1726 wurde Weiße in Annaberg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1758 entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Weiße handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 98 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Christian Felix Weiße ist auch der Autor für Gedichte wie „Cephalus und Aurore“, „Chloe“ und „Chloe im Bade“. Zum Autor des Gedichtes „Der Eremit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 100 Gedichte vor.

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