Der Genius von Detlev von Liliencron
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Gewitter drückt auf Sanssouci, |
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Ich stand im Park und schaute |
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Zum Schloß hinan, das ein Genie |
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Für seine Seele baute. |
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Und Nacht: Aus schwarzer Pracht ein Blitz, |
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Vom Himmel jäh gesendet, |
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Und oben steht der Alte Fritz, |
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Wo die Terrasse endet. |
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Ein Augenblick! Grell, beinernblaß, |
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Den Krückstock schräg zur Erde, |
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Verachtung steint und Menschenhaß |
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Ihm Antlitz und Gebärde. |
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Einsamer König, mir ein Gott, |
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Ich sah an deinem Munde |
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Den herben Zug von Stolz und Spott |
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Aus deiner Sterbestunde. |
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Denselben Zug, der streng und hart |
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Verrät die Adelsgeister, |
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Der aus der Totenmaske starrt |
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Bei jedem großen Meister. |
Details zum Gedicht „Der Genius“
Detlev von Liliencron
5
20
96
1844 - 1909
Naturalismus
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist Detlev von Liliencron, ein deutscher Lyriker und Erzähler, der während der Epoche des Naturalismus und Impressionismus (Ende des 19. Jahrhunderts) wirkte.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht bedeutsam und ernst. Der Autor erschafft ausdrucksstarke Bilder und spürt die tiefgreifenden Emotionen und Gedanken nach, die in ihm beim Anblick eines historischen Schlosses aufsteigen. Das Gedicht vermittelt eine Starkheit an Zuneigung und Bewunderung für historische Figuren und auch einen gewissen Grad an Melancholie und Nostalgie.
Inhaltlich stellt das lyrische Ich sich vor dem Schloss Sanssouci in Potsdam während eines Gewitters dar. Es beschreibt eine Vision oder Vorstellung von Friedrich dem Großen („der Alte Fritz“), der einst dieses Schloss bewohnte. Liliencron bewundert ihn als eine Art einsamen König und Gott. Das lyrische Ich beschreibt seine körperliche Erscheinung und seine Ausdrücke, insbesondere ein harter und stolzer Zug um seinen Mund, den das lyrische Ich bei vielen „großen Meistern“ oder bedeutenden Personen sieht. Dabei drückt das lyrische Ich auch eine Art von Bewunderung und Sehnsucht aus.
Die Form und die Sprache des Gedichts sind hymnisch und bildhaft. Es besteht aus fünf gleichmäßig strukturierten Strophen, jede mit vier Versen. Die Sprache ist ausdrucksstark und suggestiv, sie setzt auf starke visuelle Metaphern und Symbolismus, um die starke Emotionalität des Sprechers zu vermitteln. Der Rhythmus ist beständig, was ebenfalls zur Würde und Feierlichkeit beiträgt.
Die Aussage des lyrischen Ichs dreht sich um Bewunderung und Verklärung der historischen Figur Friedrichs des Großen. Diese wird in einer fast gottähnlichen Huldigung dargestellt, welche starke Emotionen ausdrückt. Das Gedicht reflektiert somit auch die Verehrung und Sehnsucht des Autors nach großen historischen Figuren und die emotionale Bindung, die er zu ihnen empfindet.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der Genius“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Detlev von Liliencron. Der Autor Detlev von Liliencron wurde 1844 in Kiel geboren. Im Zeitraum zwischen 1860 und 1909 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Naturalismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Liliencron handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 96 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Detlev von Liliencron sind „König Regnar Codbrog“, „Die Musik kommt“ und „Er liebte schneidig Schön Thora“. Zum Autor des Gedichtes „Der Genius“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 63 Gedichte vor.
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Zum Autor Detlev von Liliencron sind auf abi-pur.de 63 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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