Letzter Wunsch von Detlev von Liliencron

Den Hengst, den Hengst!
Gebt meinen Hengst mir!
Schaum spritzt ihm vom Zügel, seine Flanken zittern.
Der Grimm umrast mir den Helm, das Auge leuchtet.
Gebt meinen Hengst mir,
Den Hengst, den Hengst!
 
Mir nach, mir nach!
Degen heraus jetzt!
Sturmmarsch hör' ich schlagen, höre euer Hurra.
10 
In Rauch und Blut seh' ich euch, in Rauch und Flammen.
11 
Degen heraus jetzt,
12 
Mir nach, mir nach!
 
13 
Zum Sieg, zum Sieg!
14 
Erde, erbebe!
15 
Pulverdampf und Leichen. Vorwärts ohne Wanken.
16 
Durch Glanz und Glut geht die Bahn; die Fahnen flattern.
17 
Erde, erbebe,
18 
Zum Sieg, zum Sieg!
 
19 
Komm, Tod! komm Tod!
20 
Feind ist erschlagen!
21 
Letzte Kugel, triff mich! Strahlend bricht mein Auge:
22 
Mein Vaterland hat den Sieg! Es lebe, lebe!
23 
Feind ist erschlagen!
24 
Komm, Tod! komm, Tod!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Letzter Wunsch“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
123
Entstehungsjahr
1844 - 1909
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht, das interpretiert wird, ist „Letzter Wunsch“ von Detlev von Liliencron. Der Autor lebte von 1844 bis 1909, das Gedicht kann also in die Epoche des Realismus eingeordnet werden, allerdings lässt der Autor hier auch Einflüsse der beginnenden Moderne erkennen.

Bereits beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen lebhaften Eindruck von einer Schlacht. Das lyrische Ich äußert kraftvolle Wünsche, gibt Befehle und zeichnet ein intensives Bild voller Dynamik und Dramatik. Dabei zeichnet sich besonders der kriegerische Ton des Gedichtes aus, der auf den Hintergrund von Liliencrons als Soldat hinweist.

Im Inhalt geht es um den Wunsch des lyrischen Ichs nach Kampf, Sieg und letztlich dem Tod auf dem Schlachtfeld. In der ersten Strophe begehrt das lyrische Ich nach seinem Hengst, was auf den Wunsch nach dem Eintritt in die Schlacht hindeutet. In der zweiten Strophe ermuntert es seine Kameraden, ihm in die Schlacht zu folgen, was auf den Wunsch nach Gemeinschaft und Verbundenheit hindeutet. In der dritten Strophe zeichnet es ein Siegesbild, womit der Wunsch nach Triumph und Anerkennung zum Ausdruck kommt. In der vierten und letzten Strophe wünscht es sich den Tod, nachdem der Feind besiegt wurde, was auf das Idealbild vom heldenhaften Tod auf dem Schlachtfeld nach einem gewonnenen Kampf hinweist.

In Bezug auf die Form lässt sich erkennen, dass das Gedicht in vier gleich lange Strophen unterteilt ist und eine recht klare Struktur aufweist, die durch die regelmäßigen Wiederholungen der Ausrufe unterstützt wird. Die Sprache ist kraftvoll und bildreich, es finden sich viele bildhafte Elemente wie „Schaum“, „Flanken“, „Rauch“ und „Flammen“. Diese zeichnen ein lebendiges und dramatisches Bild des Schlachtfeldes. Der Duktus des Gedichtes ist emotional und durchdrungen von hohem Pathos, was die aufgeladene Stimmung unterstreicht.

Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass „Letzter Wunsch“ ein eindrucksvolles Beispiel für die kriegsbejahende Lyrik seiner Zeit ist, welche den Krieg als heroisches und opferbereites Ereignis verherrlicht. Es erinnert an die kriegerischen Tugenden wie Tapferkeit, Opferbereitschaft und Heldentod. Gleichzeitig lässt es über die Schrecken des Krieges keine Zweifel und zeigt die brutalen und blutigen Seiten des Schlachtfeldes.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Letzter Wunsch“ ist Detlev von Liliencron. Liliencron wurde im Jahr 1844 in Kiel geboren. Im Zeitraum zwischen 1860 und 1909 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Naturalismus zuordnen. Bei Liliencron handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 123 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Pidder Lüng“, „Trutz, Blanke Hans“ und „Weihnachtslied“ sind weitere Werke des Autors Detlev von Liliencron. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Letzter Wunsch“ weitere 63 Gedichte vor.

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