Der Engel von Rainer Maria Rilke

HIN geh ich durch die Malvasinka
die Kinderreih, wo sanft und gut
die kleine Anka oder Ninka
in ihrem letzten Bettchen ruht.
 
Auf einem schmalen Schollenhügel
kniet, ganz versteckt in hohem Mohn,
mit staubigem, gebrochnem Flügel
ein Engelchen aus rohem Thon.
 
Das flügellahme Kindchen flößte
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mir Mitleid ein, – das arme Ding…
11 
Da, sieh! Von seinen Lippen löste
12 
sich leicht ein kleiner Schmetterling. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Der Engel“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Engel“ wurde von dem Dichter Rainer Maria Rilke, einem prominenten Vertreter der literarischen Epoche der Moderne und nämlich des Symbolismus, geschrieben. Rilke war von 1875 bis 1926 aktiv, und seine Werke sind oft geprägt von tiefer Reflexion und Poesie.

Das Gedicht erzeugt auf den ersten Eindruck eine melancholische und gleichzeitig tröstende Stimmung. Die Sprache ist sachte und fast kindlich, was den charakteristischen Schreibstil von Rilke unterstreicht und einen Kontrast zu der tiefen und ernsthaften Thematik bildet.

Inhaltlich geht es um das lyrische Ich, das durch ein Feld gestreift und auf das Grab eines Kindes stößt. Der Grabstein ist kein typischer, sondern eine kleine Tonfigur eines Engels mit gebrochenem Flügel, die auf einem kleinen Hügel kniet und in Mohnblumen versteckt ist. Das lyrische Ich bekundet tiefes Mitleid für das „flügellahme“ Engelchen, fühlt sich also mit der traurigen, unschuldigen Figur verbunden. Doch dann löst sich ein kleiner Schmetterling von den Lippen des Engels, ein Zeichen der Hoffnung und Veränderung.

Die Form besteht aus drei Strophen zu jeweils vier Versen, was eine klare und feste Struktur bietet. Die Sprache ist geprägt von sanften und romantischen Elementen wie „Malvasinka“, „Kinderreih“, „sanft und gut“ und „kleiner Schmetterling“. Diese Begriffe und Phrasen wirken trösterlich und malerisch, was eine besondere Atmosphäre schafft. Zudem nutzt Rilke Metaphern, um die traurige Realität des toten Kindes und des zerbrochenen Engels zu beschreiben und ihnen eine tiefere Bedeutung zu verleihen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Rilkes „Der Engel“ eine tiefe Reflexion über Verlust, Trauer und Hoffnung bietet. Mit seiner sanften und poetischen Sprache zeigt er, dass aus tiefstem Leid auch Schönheit und Hoffnung hervorgehen können, symbolisiert durch den Schmetterling, der sich vom traurigen Engel löst.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Engel“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. In der Zeit von 1891 bis 1926 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 62 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Allerseelen“, „Als ich die Universität bezog“ und „Am Kirchhof zu Königsaal“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Engel“ weitere 338 Gedichte vor.

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