Begegnung von Christian Morgenstern

Wir saßen an zwei Tischen - wo? - im All ...
Was Schenke, Stadt, Land, Stern - was tut's dazu.
Wir saßen irgendwo im Reich des Lebens ...
Wir saßen an zwei Tischen, hier und dort.
 
Und meine Seele brannte: Fremdes Mädchen,
Wenn ich in deine Augen dichten dürfte
Wenn dieser königliche Mund mich lohnte
Und diese königliche Hand mich krönte - !
 
Und deine Seele brannte: Fremder Jüngling,
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Wer bist du, daß du mich so tief erregest
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Daß ich die Kniee dir umfassen möchte
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Und sagen nichts als: Liebster, Liebster, Liebster!
 
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Und unsre Seelen schlugen fast zusammen.
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Doch jeder blieb an seinem starren Tisch
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Und stand zuletzt mit denen um ihn auf
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Und ging hinaus - . Und sahn uns nimmer mehr.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Begegnung“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
119
Entstehungsjahr
1871 - 1914
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Begegnung“ wurde von Christian Morgenstern verfasst, einem Schriftsteller, der von 1871 bis 1914 lebte. Seine Lebensjahre in Verbindung mit seinem Werk lassen darauf schließen, dass er in die literarische Epoche des Symbolismus und Naturalismus hineinfällt.

Der erste Eindruck, den das Gedicht macht, ist sowohl zärtlich als auch leicht melankolisch. Morgenstern erzählt die Geschichte zweier Menschen, die sich an einem beliebigen Ort begegnen. Wo das genau ist - in einem Kaffeehaus, auf einem Land, in der Stadt oder gar andernorts -, das spielt keine Rolle.

Im Inhalt des Gedichts brennen beide, der lyrische Erzähler und das Mädchen, vor Verlangen nach einander, doch sie bleiben in ihren jeweiligen Grenzen. Sie sitzen beide an ihren Tischen und reagieren nicht auf ihre Emotionen. Die Seelen der beiden Personen scheinen sich fast zu berühren und doch schaffen sie nicht den entscheidenden Schritt. Am Ende gehen sie weg und sehen sich nie wieder.

Auf den ersten Blick kontrastiert das lyrische Ich das brennende Verlangen mit der physischen und emotionalen Distanz, die sie aufrechterhalten. Das Gedicht konfrontiert uns mit den gesellschaftlichen Normen, die uns daran hindern können, unsere wirklichen Bedürfnisse und Wünsche zu verfolgen.

Das Gedicht ist in vierter Strophenform geschrieben, und jede Strophe enthält vier Verse. Morgenstern verwendet eine einfache Sprache, die dem Leser ermöglicht, seine Gedanken und Gefühle klar zu verstehen. Aber trotz seiner Einfachheit vermittelt die Sprache des Gedichts eine starke emotionale Intensität. Zahlreiche Wiederholungen wie „wir saßen an zwei Tischen“, „Und meine Seele brannte: Fremdes Mädchen,“ „Und deine Seele brannte: Fremder Jüngling,“ und die Erwähnung der „königlichen“ Aspekte des Mädchens erhöhen die emotionale Wirkung des Gedichts. Die Sprache ist von einer zärtlichen, aber gleichzeitig auch zurückhaltenden Tonart geprägt. Die Tatsache, dass beide Personen trotz ihrer starken Zuneigung wieder auseinandergehen, hinterlässt einen traurigen Beigeschmack. Es ist, als ob das lyrische Ich die Schmerzen und die Schönheit der unerwiderten Liebe zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Begegnung“ des Autors Christian Morgenstern. Im Jahr 1871 wurde Morgenstern in München geboren. Im Zeitraum zwischen 1887 und 1914 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 119 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „Bim, Bam, Bum“, „Brief einer Klabauterfrau“ und „Brüder!“ sind weitere Werke des Autors Christian Morgenstern. Zum Autor des Gedichtes „Begegnung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 189 Gedichte vor.

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