Der Einsame von Rainer Maria Rilke

Wie Einer der auf fremden Meeren fuhr,
so bin ich bei den ewig Einheimischen;
die vollen Tage stehn auf ihren Tischen,
mir aber ist die Ferne voll Figur.
 
In mein Gesicht reicht eine Welt herein,
die vielleicht unbewohnt ist wie ein Mond,
sie aber lassen kein Gefühl allein
und alle ihre Worte sind bewohnt.
 
Die Dinge, die ich weither mit mir nahm,
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sehn selten aus, gehalten an das Ihre –:
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in ihrer großen Heimat sind sie Thiere,
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hier halten sie den Athem an vor Scham.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Einsame“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
84
Entstehungsjahr
1906
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Einsame“ wurde von Rainer Maria Rilke geschrieben, einem prominenten Dichter der literarischen Moderne, der von 1875 bis 1926 lebte. Dieses Gedicht kann etwa um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick scheint das lyrische Ich in diesem Gedicht eine Trennung zwischen sich selbst und den Menschen in seiner Umgebung zu fühlen. Es scheint sich wie ein Fremder oder Reisender inmitten der „ewig Einheimischen“ zu fühlen und empfindet eine Distanz zu den Dingen und Menschen, die es umgeben.

In einfachen Worten könnte man den Inhalt des Gedichts so zusammenfassen: Das lyrische Ich fühlt sich isoliert und fremd in seiner Umgebung. Es schaut auf die „ewig Einheimischen“ und ihre vollen Tage, während es selbst in die Ferne schweift, die für es voller Bilder und Gestalten ist. Dinge, die es aus der Ferne mitgebracht hat, erscheinen hier seltsam und fremd und „halten den Atem an vor Scham“.

Das lyrische Ich drückt in diesem Gedicht ein Gefühl der Entfremdung und der Einsamkeit aus. Es ist unter den „ewig Einheimischen“, fühlt sich aber trotzdem isoliert und getrennt von ihnen. Es scheint einen Raum in sich zu tragen, den es als „unbewohnt“ beschreibt, während die Welt um es herum voller Emotionen und „bewohnter Worte“ ist.

Das Gedicht ist in drei Vierzeilen-Strophen gegliedert und benutzt eine relativ formelle, poetische Sprache. Es verwendet Metaphern wie die des Reisenden und fremden Meeres sowie die von Tieren und der großen Heimat, um seine Gefühle der Entfremdung und Isolation zu kategorisieren. Rilkes Wortwahl und Bildsprache führen zu einer tiefgründigen und emotionalen Ausdruckskraft des Gedichts und unterstreichen die zentrale Thematik der Einsamkeit und Entfremdung des lyrischen Ichs.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Einsame“ des Autors Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1906. Der Erscheinungsort ist Berlin / Leipzig, Stuttgart. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 84 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Abend in Skaane“, „Absaloms Abfall“ und „Adam“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Einsame“ weitere 338 Gedichte vor.

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