Der Einsame von Otfried Krzyzanowski
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Und bald erlischt der Kerze Flackerlicht. |
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O meine Seele! Jetzt noch ein Gedicht! |
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Die Welt ist grau und bleiern wog der Tag, |
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Wie er oft kommt und wie ich ihn nicht mag. |
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Das Leben ist mir wie die Liebe weit |
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Und bald umfängt mich tiefe Dunkelheit. |
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Auf eines Knaben Schulter mein Knabenkuß |
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Mir Leben noch und Tod durchleuchten muß. |
Details zum Gedicht „Der Einsame“
Otfried Krzyzanowski
3
8
59
nach 1902
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Einsame“ stammt von Otfried Krzyzanowski, einem deutschen Schriftsteller, der von 1886 bis 1918 lebte. Es lässt sich somit in die Epoche des Fin de siècle einordnen, einer Zeit, die von Pessimismus, Melancholie und der Suche nach neuen Werten und Ausdrucksformen gekennzeichnet war.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht ruhig, aber schwermütig. Die abendliche bzw. nachtliche Stimmung, das Erlöschen des Kerzenlichts und das schwer wogende Grau des Tags erzeugen eine Atmosphäre der Einsamkeit und Melancholie.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einsamen Selbstgesprächen und Reflexionen des lyrischen Ichs. In der ersten Strophe äußert es der Kerze gegenüber den Wunsch, noch ein Gedicht zu verfassen, bevor das Licht erlischt. Die zweite Strophe zeichnet ein seelisches Portrait des Sprechers: die Abneigung gegenüber tristen, grauen Tagen, die Entfremdung von Leben und Liebe und die bevorstehende Dunkelheit. Die dritte und letzte Strophe führt eine Erinnerung an einen Knabenkuss ein, der dem Sprecher sowohl das Leben als auch den Tod beleuchtet hat.
Diese Metapher des Knabenkusses könnte auf die Rolle des Kunstwerks verweisen, das durch die Reflektion und das Einfangen vergangener Erlebnisse dem Leben Bedeutung verleiht. In der Dunkelheit und Einsamkeit ist es das Gedicht, das den Tag erhellt und Trost spendet.
Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen verschiedener Längen, mit einer klar ersichtlichen Struktur hinsichtlich der Versanzahl (2-4-2). Die Sprache des Gedichts ist schlicht aber ausdrucksstark, mit sparsamen, präzisen Metaphern, wie der „grauen Welt“, der „bleiernen Schwere des Tages“ und dem Lichtlöschenden Kerzenflackern, die alle Stimmungsbilder von Dunkelheit, Schwere und Einsamkeit erzeugen. Diese Elemente tragen zum allgemeinen Eindruck des Gedichts als tiefsinniger, melancholischer Reflexion über das Leben, das Schreiben und die Einsamkeit bei.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Einsame“ des Autors Otfried Krzyzanowski. Im Jahr 1886 wurde Krzyzanowski in Starnberg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1902 bis 1918 entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 59 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Ästhetik des Kriegs“, „Ballade“ und „Bekenntnis“ sind weitere Werke des Autors Otfried Krzyzanowski. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Einsame“ weitere 37 Gedichte vor.
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Zum Autor Otfried Krzyzanowski sind auf abi-pur.de 37 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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