Jenseits von Leo Sternberg

Die Glocken läuten dann wie jeden Tag ...
An meinem Fenster wird einer träumend stehn,
und der gewölbte Berg, der drüben lag,
wird - abendgrau - wie ein Grab aussehn
und der Baum darauf, wie ein Baum auf einem Grab.
 
Indessen werden die Stern' über meinem Grab aufgehn ...
Der Fremde tritt vom Fenster ins Zimmer hinein;
von seiner Welt nicht mehr aufzusehn,
nimmt er den Arbeitssessel wieder ein
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Ich liege draußen allein, wie ich im Leben war.
 
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Und selbst die Toten neben mir werden mich nicht verstehn ...
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Dann werde ich aufstehn und zu Gott gehn,
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daß er mich behalte nun,
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oder mir sonst etwas aufgebe zu tun,
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oder die Flamme austrete
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Dann werde ich ruhn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Jenseits“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
114
Entstehungsjahr
1876 - 1937
Epoche
Naturalismus,
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Jenseits“ stammt von dem Dichter Leo Sternberg, der von 1876 bis 1937 lebte. Dies ermöglicht eine zeitliche Einordnung in das späte 19. und beginnende 20. Jahrhundert.

Auf den ersten Blick vermittelt das Gedicht einen melancholischen und nachdenklichen Eindruck. Die Atmosphäre ist geprägt von Sehnsucht, Einsamkeit und der Auseinandersetzung mit dem Tod und dem Jenseits.

Im Hinblick auf den Inhalt thematisiert das lyrische Ich sein Leben nach dem Tod. Es beschreibt eine Szenerie, in der das tägliche Leben ohne seine physische Präsenz weitergeht. Es wird eine Art Distanz zu dem bisherigen Leben hergestellt, indem es sich außerhalb dessen beschreibt, während gleichzeitig auf seine Einsamkeit im Leben wie auch nach dem Tod hingewiesen wird. In der letzten Strophe wird eine Art Heilserwartung ausgedrückt, indem das lyrische Ich sich an Gott wendet, um entweder bei ihm Ruhe zu finden oder eine neue Aufgabe im Jenseits zu bekommen.

Formal lässt sich erkennen, dass das Gedicht in 3 Strophen unterteilt ist, die jeweils aus 5 bzw. 6 Versen bestehen. Es handelt sich dabei um freie Verse ohne Reimschema. Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und besitzt eine gewisse Melancholie, die gut zur Thematik passt. Besonders prägend sind dabei die wiederkehrenden Bilder des Grabes, der Glocken und des Baumes, die unterschiedliche Assoziationen wie Endlichkeit, Vergänglichkeit, aber auch Kontinuität und Widerstandsfähigkeit hervorrufen. Im Ausdruck zeigt sich eine gewisse Einfachheit und Direktheit, die das Gefühl des lyrischen Ichs vermittelt, gleichzeitig allein und doch Teil eines größeren Zusammenhangs zu sein.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass „Jenseits“ von Leo Sternberg eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Jenseits darstellt. Es zeigt auf melancholische Weise die Einsamkeit und Isolation des Individuums, sowohl im Leben als auch im Tod, bringt jedoch auch eine Hoffnung auf Ruhe und Frieden im Jenseits zum Ausdruck.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Jenseits“ ist Leo Sternberg. Geboren wurde Sternberg im Jahr 1876 in Limburg an der Lahn. In der Zeit von 1892 bis 1937 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 114 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Leo Sternberg ist auch der Autor für Gedichte wie „Geschenke“, „Falter“ und „Die Sonnenfrau“. Zum Autor des Gedichtes „Jenseits“ haben wir auf abi-pur.de weitere 11 Gedichte veröffentlicht.

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