Der Einsame von Wilhelm Busch

Wer einsam ist, der hat es gut,
Weil keiner da, der ihm was tut.
 
Ihn stört in seinem Lustrevier
Kein Tier, kein Mensch und kein Klavier,
Und niemand gibt ihm weise Lehren,
Die gut gemeint und bös zu hören.
 
Der Welt entronnen, geht er still
In Filzpantoffeln, wann er will.
 
Sogar im Schlafrock wandelt er
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Bequem den ganzen Tag umher.
 
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Er kennt kein weibliches Verbot,
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Drum raucht und dampft er wie ein Schlot.
 
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Geschützt vor fremden Späherblicken,
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Kann er sich selbst die Hose flicken.
 
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Liebt er Musik, so darf er flöten,
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Um angenehm die Zeit zu töten,
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Und laut und kräftig darf er prusten,
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Und ohne Rücksicht darf er husten,
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Und allgemach vergißt man seiner.
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Nur allerhöchstens fragt mal einer:
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Was, lebt er noch? Ei schwerenot,
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Ich dachte längst, er wäre tot.
 
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Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen,
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Läßt sich das Glück nicht schöner malen.
 
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Worauf denn auch der Satz beruht:
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Wer einsam ist, der hat es gut.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Der Einsame“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
26
Anzahl Wörter
156
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorgestellten Gedichts ist Wilhelm Busch, ein deutscher Autor, Maler und Zeichner. Er lebte von 1832 bis 1908, das Gedicht „Der Einsame“ kann also dem 19. Jahrhundert zugeordnet werden, einer Epoche, die im Allgemeinen auch als Biedermeierzeit bis zur Gründerzeit bekannt ist.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht die Einsamkeit als etwas Gutes darzustellen - ein Leben frei von Störungen und frei von Verpflichtungen. Tatsächlich geht es jedoch um einen durchaus ironischen und satirischen Blick auf die Vor- und Nachteile dieser Lebensweise.

Im Grunde genommen besagt das lyrische Ich, dass der einsame Mensch es gut hat. Unabhängig von der Gesellschaft, kann dieser Mensch tun und lassen was er will, wie etwa herumlaufen in einem Schlafrock und Filzpantoffeln, rauchen und flöten, wann immer es ihn danach verlangt. Er ist frei von Kritik und „gut gemeinten Ratschlägen“, die oft nur ärgerlich sind. Es geht jedoch auch um die Komik dieser Freiheit. Die Tatsache, dass niemand wirklich bemerkt, ob er noch am Leben ist, ist eine sarkastische Darstellung dieser Unabhängigkeit.

In Bezug auf Form und Sprache folgt das Gedicht einer simplen Struktur, mit kurzen Strophen und Versen. Der Reim ist meistens paarweise und zeugt von einem klaren, einfachen Stil. Die Sprache ist umgangssprachlich und humorvoll, ganz im Einklang mit Busch's Stil, der für seine humorvollen und satirischen Werke bekannt ist. Trotz der Einfachheit der Form und Sprache trägt das Gedicht eine tiefere Bedeutung in sich, die einen kritischen und ironischen Blick auf das Leben in der Abgeschiedenheit offenbart. Insgesamt erinnert das Gedicht stark an Buschs bekannten humoristisch-satirischen Stil, den man aus seinen vielen Zeichnungen und Geschichten kennt.

Zusammenfassend betrachtet, stellt das Gedicht „Der Einsame“ von Wilhelm Busch auf humorvolle Weise die Freiheiten und Einschränkungen des Lebens in der Einsamkeit dar und regt den Leser zum Nachdenken über die Vor- und Nachteile dieser Lebensweise an. Das Gedicht zeigt, dass das Leben als Einsiedler zwar Freiheit und Unabhängigkeit bringen kann, aber auch Isolation und Missverständnisse.

Weitere Informationen

Wilhelm Busch ist der Autor des Gedichtes „Der Einsame“. Der Autor Wilhelm Busch wurde 1832 in Wiedensahl geboren. Zwischen den Jahren 1848 und 1908 ist das Gedicht entstanden. Wiesbaden u. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 26 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 156 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Wilhelm Busch sind „Ach, ich fühl es! Keine Tugend“, „Ach, wie geht’s dem Heilgen Vater“ und „Als Christus der Herr in Garten ging“. Zum Autor des Gedichtes „Der Einsame“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 208 Gedichte vor.

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