Am Moor von Georg Trakl

Wanderer im schwarzen Wind; leise flüstert das dürre Rohr
In der Stille des Moors. Am grauen Himmel
Ein Zug von wilden Vögeln folgt;
Quere über finsteren Wassern.
 
Aufruhr in verfallener Hütte
Aufflattert mit schwarzen Flügeln die Fäulnis;
Verkrüppelte Birken seufzen im Wind.
 
Abend in verlassener Schenke. Den Heimweg umwittert
Die sanfte Schwermut grasender Herden,
10 
Erscheinung der Nacht: Kröten tauchen aus silbernen Wassern.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Am Moor“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1887 - 1914
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

„Am Moor“ ist ein Gedicht des expressionistischen Dichters Georg Trakl, der von 1887 bis 1914 lebte. Aufgrund der Entstehungszeit lässt sich das Gedicht ungefähr in das frühe 20. Jahrhundert einordnen, welches von politischen Umwälzungen und künstlerischen Aufbrüchen gekennzeichnet war. Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht düster und melancholisch, es entsteht ein Bild von Verfall und Einsamkeit.

Inhaltlich schildert das lyrische Ich eine Wanderung durch eine düstere Moorlandschaft. In der ersten Strophe wird die Atmosphäre der Landschaft mit „schwarzem Wind“, „grauem Himmel“ und „finsteren Wassern“ beschrieben. Die düstere Stimmung setzt sich in der zweiten Strophe fort, in der eine „verfallene Hütte“ und „verkrüppelte Birken“ beschrieben werden. Die dritte Strophe bringt eine leichte Veränderung: Es wird Abend, das lyrische Ich erreicht eine „verlassene Schenke“ und spürt „sanfte Schwermut“. Der Abend und die „grasenden Herden“ wirken gedämpft und ruhig im Vergleich zu den vorhergehenden Versen, doch die Ruhe ist trügerisch – die Nacht bringt die „Kröten“, welche aus „silbernen Wassern“ auftauchen.

Das lyrische Ich scheint die düstere und melancholische Atmosphäre der Landschaft und die sich darin abzeichnende Verlassenheit und Verfall mitzuerleben und auszudrücken. Dabei könnte die Moorlandschaft auch als Metapher für die innere Befindlichkeit des lyrischen Ichs gesehen werden, denn die Landschaft spiegelt nicht nur die melancholische Grundstimmung, sondern auch die Empfindung von Vergänglichkeit und Tod wider.

Formal besticht das Gedicht durch seine konsequente Dreiteiligkeit. Jede Strophe hat eine eigene Thematik, die sich jeweils in drei bzw. vier Zeilen ausdrückt. Dabei kommen durchgehend kurze, prägnante Sätze zum Einsatz, die ein schnelles Lesetempo erzeugen und die geschilderten Situationen dadurch noch eindringlicher machen. Die Satzstruktur ist eher schlicht und die Wortwahl einfach, was die Unmittelbarkeit der Bilder und Eindrücke unterstreicht. Trotz der schlichten Form zeigt das Gedicht aber auch eine tiefe Symbolkraft, die sich vor allem in den wiederkehrenden Natur- und Tiersymbolen ausdrückt.

Weitere Informationen

Georg Trakl ist der Autor des Gedichtes „Am Moor“. Trakl wurde im Jahr 1887 in Salzburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1903 und 1914. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Trakl ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 62 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 10 Versen. Die Gedichte „Die Raben“, „Die Ratten“ und „Die junge Magd“ sind weitere Werke des Autors Georg Trakl. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Am Moor“ weitere 60 Gedichte vor.

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