Der Dom zu Cölln von Karoline von Günderrode

Fünffach wölbt sich die Dekke auf Gruppen gothischer Säulen,
Höher hebt sich der Chor, stolzer getragen empor,
Schön ist das Innre geziert mit Erzen und Marmor und Teppchen
Und ein purpurner Tag bricht durch die farbigen Fenster. –
Aber dort, wo die Dunkelheit dichter sich webt durch die Säulen,
Hauchet ein Modergeruch dumpf aus der Tiefe herauf,
Alda schlafen die Helden der Kirche im hüllenden Sarge
Und ihr Bildniß ruht drauf, sie falten die Hände zum Beten,
Und ihr starrender Blick hat sich zum Himmel gewandt.
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Staunend seh ich sie an, mir ist, als müßten sie reden,
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Aber sie starren noch fort, wie sie es Jahrhunderte thaten
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Und mich schauert so tief, daß also stumm sind die Todten.
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Doch da hebt sich Gesang, und Orgeltöne, sie schweben
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Feiernd die Dome hinauf, wo glänzende Heilige beten
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Aber es wandlen die Töne sich und in Fitt’che der Engel
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Und umrauschten melodisch wogend die heiligen Bilder.
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Und zum Himmel verkläret sich alles – Musik, und Farben, und Formen,
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Aus dem entzückten Auge verschwinden die Gräber, die Todten,
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Und den stummen Grüften entsteiget ein freudiges Jauchzen. –
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Ja ich habe die Auferstehung gesehen im Auge des Geistes.
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Und das Leben der Kunst, es führte die Seele zum Himmel.
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Dichtkunst! Du Seele der Künste, Du die sie alle gebohren,
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Du beseelest das Grab, steigest zum Himmel empor.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Der Dom zu Cölln“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
23
Anzahl Wörter
220
Entstehungsjahr
nach 1796
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht ist von Karoline von Günderrode, einer deutschen Schriftstellerin, die von 1780 bis 1806 lebte. Sie zählt zur literarischen Strömung der Romantik, welche von etwa 1795 bis 1848 Andauerte.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von der eindrucksvollen Szenerie des Doms zu Cölln. Die Farben, Formen und Geräusche innerhalb des sakralen Gebäudes werden äußerst lebhaft beschrieben, sodass beim Lesen schnell eine Stimmung von Ehrfurcht und Erhabenheit entsteht.

Inhaltlich beschreibt Günderrode im ersten Teil des Gedichts die architektonischen Besonderheiten des Doms und die kunstvollen Verzierungen im Inneren. Immer wieder weist sie auf den starken Kontrast zwischen der farbenprächtigen Opulenz und der dunklen, modrigen Atmosphäre hin, in der die Helden der Kirche ruhen. Sie erzeugt eine Spannung zwischen Leben und Tod, welche sich im zweiten Teil aufzulösen scheint: Die ehrfurchteinflößende Stille wird durch den Gesang und den Klang der Orgel unterbrochen. Die Musik, die Farben und die Formen des Doms werden zum Sinnbild für die Auferstehung und die Kraft der Kunst.

Diese Thematik unterstreicht auch das lyrische Ich: In simple words, it suggests that art brings life back to even the stillest and darkest place, creating a vivid contrast between the stillness of death and the colorful vibrancy of life. Diese Botschaft mit dem sakralen Kontext des Gedichts zu verknüpfen, ist eine deutliche Anspielung auf die christlichen Vorstellungen von Tod und Auferstehung.

Die Sprache des Gedichts ist opulent und bildgewaltig, gekennzeichnet durch den ausgiebigen Gebrauch von Adjektiven und Metaphern. Die Form trägt dazu bei, ein intensives Gefühl von Erhabenheit und Respekt zu vermitteln. Das Gedicht besteht aus 23 Versen, die in freien Rhythmen geschrieben sind, was zum feierlichen Charakter des Gedichts und zum Ausdruck des individuellen lyrischen Ich beiträgt.

Zusammenfassend ist „Der Dom zu Cölln“ eine eindrucksvolle Beschreibung eines sakralen Ortes und dessen transzendierende Kraft durch die Kunst. Es zeichnet sich durch seine lebendige Sprache und seine tiefe Symbolik aus, die die Themen Leben, Tod und Auferstehung in einem erhabenen Kontext darstellt.

Weitere Informationen

Karoline von Günderrode ist die Autorin des Gedichtes „Der Dom zu Cölln“. Geboren wurde Günderrode im Jahr 1780 in Karlsruhe. In der Zeit von 1796 bis 1806 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin-Wilmersdorf. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Bei der Schriftstellerin Günderrode handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis spät in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte verschiedenste Auswirkungen auf Literatur, Musik, Philosophie und Kunst jener Zeit. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Als Merkmale der Literatur der Romantik sind die Verklärung des Mittelalters, die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen zu benennen. Bedeutende Symbole sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 220 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 23 Versen. Weitere Werke der Dichterin Karoline von Günderrode sind „Die eine Klage“, „Die Töne“ und „Piedro“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Der Dom zu Cölln“ keine weiteren Gedichte vor.

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