Auf einem Stein von Karl Henckell

Auf einem Stein bei der Sonne Scheiden
Übersann ich mein Kämpfen und Leiden.
 
Klar erzitterte auf einmal
Glockengeläute von Tal zu Tal.
 
Mächtig wollten die Abendglocken
Von dem Grunde der Erde mich locken.
 
Selig winkte weltweite Höh',
Sacht zu Boden flockte mein Weh.
 
Lächelnd, leuchtend im Liliengewande,
10 
Leidlos schwebt' ich zum Lebenslande.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Auf einem Stein“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
52
Entstehungsjahr
1864 - 1929
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf einem Stein“ wurde von Karl Henckell verfasst, einem deutschen Dichter, der von 1864 bis 1929 lebte. Henckell war bekannt für seine sozialkritischen Gedichte. Die genaue Veröffentlichungszeit des Gedichts ist unbekannt, aber es kann als sicher gelten, dass es in das späte 19. oder frühe 20. Jahrhundert einzuordnen ist.

Beim ersten Lesen strahlt das Gedicht eine ruhige, fast schon meditative Stimmung aus. Es scheint, als würde das lyrische Ich inmitten der Natur sitzen, seine Leiden und Kämpfe reflektieren und dadurch zu einer Art innerer Erleuchtung oder Befreiung gelangen.

Das lyrische Ich beschreibt, wie es auf einem Stein sitzt und dabei sein Leid und seinen Kampf bedenkt. Es ist Zeuge, wie Glockenklänge von einem Tal ins nächste schwingen. Diese Glocken und die damit verbundenen Abendstunden scheinen vom tiefsten Grund der Erde her zu rufen, und locken das lyrische Ich in eine „weltweite Höh'“, eine Art spirituelle, weltumspannende Erfahrung. In diesem Zustand verschwindet das Leid des lyrischen Ichs, symbolisiert durch das Herabflocken des Wehs. Es schwebt dann leidlos, lachend und leuchtend zum „Lebenslande“, was einen Zustand der Freiheit und des Friedens suggeriert.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen zu je zwei Versen, ein klassisches Merkmal der Gattung des Distichons. Die klare und einfache Sprache, verstärkt durch den sparsamen Einsatz von Metaphern und Symbolen, macht das Gedicht leicht zugänglich.

Insgesamt scheint das lyrische Ich in „Auf einem Stein“ eine Art spirituelle Transformation zu durchlaufen. Obwohl es das Gedicht zu Beginn in einem Zustand des Kampfes und Leids beschreibt, führt es am Ende zu einem Zustand des inneren Friedens und der Freiheit. Es kann als ein Zeugnis spiritueller Befreiung durch die Berührung mit der Natur und der Kraft des Moments gesehen werden. Es ist eine Einladung nach innen zu schauen, das Leid zu akzeptieren und dann loszulassen und sich dem Leben hinzugeben.

Weitere Informationen

Karl Henckell ist der Autor des Gedichtes „Auf einem Stein“. Henckell wurde im Jahr 1864 in Hannover geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1880 und 1929. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 52 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Karl Henckell ist auch der Autor für Gedichte wie „Mein Neujahrswunsch“, „Suum cuique!“ und „Ulrich von Hutten“. Zum Autor des Gedichtes „Auf einem Stein“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 21 Gedichte vor.

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