Schon lag auf Erden von Karl Henckell

Schon lag auf Erden dunkles Schweigen,
Nur hin und wieder dumpf ein Klang,
Wenn von den fruchtbeladnen Zweigen
Ein Apfel auf den Rasen sprang.
Vom Garten wehte feucht erquickend
Ein weicher, warmer Wind ins Haus,
Ich aber lehnte, traurig blickend
Weit aus dem Fenster mich hinaus.
 
"Wozu dies Zweifeln, dies Verlangen,
10 
Das quälend sich im Busen häuft?
11 
Wozu dies sehnsuchtsvolle Bangen,
12 
Das zitternd durch die Glieder läuft?"
13 
Zum Herzen fühlt' ich's heißer wallen,
14 
Mich übermannt - o süße Pein!
15 
Der Trieb, der reizendste von allen:
16 
Zu lieben und geliebt zu sein.
 
17 
Da spürt ich meine Kraft versagen
18 
In Schauern und in Fieberglut:
19 
"Ich kann's, ich kann's nicht länger tragen,
20 
O lernt' ich nie, wie Liebe tut!"
21 
In Tränen schien der Mond zu schimmern,
22 
Der hinter Wolken trübe schlich,
23 
Vor meinen Augen sah ich's flimmern,
24 
Ich hab' geweint - geweint um dich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Schon lag auf Erden“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
141
Entstehungsjahr
1864 - 1929
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Schon lag auf Erden“ wurde von Karl Henckell verfasst, einem deutschen Autor und Dichter, der von 1864 bis 1929 lebte. Somit lässt es sich hiervor ableiten, dass das Gedicht in der späten Phase des 19. und frühen Phase des 20. Jahrhunderts angesiedelt ist.

Beim ersten Eindruck scheint das Gedicht melancholisch und emotional zu sein. Es drückt in stimmungsvollen Bildern eine innere Traurigkeit und Sehnsucht aus.

Das lyrische Ich scheint in einer Situation emotionaler Zerrissenheit und Einsamkeit gefangen zu sein. Zu Anfang beschreibt es seine Umgebung: die Stille der Nacht, unterbrochen von der dumpfen Geräuschen reifender Äpfel, die auf den Rasen fallen. Anschließend offenbart das lyrische Ich seine innere Befindlichkeit: die Bedrücktheit, die daraus resultiert, allein und nachdenklich aus dem Fenster zu blicken. Im zweiten Teil des Gedichts stellt es Fragen zu seiner quälenden Sehnsucht und seinem inneren Zweifeln. Schließlich gesteht es den aufsteigenden Wunsch, zu lieben und geliebt zu werden. Im letzten Teil offenbart das lyrische Ich das Gefühl der Überforderung durch die starke emotionale Belastung. Es weint und zeigt offen seine Verletzlichkeit und Traurigkeit, die durch das Fehlen einer geliebten Person hervorgerufen wird.

Sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch einen fließenden, malerischen Stil aus. Es gibt dabei eine reiche Bandbreite an Naturbildern und sinnlichen Eindrücken wieder. Emotionen werden mit physischen Empfindungen verbunden, die die Bilder und Wirkung des Gedichts verstärken. „Schauern und Fieberglut“ etwa kennzeichnen das kraftvolle, von Liebe erzählende innere Erlebnis des lyrischen Ichs. Die Form folgt einem strukturierten Aufbau mit drei Strophen, jeweils bestehend aus acht Versen. Das erlaubt ein flüssiges Lesen und hilft, den Inhalt klar zu gliedern.

Das Gedicht wirkt also durch seine sprachliche Bilder und durch das Spiel unterschiedlicher Emotionen des lyrischen Ichs und erzeugt so eine starke emotionale Wucht und Tiefe.

Weitere Informationen

Karl Henckell ist der Autor des Gedichtes „Schon lag auf Erden“. Der Autor Karl Henckell wurde 1864 in Hannover geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1880 und 1929. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 141 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Der Dichter Karl Henckell ist auch der Autor für Gedichte wie „Hexengeflüster“, „Kommen wird der Tag....“ und „Majestätsbeleidigung“. Zum Autor des Gedichtes „Schon lag auf Erden“ haben wir auf abi-pur.de weitere 21 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Karl Henckell (Infos zum Autor)

Zum Autor Karl Henckell sind auf abi-pur.de 21 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.