Phantasus von Arno Holz

Aus weißen Wolken
baut sich ein Schloß.
 
Spiegelnde Seeen, selige Wiesen,
singende Brunnen aus tiefstem Smaragd!
 
In seinen schimmernden Hallen
wohnen
die alten Götter.
 
Noch immer,
abends,
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wenn die Sonne purpurn sinkt,
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Glühn seine Gärten,
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von ihren Wundern hebt mein Herz
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und lange ... steh' ich.
 
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Sehnsüchtig!
 
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Dann naht die Nacht,
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die Luft verlischt,
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wie zitterndes Silber blinkt das Meer,
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und über die ganze Welt hin
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weht ein Duft wie von Rosen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Phantasus“

Autor
Arno Holz
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
19
Anzahl Wörter
71
Entstehungsjahr
1863 - 1929
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Phantasus“ wurde von Arno Holz verfasst. Er wurde am 26. April 1863 geboren und starb am 26. Oktober 1929. Das Gedicht gehört daher zur Zeit der literarischen Moderne, genauer ins Fin de Siècle, und ist eng mit der symbolistischen Aphoristik verknüpft, für die Holz bekannt war.

Bereits beim ersten Lesen des Gedichts wird klar, dass das Hauptthema die Träumerei und die Sehnsucht ist. Holz bedient sich einer fantastischen, traumhaften Bildwelt, die er in animistischer Manier mit Emotionen auflädt. Er nutzt lebendige, sinnliche Beschreibungen, um eine träumerische Atmosphäre zu erzeugen.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich ein imaginäres Schloss, das aus weißen Wolken erbaut ist und in dessen schimmernden Hallen die alten Götter hausen. Es schildert eine traumhafte Landschaft mit spiegelnden Seen, seligen Wiesen und singenden Brunnen aus tiefstem Smaragd. Bei Sonnenuntergang und dem Blick auf die glühenden Gärten des Schlosses erwacht in ihm eine tiefe Sehnsucht. Mit Einbruch der Nacht verschwindet das Schloss und hinterlässt einen Duft wie von Rosen.

Mit diesem Gedicht drückt Holz die tiefe Sehnsucht des lyrischen Ichs nach einer Welt außerhalb der Realität aus. Diese Sehnsucht scheint so stark zu sein, dass es fast schmerzt, aber trotzdem eine gewisse Freude bereitet. Es scheint sich nach der Poesie, der Schönheit und der Magie der alten Götter zu sehnen.

Formal betrachtet, ist das Gedicht in freien Versen verfasst und verzichtet auf ein festes Reimschema. Die Verse sind unterschiedlich lang und teilen sich auf insgesamt sechs Strophen auf, von denen einige nur aus einem einzigen Vers bestehen. Dies verleiht dem Gedicht einen freien, fließenden Rhythmus, der gut zur traumhaften Atmosphäre passt.

Die Sprache des Gedichts ist bewusst gewählt und ästhetisch. Mit seinen sinnlichen Beschreibungen und der Auswahl an bildhafter Metaphorik und Silbenmalerei schafft Holz eine Atmosphäre, die den Leser packt und förmlich in die traumhafte Welt des lyrischen Ichs hineinzieht. Dabei ist das Gedicht von einer tiefen Melancholie und Sehnsucht durchzogen, die das lyrische Ich der realen Welt entfremdet und es in die Traumwelt der alten Götter flüchten lässt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Phantasus“ des Autors Arno Holz. 1863 wurde Holz in Rastenburg, Ostpreußen geboren. Zwischen den Jahren 1879 und 1929 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Naturalismus zu. Holz ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 71 Worte. Weitere Werke des Dichters Arno Holz sind „Vor meinem Fenster“, „Ninon“ und „Ein Abschied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Phantasus“ weitere 17 Gedichte vor.

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