Am Abend von Hedwig Lachmann

Weißt du denn - wenn auf Baum und Strauch
Das Astwerk zittert und sich sträubt,
Und wenn der leicht gewellte Rauch
An einer Wetterwand zerstäubt
 
Ein scheuer Vogel ohne Laut
An dir vorbei die Flügel schlägt,
Und Wolke sich an Wolke baut
Wohin dein wilder Wunsch dich trägt?
 
Weißt du denn, wenn nun alle Welt
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Sich eng an Hof und Heimstatt schmiegt,
11 
Und deine Sehnsucht dich befällt,
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Wo deine eigne Heimat liegt?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Am Abend“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
72
Entstehungsjahr
1865 - 1918
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Am Abend“ stammt von der Autorin Hedwig Lachmann, die zwischen 1865 und 1918 gelebt hat und daher der Epoche der literarischen Moderne zuzuordnen ist.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen ruhigen, nachdenklichen Eindruck, der ein Gefühl von Melancholie und Sehnsucht widerspiegelt.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht insbesondere das Gefühl der Sehnsucht und die damit einhergehende Suche nach einem Ort der Zugehörigkeit. In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich eine Abendszene, in der sich Baum und Strauch im Wind bewegen und Rauch zerstreut wird. In der zweiten Strophe ist ein Vogel ohne Laut zu sehen und Wolken bauen sich übereinander auf. Diese deskriptiven Naturbeobachtungen werden mit dem „wilden Wunsch“ des lyrischen Ichs verbunden. In der finalen Strophe äußert das lyrische Ich eine Frage: Es scheint unsicher zu sein, wo seine „eigene Heimat“ liegt, während der Rest der Welt sich an „Hof und Heimstatt“ anschmiegt.

In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht in drei Strophen, jede mit vier Versen, organisiert ist. Die Sprache ist eher nüchtern und sachlich, gleichzeitig jedoch stark bildhaft. Sie zeichnet ein klares, eindringliches Bild der beschriebenen Szenerie und der inneren Empfindungen des lyrischen Ichs. Es werden keine Reime verwendet, was die freie, suchende Stimmung des Gedichts unterstützt. Metaphern wie der „wilde Wunsch“, der „scheue Vogel“ und die „Wetterwand“ unterstreichen die thematische Auseinandersetzung mit Sehnsucht, Unsicherheit und der Suche nach Zugehörigkeit.

Zusammenfassend greift das Gedicht „Am Abend“ von Hedwig Lachmann in einer bildreichen, auf das Wesentliche reduzierten Sprache das universelle menschliche Thema der Sehnsucht und der Suche nach Heimat auf. Es ermöglicht dem Leser durch seine anschauliche Naturbeschreibung und durch den emotionalen Gehalt seiner Aussagen eine intensive Beschäftigung mit diesen Themen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Am Abend“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Hedwig Lachmann. 1865 wurde Lachmann in Stolp, Pommern (Polen) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1881 bis 1918 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 72 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Hedwig Lachmann ist auch die Autorin für das Gedicht „In die Ferne“ und „Unterwegs“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Am Abend“ keine weiteren Gedichte vor.

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