Rosenlied von Anna Ritter

Wir senkten die Wurzeln in Moos und Gestein,
Wir wiegten die Schultern im rosigen Schein,
Wir tranken die Sonne, den Thau und das Licht,
Wir prangten in Schönheit und wußten es nicht.
 
Der Lenz strich vorüber und küßte uns leis,
Der Tag ward so still und die Nächte so heiß,
Der Wind sprach von Liebe manch flüsterndes Wort,
Ein Schritt kam gegangen .. ein Arm trug uns fort.
 
Wer hält unser Leben in zitternder Hand?
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Es duftet und rieselt ein weißes Gewand ...
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Wir sehn eine Brust, die Sehnsucht erregt,
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Wir hören ein Herz, das in Leidenschaft schlägt.
 
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Von Liebe gebrochen, zu Liebe gebracht
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Wir grüssen dich, Schwester, in schweigender Nacht.
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Der Tag, der zu holderem Blühen dich ruft,
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Er schenkt unsre Schönheit verwelkt in die Gruft.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Rosenlied“

Autor
Anna Ritter
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
125
Entstehungsjahr
1865 - 1921
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

„Rosenlied“ ist ein Gedicht von Anna Ritter, einer deutschen Dichterin, die von 1865 bis 1921 lebte. Die zeitliche Einordnung des Gedichts kann daher in das Ende des 19. und den Anfang des 20. Jahrhunderts verortet werden, eine Epoche, in der sie ihre Werke veröffentlichte. Der erste Eindruck des Gedichts erinnert an eine romantische Darstellung von Rosen und erweckt eine gefühlvolle Atmosphäre.

In einfachen Worten beschreibt das Gedicht den Wachstumszyklus und den Lebensweg einer Rose, symbolisiert durch die weibliche Identität. In der ersten Strophe geht es um das Wachstum der Rosen aus dem Boden, das Trinken von Sonne, Tau und Licht und ihre ungewisse Schönheit. In der zweiten Strophe ergreift der Frühling seine Rolle, indem er die Rosen küsst, Tage und Nächte über sie vorrücken lässt und Liebe in ihre Umgebung weht. Ein Mensch trägt die Rosen schließlich weg. Die dritte Strophe impliziert, dass die Rosen, nun gepflückt, ein Leben in der Hand eines Menschen führen. Sie sind von Sehnsucht erfüllt und hören ein leidenschaftlich schlagendes Herz. Die vierte und letzte Strophe beschreibt die Tatsache, dass die Rosen in ihrer Schönheit sterben, am Ende aber doch Teil eines größeren Kreislaufs sind.

Das lyrische Ich spricht im Plural, als Stimme der Rosen. Es betont den Wechsel von Wachstum zu Tod, und die Rolle der Liebe in diesem Prozess.

Sprachlich bewegt sich das Gedicht in einer romantischen und ebenso symbolträchtigen Weise. Die ästhetische Darstellung des Wachstumszyklus stellt eine Metapher für die weibliche Existenz von Geburt, Leben, Liebe und Tod dar. Die Bildsprache in Ritters „Rosenlied“ ist voller emotionaler Intensität, die Verwendung der Worte „zitternde Hand“, „Leidenschaft“ und „schweigende Nacht“ verstärken die tiefe Emotionalität.

Formal besteht das Gedicht aus vier vierzeiligen Strophen. Die Versmaße und Reime sind nicht durchgängig gleich, was es zu einem freien Versegedicht macht. Insgesamt verwendet Anna Ritter eine einfache, direkte Sprache, schafft es aber dennoch, komplexe Gefühle und Lebenserfahrungen zu vermitteln. Das Gedicht ist daher ein Beispiel für den Erfolg der Dichterin in ihrer Fähigkeit, den weiblichen Lebenszyklus und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft ihrer Zeit zu thematisieren.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Rosenlied“ ist Anna Ritter. Ritter wurde im Jahr 1865 in Coburg geboren. In der Zeit von 1881 bis 1921 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 125 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „Auf der Schwelle“, „Im Felde“ und „Überraschende Bekanntschaft“ sind weitere Werke der Autorin Anna Ritter. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Rosenlied“ weitere 38 Gedichte vor.

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