Ad locum von Ernst Moritz Arndt

Zapft die Tonnen, füllt die Gläser,
Heute laßt uns fröhlich sein!
Ach! bald säuseln grüne Gräser
Auch um unsern grauen Stein:
Unser Leben schwingt die Flügel,
Hinkend holt der Tod es ein,
Um der Gräber stille Hügel
Klingt kein Jubel, fließt kein Wein.
 
Sonn' und Sterne fliegen trunken
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Durch des Himmels blaue Bahn,
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Frohberauschet läuten Unken
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Und begeistert singt der Schwan;
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Wenn die Nektarflut der Tonne
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In den blanken Becher fleußt,
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Flieget über Mond und Sonne
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Des entzückten Zechers Geist.
 
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Evan, Heil dir! Sorgenbrecher!
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Freudenbringer, Heil und Preis!
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Du erlabst den matten Zecher,
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Du entflammst des Alters Eis,
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Rötest die gebleichten Wangen,
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Stärkest das gebogne Knie
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Und erschreckst des Grames Schlangen
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Durch der Lieder Melodie.
 
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Heil dir, Göttersohn der Traube!
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Jubelt, Saiten! Becher, klingt,
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Bis man mit dem Trauerlaube
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Unsre Urnen still umschlingt.
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Hier in Bacchus' Heiligtume
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Herrsche das Gesetz der Lust!
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Ach! es traur't der Jugend Blume
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Bald verwelkt an unsrer Brust.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Ad locum“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
153
Entstehungsjahr
1799
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ad locum“ stammt von Ernst Moritz Arndt, einem bedeutenden Dichter und Schriftsteller der deutschen Romantik, der von 1769 bis 1860 lebte. Somit fällt das Gedicht in die Zeit des 18. bis 19. Jahrhunderts, einer Epoche, die von bedeutenden gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen geprägt war.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht lebensbejahend, feierlich und auch ein wenig melancholisch. Es vermischt Momente der Freude mit der traurigen Erinnerung an die Vergänglichkeit des Lebens.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich zunächst eine Aufforderung zum Feiern und fröhlich Sein aus. Es nimmt jedoch schnell eine ernste und trübe Wendung, indem es die Vergänglichkeit des Lebens und die Nähe des Todes betont. Trotz dieser düsteren Thematik fördert das lyrische Ich den Wunsch, das gegenwärtige Leben zu genießen und fröhlich zu sein.

Die Form des Gedichts weist eine klare Struktur auf. Jede Strophe besteht aus acht Versen, die ein regelmäßiges Metrum aufweisen. Die wechselnde Endreimstruktur betont den Kontrast zwischen Freude und Melancholie, den das Gedicht ausdrücken will.

Die Sprache des Gedichts ist reich an Metaphern und bildhaften Ausdrücken. Das 'grüne Gras, das den grauen Stein umsäuselt', die 'Nektarflut der Tonne, die in den blanken Becher fließt' und der 'Göttersohn der Traube' sind nur einige Beispiele dafür. Diese Metaphern und Bilder tragen dazu bei, die Themen des Gedichts - Freude und Traurigkeit, Leben und Tod - auf eindringliche und emotionale Weise zu vermitteln.

Insgesamt zeigt das Gedicht „Ad locum“ von Ernst Moritz Arndt auf künstlerische Weise die Freuden und Leiden des menschlichen Daseins. Es liefert eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, das Leben zu genießen und jeden Moment zu schätzen, trotz oder gerade wegen seiner Vergänglichkeit.

Weitere Informationen

Ernst Moritz Arndt ist der Autor des Gedichtes „Ad locum“. 1769 wurde Arndt in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1799 zurück. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik oder Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 153 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Die Gedichte „Der Weihnachtsbaum“, „Klage um Auerswald und Lichnowsky“ und „Das Glück, das glatt“ sind weitere Werke des Autors Ernst Moritz Arndt. Zum Autor des Gedichtes „Ad locum“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.

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