Das Gespräch von Ernst Moritz Arndt

Ich sprach zum Morgenrot: Was glänzest du
Mit deinem Rosenlicht?
Ich sprach zur Jungfrau schön: Was kränzest du
Dein junges Angesicht?
Morgenrot, du einst erbleichen mußt,
Jungfrau schön, du einst auch sterben mußt;
Drum schmücket euch nicht.
 
Ich schmücke mich, so sprach das Morgenrot,
Mit hellem Rosenlicht;
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Ob mir dereinst ein andres Schicksal droht,
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Das weiß und frag' ich nicht.
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Der dem Mond, den Sternen gab den Schein,
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Auch gefärbt hat rot die Wangen mein,
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Drum traure ich nicht.
 
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Ich kränze mich, so sprach die Jungfrau schön,
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Weil noch mein Frühling blüht.
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Sollt' ich darum in stetem Trauern gehn,
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Daß einst die Jugend flieht?
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Der beschirmt und hält der Vöglein Nest,
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Der die Blumen blühn und welken läßt,
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Dem traut mein Gemüt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Das Gespräch“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1803
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Gespräch“ stammt von Ernst Moritz Arndt, einem deutschen Dichter, Schriftsteller und Historiker, der von 1769 bis 1860 lebte. Er gehört zur Epoche der Romantik, einem literarischen und kulturellen Stil im 19. Jahrhundert, der Gefühle und Emotionen betont.

Vom ersten Eindruck her wirkt das Gedicht melancholisch und nachdenklich, da es über Vergänglichkeit und den natürlichen Lauf des Lebens spricht, aber gleichzeitig auch Hoffnung und Akzeptanz vermittelt.

Im Inhalt des Gedichts spricht das lyrische Ich zuerst das Morgenrot und dann eine schöne junge Frau an. Das lyrische Ich sagt dem Morgenrot und der jungen Frau, dass sie trotz ihrer momentanen Schönheit eines Tages verblassen bzw. sterben werden. Doch sowohl das Morgenrot als auch die junge Frau entgegnen, dass sie sich ihrer vergänglichen Natur bewusst sind, aber entschlossen sind, ihre momentane Schönheit zu genießen und sich keine Sorgen über die Zukunft zu machen.

Das lyrische Ich möchte den Vergänglichkeitsgedanken in die Betrachter einbringen. Es konfrontiert uns mit der Endlichkeit von Schönheit und Leben. Doch Morgenrot und Jungfrau stehen sinnbildlich für eine naturverbundene und lebensbejahende Haltung, zeigen Akzeptanz gegenüber der Vergänglichkeit und vertrauen auf das Göttliche im Laufe des Lebens.

Das Gedicht ist formell in drei Strophen mit jeweils sieben Versen gegliedert. Es folgt kein traditionelles Reimschema, was es zeitgenössischer und freier erscheinen lässt. Die Sprache ist einfach und klar, mit alltäglichen Metaphern über Natur und Leben. Die Dialogform des Gedichts verdeutlicht die unterschiedlichen Perspektiven auf das Leben und die Vergänglichkeit, wobei das lyrische Ich, das Morgenrot und die junge Frau jeweils verschiedene Ansichten vertreten.

Weitere Informationen

Ernst Moritz Arndt ist der Autor des Gedichtes „Das Gespräch“. 1769 wurde Arndt in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1803. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik oder Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 122 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 21 Versen. Die Gedichte „Laßt wehen, was nur wehen kann“, „Ballade“ und „Die Zaunranke und der Klee“ sind weitere Werke des Autors Ernst Moritz Arndt. Zum Autor des Gedichtes „Das Gespräch“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.

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