Das Wasser von Ernst Moritz Arndt

Wie schau' ich still und fromm hinab
In deiner Wellen stilles Grab!
Ist um das Herz mir süß und weh
Und pochet, was ich nicht versteh',
Du Flut in tiefer See.
 
Dein Wasser rinnet immer hin,
So rinnet auch des Menschen Sinn,
Nimmt immer ab und immer zu,
Erlanget stets, hat doch nicht Ruh':
10 
Sein Bild, o See, bist du.
 
11 
Wohl aus der Erde dunklem Schoß,
12 
Aus Klippen reißest du dich los,
13 
Jagst schneller dich als Rosses Trab
14 
Zum weiten Ozean hinab,
15 
Erjagst dein ewig Grab.
 
16 
So jagt mit seinem kurzen Tag
17 
Der Mensch auch bunten Schatten nach,
18 
Im Sturm und Schnee, im Saus und Braus,
19 
Ihm läuft das süße Leben aus
20 
Ins letzte enge Haus.
 
21 
So spiegelst du vor meinem Blick
22 
Mein eignes wechselndes Geschick:
23 
In deiner Tiefe, deiner Höh'
24 
Ich meine Flut und Ebbe seh',
25 
Du Flut in stiller See.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Das Wasser“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
142
Entstehungsjahr
1803
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Das Wasser“ stammt von dem Autor Ernst Moritz Arndt, der in der Epoche der Romantik von 1769 bis 1860 lebte. Sein literarisches Schaffen war dabei stark beeinflusst von den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen seiner Zeit.

Betrachtet man das Gedicht in seiner Gesamtheit, begegnet dem Leser direkt die zentrale Metapher „Wasser“. Diese Metaphorik erzeugt einen ersten Eindruck von Fluidität, Bewegung und der damit verbundenen Vergänglichkeit. Darüber hinaus wird eine Stimmung der Melancholie und Kontemplation erreicht.

Inhaltlich benutzt der Dichter das Wasser als Spiegelbild des Menschen und seiner Existenz. Er beschreibt das ewige Fließen und die Veränderung des Wassers sowie die Parallele zu dem ständigen Wandel im Leben eines Menschen. Er thematisiert den Lauf des Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen, wobei das Wasser sowohl als ewiges Grab als auch als Quelle neuen Lebens dargestellt wird.

In der Interpretation des lyrischen Ichs wird deutlich, dass das Sprachbild des Wassers als Mechanismus zur Reflexion eigener Erfahrungen und des eigenen Werdegangs genutzt wird. So ist das Wasser für das lyrische Ich der Spiegel in dem es sein eigenes wechselndes Geschick sieht.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen, die jeweils aus fünf Versen bestehen. Es gibt kein festes Reimschema, was die fließende Bewegung des Wassers und das ständige Auf und Ab im Leben zusätzlich unterstreicht.

Sprachlich verwendet Arndt anschauliche und kraftvolle Begriffe wie „dunklem Schoß“, „Klippen“, „Sturm und Schnee“ und „Saus und Braus“, um die Gewalt und die Dynamik von Wasser und Leben hervorzuheben. Das Gedicht ist in einer einfachen, allgemein verständlichen Sprache verfasst, die dennoch große Tiefe und Emotionalität birgt.

Zusammenfassend ist „Das Wasser“ ein nachdenkliches, tiefgründiges Gedicht, das den Leser zur Reflexion über das eigene Leben und seinen ständigen Wandel anregt. Die Wasser-Metaphorik dient hierbei als kraftvolles, emotionales Bild für die Unbeständigkeit und Vergänglichkeit des Lebens.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Das Wasser“ ist Ernst Moritz Arndt. Geboren wurde Arndt im Jahr 1769 in Groß Schoritz (Rügen). Das Gedicht ist im Jahr 1803 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 25 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 142 Worte. Weitere Werke des Dichters Ernst Moritz Arndt sind „Der Mann“, „Der Weihnachtsbaum“ und „Klage um Auerswald und Lichnowsky“. Zum Autor des Gedichtes „Das Wasser“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Ernst Moritz Arndt (Infos zum Autor)

Zum Autor Ernst Moritz Arndt sind auf abi-pur.de 285 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.