Im Colosseum von Hermann Ludwig Allmers
1 |
Schau des Gemäuers riesig Rund |
2 |
Und drin den ungeheuren Krater, |
3 |
Das ist ein blutgetränkter Grund, |
4 |
Vespasians Amphitheater. |
|
|
5 |
Doch heut', - wie still im Sonnenschein |
6 |
Die goldig braunen Trümmer glühen; |
7 |
Um jede Mauer, jeden Stein, |
8 |
Welch' reiches Grünen rings und Blühen |
|
|
9 |
Und süßes Duften, - Vogelsang |
10 |
Und wonnig Säuseln, - Bienensummen, |
11 |
Nun ferner Kirchenglockenklang, |
12 |
Nun wieder plötzliches Verstummen. |
|
|
13 |
Und einst - Getös' und Waffenschall |
14 |
Und Thiergebrüll und Todesstöhnen |
15 |
Und Beifallssturm und Wiederhall, |
16 |
Ein grausig wildes Meer von Thönen. |
|
|
17 |
Ein wüst Gewirr, ein wild Gewühl, |
18 |
Blutlachen und zerriss'ne Leiber, |
19 |
Und ohne menschliches Gefühl |
20 |
Schaugier'ge Männer rings und Weiber. |
|
|
21 |
Und dennoch, - fluch ihm nimmer heut, |
22 |
Willst du den stillen Ort besuchen, |
23 |
Denn wo der Himmel Blumen streut, |
24 |
Da darf ein Menschenkind nicht fluchen. |
Details zum Gedicht „Im Colosseum“
Hermann Ludwig Allmers
6
24
121
1821 - 1902
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist Hermann Ludwig Allmers, ein deutscher Dichter und Schriftsteller, der von 1821 bis 1902 lebte. Somit lässt sich das Gedicht dem späten 19. Jahrhundert und der Epoche des Realismus zuordnen.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht als eine Gegenüberstellung zweier Zeiträume und Erlebnisse im selben Ort, dem Kolosseum in Rom.
Das Gedicht beginnt mit einer Beschreibung des massiven Bauwerks ('Gemäuers riesig Rund') und des 'blutgetränkten Grund' in 'Vespasians Amphitheater“, eine Referenz zum römischen Kaiser, der den Bau des Kolosseums in Auftrag gegeben hatte. Das lyrische Ich betont hier die ursprüngliche Funktion des Amphitheaters als Ort blutiger Gladiatoren- und Tierkämpfe.
In den auf diese ersten dunklen Versen folgenden Strophen beschreibt das lyrische Ich die aktuelle Stimmung im Kolosseum mit positiven und friedvollen Naturelementen: 'Sonnenschein', 'goldig braunen Trümmer', 'reiches Grünen rings und Blühn', 'süßes Duften', 'Vogelsang' und 'wonnig Säuseln'.
Gleichzeitig erinnert das lyrische Ich wieder an die blutige Vergangenheit des Kolosseums ('Getös' und Waffenschall' bzw. 'Blutlachen und zerriss'ne Leiber'). Doch die Schönheit der Gegenwart darf nicht durch die Vergangenheit getrübt werden ('willst du den stillen Ort besuchen, / Denn wo der Himmel Blumen streut, / Da darf ein Menschenkind nicht fluchen').
Das Gedicht ist in einem strengen Reimschema (beziehungsweise Kreuzreim: ABAB) verfasst und besteht aus sechs gleichartig gebauten vierzeiligen Strophen, was Stabilität und Ordnung vermittelt.
Sprachlich und stilistisch zeichnet sich das Gedicht durch die Verwendung von Gegenüberstellungen und Kontrasten aus, wie z.B. Blut/Blüte oder Krieg/Frieden, um die dramatische Transformation des Kolosseums hervorzuheben. Es verwendet kraftvolle, anschauliche Bilder und Worte, um die grausame Vergangenheit und die friedliche Gegenwart zu illustrieren.
Insgesamt bietet das Gedicht eine Reflexion über den Wandel der Zeit und die Fähigkeit des Menschen, über die Grausamkeiten der Vergangenheit hinauszugehen und Schönheit und Frieden in den Ruinen der Geschichte zu finden.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Im Colosseum“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Hermann Ludwig Allmers. 1821 wurde Allmers in Rechtenfleth (Niedersachsen) geboren. Zwischen den Jahren 1837 und 1902 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 121 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Hermann Ludwig Allmers ist auch der Autor für Gedichte wie „Ein Mutterherz“, „Heidenacht“ und „Am Strande“. Zum Autor des Gedichtes „Im Colosseum“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 18 Gedichte vor.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Weitere Gedichte des Autors Hermann Ludwig Allmers (Infos zum Autor)
- Gedenket der Väter und was sie geschafft
- Lewer dod as Slav!
- Nach Sturm und Kampf und Not und Plage
- Der Halligmatrose
- Feldeinsamkeit
- Strandlust
- Ein Mutterherz
- Heidenacht
- Am Strande
- Dahin
Zum Autor Hermann Ludwig Allmers sind auf abi-pur.de 18 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt