Der alte Friedhof von Paul Barsch

Verfallender Friedhof, am einsamen Ort,
Nun geht der Pflug bald über dich fort.
Noch hüllen mit traulichem Dämmerschein
Die alten Linden dich friedlich ein.
Verwitterte Steine nur ragen auf,
Wo die Hügel versanken im Zeitenlauf.
Und alles umwuchert Gras und Strauch,
Und drüber weht des Vergessens Hauch.
Ein einziges Grab ist an diesem Ort,
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Drauf blühen die Veilchen und Rosen noch fort.
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Wenn Lenzluft weht um dieses Grab,
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Wankt her ein Mütterlein am Stab.
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Sie trauert noch dem Einem nach,
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Der einst das junge Hez ihr brach.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Der alte Friedhof“

Autor
Paul Barsch
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
87
Entstehungsjahr
1860 - 1931
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der alte Friedhof“ stammt von Paul Barsch, einem Dichter und Schriftsteller, der in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wirkte. Aufgrund seiner Lebensdaten lässt sich das Gedicht zeitlich in die Epoche des späten Realismus, der Jahrhundertwende oder möglicherweise des Expressionismus einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und nachdenklich. Es thematisiert Vergänglichkeit, Zeitablauf und Einsamkeit und zeichnet dabei ein eher düsteres und trauriges Bild.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich einen alten, verfallenden Friedhof, der von der Natur zurückerobert wurde und von Vergessenheit geprägt ist. Nur ein einziges Grab scheint noch gepflegt und besucht zu werden. Ein altes Mütterlein, das auf einen Stab gestützt den Friedhof betritt, trauert um eine Person, die ihr offensichtlich sehr nahestand und derer sie noch immer gedenkt. Vermutlich hat diese Person, möglicherweise ihr Sohn oder ihr Geliebter, ihr einst das Herz gebrochen.

Die Aussagen des lyrischen Ichs deuten auf eine melancholische Beschäftigung mit dem Thema Tod und Vergänglichkeit hin. Es ist das Bewusstsein von Tod, Verlust und Vergessen, das das Gedicht durchzieht. Durch die Wiederholung des Themas „Verfall“ wird das gedankliche Eindringen in den Verlust und die Vergessenheit der dort Begrabenen verdeutlicht.

In der Form ist das Gedicht in prägnante Verse gegliedert, die wie Kurzgeschichten wirken. Die Sprache wirkt dabei eher einfach und direkt, jedoch mit detaillierten und atmosphärischen Bildern. Es gibt einen starken Kontrast zwischen der melancholischen Beschreibung des alten Friedhofs und des vergessenen Ortes und der Zuneigung und Sorge des alten Mütterleins um das einzig gepflegte Grab.

Insgesamt ist „Der alte Friedhof“ von Paul Barsch ein tiefsinniges, melancholisches Gedicht, das sich intensiv mit den Themen Vergänglichkeit, Tod und Trauer auseinandersetzt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der alte Friedhof“ ist Paul Barsch. 1860 wurde Barsch in Jasienica Dolna (Niederhermsdorf), Schlesien geboren. In der Zeit von 1876 bis 1931 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 87 Worte. Paul Barsch ist auch der Autor für Gedichte wie „Neid“ und „Mittag“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der alte Friedhof“ keine weiteren Gedichte vor.

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