Der Begleiter von Wilhelm Busch

Hans, der soeben in der Stadt
Sein fettes Schwein verwertet hat,
Ging spät nach Haus bei Mondenschein.
Ein Fremder folgt und holt ihn ein.
 
Grüß Gott, rief Hans, das trifft sich gut,
Zu zweit verdoppelt sich der Mut.
 
Der Fremde denkt: Ha zapperlot,
Der Kerl hat Geld, ich schlag ihn tot,
Nur nicht von vorn, daß er es sieht,
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Dagegen sträubt sich mein Gemüt.
 
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Und weiter gehn sie allgemach,
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Der Hans zuvor, der Fremde nach.
 
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Jetzt, denkt sich dieser, mach ich’s ab.
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Er hob bereits den Knotenstab.
 
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Was gilt die Butter denn bei euch?
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Fragt Hans und dreht sich um zugleich.
 
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Der Fremde schweigt, der Fremde stutzt,
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Der Knittel senkt sich unbenutzt.
 
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Und weiter gehn sie allgemach,
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Der eine vor, der andre nach.
 
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Hier, wo die dunklen Tannen stehn,
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Hier, denkt der Fremde, soll’s geschehn.
 
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Spielt man auch Skat bei euch zuland?
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Fragt Hans und hat sich umgewandt.
 
25 
Der Fremde nickt und steht verdutzt,
26 
Der Knittel senkt sich unbenutzt.
 
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Und weiter gehn sie allgemach,
28 
Der eine vor, der andre nach.
 
29 
Hier, denkt der Fremde, wo das Moor,
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Hier hau ich fest ihm hinters Ohr.
 
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Und wieder dreht der Hans sich um.
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Prost, rief er fröhlich, mögt Ihr Rum?
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Und zog ein Fläschlein aus dem Rock.
 
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Der Fremde senkt den Knotenstock,
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Tät einen Zug, der war nicht schwach,
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Und weiter gehn sie allgemach.
 
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Schon sind sie aus dem Wald heraus,
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Und schau, da steht das erste Haus.
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Es kräht der Hahn, es bellt der Spitz.
 
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Dies, rief der Hans, ist mein Besitz.
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Tritt ein, du ehrlicher Gesell,
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Und nimm den Dank für dein Geleit.
 
43 
Doch der Gesell entfernt sich schnell,
44 
Vermutlich aus Bescheidenheit.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27 KB)

Details zum Gedicht „Der Begleiter“

Anzahl Strophen
18
Anzahl Verse
44
Anzahl Wörter
274
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Begleiter“ stammt von dem deutschen Schrifsteller Wilhelm Busch, der vor allem für seine humorvollen und kritischen Illustrationen und Verse bekannt ist. Er lebte von 1832 bis 1908, das Gedicht lässt sich also in die Epoche des Realismus einordnen.

Schon beim ersten Lesen des Gedichts kommt eine gewisse Spannung auf, die durch den humorvollen und ironischen Unterton von Busch gebrochen wird. Die Situation, in der sich das lyrische Ich, hier Hans, befindet, könnte durchaus bedrohlich sein, doch durch den unbekümmerten und arglosen Charakter von Hans wirkt das Ganze eher komisch.

In dem Gedicht erzählt Wilhelm Busch von Hans, der nach einem erfolgreichen Geschäft in der Stadt abends auf dem Weg nach Hause ist. Ein Fremder, von dem wir erfahren, dass er kriminelle Absichten hat, begleitet Hans auf dem Weg. Tatsächlich möchte der Fremde Hans sein Geld abnehmen, doch jedes Mal, wenn er dazu ansetzt, dreht Hans sich nach ihm um und vereitelt damit unbewusst das Verbrechen. Am Ende kommen die beiden unbeschadet zu Hans' Haus an und dieser dankt dem Fremden für die Begleitung, während der Fremde fluchtartig das Weite sucht.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handele sich um die humorvolle Erzählung einer abendlichen Heimkehr. Doch durch Buschs Ironie und Meisterschaft in der Charakterdarstellung wird das lyrische Ich zum Spiegel der menschlichen Naivität und Gutgläubigkeit, während der fremde Begleiter eine Darstellung der Versuchung und potenziellen Gefahr repräsentiert.

Das Gedicht ist in gereimten Vierzeilern verfasst, die jeweils aus zwei Paarreimen bestehen. Dies gibt dem Gedicht einen angenehmen Rhythmus und macht es eingängiger. Die Sprache ist einfach und direkt, Busch verzichtet auf ausschweifende Beschreibungen und metaphorische Ausschmückungen. Stattdessen fokussiert er sich auf die Interaktionen zwischen Hans und dem Fremden und das innere Erleben der beiden Charaktere. Dabei wechselt er gekonnt zwischen den Perspektiven, wodurch die Leser sowohl Einblick in Hans' arglose Weltsicht als auch in die kriminellen Absichten des Fremden erhalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Der Begleiter“ von Wilhelm Busch eine humorvolle und ironische Darstellung menschlicher Naivität und potenzieller Gefahr ist. Durch den steten Perspektivwechsel und die einfache, direkte Sprache schafft Busch sowohl Spannung als auch Komik und präsentiert damit eine Art Parabel auf das Leben.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Begleiter“ des Autors Wilhelm Busch. Der Autor Wilhelm Busch wurde 1832 in Wiedensahl geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1848 bis 1908 entstanden. Erschienen ist der Text in Wiesbaden u. Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 274 Wörter. Es baut sich aus 18 Strophen auf und besteht aus 44 Versen. Die Gedichte „Befriedigt“, „Beiderseits“ und „Beschränkt“ sind weitere Werke des Autors Wilhelm Busch. Zum Autor des Gedichtes „Der Begleiter“ haben wir auf abi-pur.de weitere 208 Gedichte veröffentlicht.

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