Wenn ich zwei Flügel hätt von Alfred Beetschen

Wenn ich zwei Flügel hätt',
Meinst, ich würd' reisen!
Adlergleich ziehn in bedächtigen Kreisen?
Glaubst, ich entflöge dir - husch! - aus dem Bau?
Bist mir ein argwöhnisch Ding, du, - schau, schau!
 
Mitten in Freud und Leid
Mag mir's behagen,
Dich in den Armen, was sollt' ich erjagen?
Bin ja kein flatterhaft törichter Knab',
10 
Wenn ich zwei Flügel hätt', - schnitt' ich sie ab!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.4 KB)

Details zum Gedicht „Wenn ich zwei Flügel hätt“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
65
Entstehungsjahr
1864 - 1924
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wenn ich zwei Flügel hätt'“ wurde von Alfred Beetschen verfasst, einem Schweizer Schriftsteller und Lyriker, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte.

Auf den ersten Blick handelt es sich um ein möglicherweise romantisch sentimentales Gedicht, das das Thema der Flucht und des Festhaltens aufgreift. In seinem einfachen Ich-Erzählstil spricht es emotionale Themen an, die mit Beziehungen, Treue und Einsatz verbunden sind.

Das lyrische Ich des Gedichts denkt über die Möglichkeit nach, zu fliehen, wie in der ersten Strophe dargestellt. Es wird spekuliert, was wäre, wenn das lyrische Ich Flügel hätte, und ob es dann seine derzeitige Position oder seine/n Geliebte/n verlassen würde. Aber der Anspieler am Ende der ersten Strophe, „du, - schau, schau!“, deutet darauf hin, dass der Adressat des Gedichts möglicherweise unsicher oder argwöhnisch gegenüber der Treue des Sprechers ist.

In der zweiten Strophe zeigt das lyrische Ich eine tiefgehende Bindung und Engagement gegenüber dem Adressaten. Es spricht davon, dass es - selbst inmitten von Freud und Leid - nichts anderes verlangt als die Gegenwart des Adressaten („Dich in den Armen“). Der Sprecher stellt sich als jemand dar, der weisheit über jugendliche Törichkeit priorisiert („Bin ja kein flatterhaft törichter Knab“). Das Gedicht endet mit der starken Aussage, dass das lyrische Ich sogar seine hypothetischen Flügel abschneiden würde, was auf eine Tief Commitment und Treue hindeutet.

Formal ist das Gedicht in zwei gleich lange Strophen unterteilt, jede bestehend aus fünf Versen. Die Sprache ist tendenziell einfach und direkte, mit einer Mischung aus Fragen und Aussagen, was ein Gefühl des Dialogs erzeugt. Außerdem sind auch Fragen (rhetorische und direkte) sowie Ausrufezeichen verwendet, dies fördert die Interaktion und lässt ein Gespräch entstehen. Auch Archaismen („husch!“ „argwöhnisch Ding“ „törichter Knab“) sind vorhanden und verleihen dem Gedicht einen historischen Anstrich. Das Reimschema ist AABB, wobei das Ende jeder Strophe eine pointierte Aussage liefert, die den vorherigen Text zusammenfasst.

Insgesamt spricht das Gedicht emotional geladene Themen wie Liebe, Treue und Opfer an und nutzt dabei die symbolische Vorstellung von Fliegen und Flügeln als Metapher für Freiheit und Flucht. Es zeigt, dass trotz der Möglichkeit zur Flucht, die Liebe und Zuneigung das lyrische Ich dazu bringt, bei seinem Geliebten zu bleiben.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Wenn ich zwei Flügel hätt“ ist Alfred Beetschen. 1864 wurde Beetschen in Aarau geboren. In der Zeit von 1880 bis 1924 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 65 Worte. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wenn ich zwei Flügel hätt“ keine weiteren Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet