Der Bederschfeng von Rudolf Lavant
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Daß ihrsch nur wißt: ich bin ä Gadolicke |
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Un bin ooch sehre feste in mein Gloom: |
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Drum greif ich ohne Zegern in de Ficke |
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Un schicke meinen Bederschfeng nach Rom. |
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Um änne Sammlung mich drum ’rum zu schlauchen, |
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Uff den Gedanken bin ich nie gegomm – |
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Der heilge Vader gann de Näbge brauchen |
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Seiddem sen seinen Gärchenschdaad genomm. |
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Er ging ja bleide, wärde nich gesammeld, |
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Weil alles, was bei ihn in Brode schdehd |
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Un was drum ’rum an seinen Hofe bammeld, |
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Noch nich ämal uff änne Guhhaud gehd. |
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Mid Miehe nur wärd der Edah befummeld |
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Un unwillgierlich balld mer seine Faust, |
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Denn Leo ward noch obendrein beschummeld, |
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Er wärd sogar direkdemang bemausd. |
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Da muß mer sehn, wie mer in seiner Lage |
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Die unerleßliche Erleichdrung bringd, |
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Un es entstehd fer unsereen de Frage, |
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Wie mer änn greßern Obolus erzwingd. |
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Da bin ich ähm bei meinen Scheff, den alden, |
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Ins seberade Gefderchen gegang, |
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Um ihn de ganse Mährde vorzuhalden |
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Un änne hehre Gahsche zu verlang. |
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Er meende ehrschd, ich hädde wohl den Rabbel, |
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Denn so änn Argwohn hädder nie gehegd, |
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Doch schließlich biß er in den sauern Abbel |
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Un fuffzig Märkchen had er zugelegd. |
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Er zog änn Flunsch, un’s waren nich zum Lachen, |
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Denn mager is jetzt der Geschäfdsgewinn, |
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Was awwer wollde denn der Alde machen, |
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Da ich nu eemal unendbehrlich bin? |
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Ins Bordmanneh ergießd sich jetzd im ginfdig |
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An jeden Letzden ä vermehrder Strom – |
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Un dieses Mehr, ich nehms un lache zinfdig |
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Un schicke alles an den Babst nach Rom. |
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Der muß sich frei’n, wenn er den fedden Batzen, |
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Der obendrein aus Sachsen gommd, erwischd; |
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Es is von Wichdiggeed, sich einzugratzen, |
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Un daderbei gost mich de Sache nischd! |
Details zum Gedicht „Der Bederschfeng“
Rudolf Lavant
5
40
278
nach 1860
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht trägt den Titel „Der Bederschfeng“ und wurde von Rudolf Lavant verfasst, einem Autor, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte. Aufgrund der zeitlichen Einordnung vermuten wir einen Kontext der Industrialisierung Deutschlands und mögliche gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen, die während dieser Zeit stattfanden.
Das Gedicht scheint auf den ersten Eindruck in einem starken Dialekt geschrieben zu sein, was dem Leser eine Herausforderung bieten könnte. Dennoch scheint der Humor an der Oberfläche zu liegen und es erscheint als eine Art komische oder satirische Darstellung.
Inhaltlich scheint das lyrische Ich seine Beziehung zur katholischen Kirche und speziell zum Papst zu thematisieren. Es behauptet, ein frommer Katholik zu sein, der sich trotz seiner harten Arbeit nicht dazu entschließt, eine Sammlung oder Kollekte zu organisieren. Er ist jedoch bereit, seinen „Bederschfeng“, wahrscheinlich eine Art Geldbetrag, nach Rom zu schicken. Diese Entscheidung scheint dem lyrischen Ich als eine Möglichkeit zu dienen, sich vor Gott und der Kirche zu beweisen. Dabei gelingt es ihm, ohne zusätzliche Kosten einen guten Eindruck zu hinterlassen.
Die Form des Gedichts ist sehr strukturiert und besteht aus fünf Strophen, jeweils mit acht Versen. Diese Struktur könnte eine Form der Regulierung und Ordnung darstellen, die wiederum die strengen Regeln und Strukturen der Kirche reflektiert.
Die Sprache des Gedichts ist wie bereits erwähnt, in Dialekt geschrieben. Dies verleiht dem Werk eine gewisse Volksnähe, was den Charakter des lyrischen Ichs unterstreichen könnte - ein einfacher, aber frommer Mann des Volkes. Der Humor und die Ironie, die durch die Dialektsprache erzeugt werden, verleihen dem Gedicht auch eine satirische Qualität, die Kritik an der Kirche und deren Haltung gegenüber Geld und Spenden ausdrücken könnte.
Weitere Informationen
Rudolf Lavant ist der Autor des Gedichtes „Der Bederschfeng“. Geboren wurde Lavant im Jahr 1844 in Leipzig. Das Gedicht ist in der Zeit von 1860 bis 1915 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 278 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Der Dichter Rudolf Lavant ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Frauen“, „An die alte Raketenkiste“ und „An unsere Feinde“. Zum Autor des Gedichtes „Der Bederschfeng“ haben wir auf abi-pur.de weitere 96 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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