Ach, wer doch das könnte! von Victor Blüthgen

Gemäht sind die Felder, der Stoppelwind weht;
Hoch droben in Lüften mein Drache nun steht,
Die Rippen von Holze, der Leib von Papier,
Zwei Ohren, ein Schwänzlein sind all seine Zier;
Und ich denk': so drauf liegen im sonnigen Strahl,
Ach, wer doch das könnte nur ein einziges Mal!
 
Da guckt' ich dem Storch in das Sommernest dort:
Guten Morgen, Frau Storchen, geht die Reise bald fort?
Ich blickt' in die Häuser zum Schornstein hinein:
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Papachen, Mamachen, wie seid ihr so klein!
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Tief unter mir säh ich Fluß, Hügel und Tal
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Ach, wer doch das könnte nur ein einziges Mal!
 
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Und droben, gehoben auf schwindelnder Bahn,
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Da faßt' ich die Wolken, die segelnden, an;
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Ich ließ' mich besuchen von Schwalben und Kräh'n
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Und könnte die Lerchen, die singenden, sehn;
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Die Englein belauscht ich im himmlischen Saal
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Ach, wer doch das könnte nur ein einziges Mal!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Ach, wer doch das könnte!“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
145
Entstehungsjahr
1844 - 1920
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ach, wer doch das könnte!“ wurde von Victor Blüthgen verfasst, der von 1844 bis 1920 lebte. Dieses gibt einen ersten zeitlichen Aufschluss, welches eine Einordnung in das Spätbiedermeier und Realismus ermöglicht.

Vom ersten Eindruck her hat das Gedicht durch die Anwendung direkter Rede einen chatty und volksliedhaften Ton, sodass das Lesen ein Genuss ist. Der Rhythmus passt zu den leichten und spielerischen Elementen des Gedichts.

Im Gedicht drückt das lyrische Ich den Wunsch aus, wie ein Drachen hoch über Feldern und Wäldern schweben zu können. Es stellt sich vor, aus dieser Perspektive die Welt in einer Art beobachten zu können, die der menschlichen Erfahrung weitgehend fremd ist. Es thematisiert die Begrenztheit innerhalb der menschlichen Existenz und Ausdruck des Wunsches nach Freiheit.

Form und Sprache des Gedichts sind eher schlicht und unkompliziert. Es besteht aus drei Strophen, jede mit sechs Versen. Jede Strophe endet mit dem Refrain „Ach, wer doch das könnte nur ein einziges Mal!“. Der Sprechakt ist hier eine Art Seufzen - ein Ausdruck von Sehnsucht und Wunschdenken. Die Wortwahl ist einfach und direkter, anschaulicher Natur, sodass der Leser sich die beschriebenen Situationen leicht bildhaft vorstellen kann. Der Rhythmus ist fließend und trägt zur lebendigen Atmosphäre des Gedichts bei. Die wiederholende Struktur des Gedichts unterstreicht das immer wiederkehrende Wunschmotiv des Gedichts.

Insgesamt bietet das Gedicht „Ach, wer doch das könnte!“ von Victor Blüthgen einen berührenden Einblick in die menschliche Sehnsucht nach Freiheit und Ungebundenheit, nach einer anderen Perspektive auf die Welt. Es feiert die Schönheit der Natur und stellt zugleich die Begrenztheit der menschlichen Erfahrung heraus. Es drückt die Faszination des lyrischen Ichs von der Vogelperspektive aus und verdeutlicht unseren Wunsch, über unsere normalen Begrenzungen hinauszugehen.

Weitere Informationen

Victor Blüthgen ist der Autor des Gedichtes „Ach, wer doch das könnte!“. Blüthgen wurde im Jahr 1844 in Zörbig geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1860 und 1920. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 145 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Victor Blüthgen sind „Auf der Düne“, „Schneckenlied“ und „Idylle“. Zum Autor des Gedichtes „Ach, wer doch das könnte!“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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