Der kleine Jesus von Emanuel von Bodman

Der kleine Jesus geht im Sonnenschein
Allein in einen grünen Wald hinein.
Vor einem Rosenstrauche bleibt er stehn,
Zwei letzte rote Blüten sieht er wehn.
Und lange muß er in die Blüten sehn ...
 
Er will sie brechen, seine Hände sind
Am Stengel schon - da blättern sie im Wind.
Und Trauer faßt ihn. Aber: in den Sand
Fielen zwei Tropfen Blut von seiner Hand.
 
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Nun lächelt er: glänzt es im Sand nicht rot?
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Rot wie die Rosen, die der Strauch ihm bot?
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Und weil die Zeit der roten Rosen ... aus,
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Nimmt er ein Dornenränkchen mit nach Hau.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Der kleine Jesus“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
97
Entstehungsjahr
1874 - 1946
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht stammt von Emanuel von Bodman, einem deutschsprachigen Lyriker und Dramatiker, der zwischen 1874 und 1946 lebte. Bodman war ein Vertreter des Symbolismus und der Neuromantik, wobei er an deren Ende stand – die Veröffentlichung seines Gedichts würde demnach vermutlich in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts fallen.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen Eindruck von Kindlicher Unschuld und eines starken Naturbezugs, die jedoch von traurigen und gewalttätigen Elementen durchzogen sind. Es zeichnet das Bild des kleinen Jesus, der alleine im Sonnenschein in den Wald geht und sich von der Schönheit eines Rosenstrauchs faszinieren lässt. Der Versuch, die Rosen zu pflücken, endet jedoch in Trauer und Blut, was möglicherweise symbolisch für etwas tiefsinnigeres steht.

Im Inhalt des Gedichts handelt das lyrische Ich, identifiziert als der kleine Jesus, zuerst als beobachtender und unschuldiger Junge, der die Schönheit der Natur genießt. Doch seine Unschuld wird durch den Akt des Brechens der Rosen, ein Akt der Gewalt gegen die Natur, zerstört und führt zu persönlichem Schmerz und Trauer. Dies könnte als eine Metapher für den Verlust der Unschuld und das Erwachen des Bewusstseins gedeutet werden. Die Symbole des Blutes und der Dornenränkchen geben eine düstere und verletzliche Note, was auf das Leid und die Opfer hindeutet, die Jesus später in seinem Leben auf sich nimmt.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen, wobei die erste Strophe fünf Verse hat und die letzten beiden jeweils vier Verse. Diese unregelmäßige Struktur könnte ein Indiz für die Brüche und Wandlungen sein, die das lyrische Ich erlebt. Die Sprache des Gedichts ist klar und einfach, mit konkreten und bildhaften Ausdrücken. Es verwendet Farbsymbolik, insbesondere Rot, das hier sowohl für Liebe und Schönheit (die Rosen) als auch für Schmerz und Leiden (das Blut) steht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der kleine Jesus“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Emanuel von Bodman. 1874 wurde Bodman in Friedrichshafen geboren. Im Zeitraum zwischen 1890 und 1946 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit, Exilliteratur oder Nachkriegsliteratur zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 97 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Emanuel von Bodman ist auch der Autor für Gedichte wie „Flocken“, „Meine Mutter“ und „Der Garten“. Zum Autor des Gedichtes „Der kleine Jesus“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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