Der Balkon von Charles Baudelaire

O mutter der erinnrung · frau der frauen ·
Mein ganzes glück und meine ganze acht!
Kannst du im geist die schönen freuden schauen ·
Des heimes frieden und den reiz der nacht?
O mutter der erinnrung · frau der frauen.
 
In nächten leuchtend von der kohle glut ·
In nächten am balkon die rosig wallten –
Wie war dein busen süss · dein herz mir gut!
Und unvergängliche gespräche hallten
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In nächten leuchtend von der kohle glut.
 
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An heissen abenden wie schön die sonnen ·
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Wie stark das herz · wie weit die himmelsluft!
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Ich ruhte bei dir · königin der wonnen ·
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Zu atmen glaubt ich deines blutes duft.
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An heissen abenden wie schön die sonnen!
 
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Dann ward es dunkler .. wie in dichtem rauch ·
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Mein auge forschte ob es deines fände.
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Ich trank – o gift o süsse – deinen hauch ·
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Dein fuss entschlief in meine bruderhände.
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Dann ward es dunkler .. wie in dichtem rauch.
 
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Ich weiss in glückes zeit mich zu versenken
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Wo mein geschick in deinen knieen lag ..
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Wer soll so zarter reize freuden schenken
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Wenn es dein leib dein lindes herz nicht mag?
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Ich weiss in glückes zeit mich zu versenken.
 
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Ihr schwüre düfte küsse ohne zahl ·
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Ersteht ihr auf aus unerspähten schlünden
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Wie junge sonnen die zum wolkensaal
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Sich heben nach dem bad in meeresgründen?
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O schwüre düfte küsse ohne zahl!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Der Balkon“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
214
Entstehungsjahr
nach 1837
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Balkon“ wurde von Charles Baudelaire verfasst, einem französischen Dichter, der im 19. Jahrhundert lebte und schrieb. Er ist weithin als einer der Vorläufer der modernen Lyrik anerkannt.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine romantische Beschwörung der Erinnerung und der Empfindungen, die diese hervorruft, zu sein. Es ist durchdrungen von sinnlicher Begeisterung und tiefem Gefühl. Das lyrische Ich spricht eine unspezifische, idealisierte Frauengestalt an - wahrscheinlich eine alte oder gegenwärtige Geliebte - und schwelgt in Erinnerungen an leidenschaftliche, intime gemeinsame Momente.

Der Inhalt des Gedichts ist recht einfach gehalten und zentriert sich um die Erinnerungen des lyrischen Ich an romantische, intime und liebevolle Zeiten, die es mit seiner Geliebten verbracht hat. Das Gedicht ist mit lebhaften und sinnlichen Bildern des Glücks, der Zärtlichkeit und der romantischen Liebe gefüllt und lädt den Leser dazu ein, die Emotionen des lyrischen Ichs zu teilen und sich an eigenen Erfahrungen zu erfreuen.

Die Sprache des Gedichts ist erlesen und bildreich, wie es für Baudelaires Werk typisch ist. Viele der Bilder, die zum Ausdruck der Sinnlichkeit und Intimität der Beziehung des lyrischen Ichs zu seiner Geliebten verwendet werden, weisen auf die reiche Romantiktradition hin, zu der der Autor gehörte. Dies wird durch die gleichmäßige, rhythmische Struktur des Gedichts mit seinen fünf Strophen, die jeweils aus fünf Versen bestehen, noch verstärkt. Baudelaire benutzt einfache Worte, um komplexe Emotionen und Empfindungen zu beschreiben, worin seine meisterhafte Kontrolle der Sprache und der Poesie zum Ausdruck kommt.

Insgesamt ist „Der Balkon“ ein hervorragendes Beispiel für Baudelaires lyrisches Geschick und seine Fähigkeit, tiefe und komplizierte menschliche Emotionen auf einfache und doch tiefgründige Weise zum Ausdruck zu bringen. Es stellt die Kraft der Erinnerung dar, nostalgische Empfindungen zu erzeugen und ist eine liebevolle Ode an eine romantische Beziehung.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Balkon“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Charles Baudelaire. Geboren wurde Baudelaire im Jahr 1821 in Paris. Im Zeitraum zwischen 1837 und 1867 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 214 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Charles Baudelaire ist auch der Autor für Gedichte wie „Anheimfall“, „Anziehender Schauder“ und „Aufschrift auf ein verpöntes Buch“. Zum Autor des Gedichtes „Der Balkon“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.

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