Der Tod von Felix Dahn

Einst saß ich, ein Kind mit der alten Amme,
Allein in dem öden, geräumigen Haus,
Es brannte spärlich am Herde die Flamme,
Um die Mauern heulte Novemberbraus.
Durch den Nußbaum fuhr's wie tausend Gespenster,
Der Sturm bog seufzend die Äste schwank,
Den kalten Regen schlug er ans Fenster
Und der entblätterten Rebe Gerank.
Ängstlich im Käfig flattert' der Zeisig,
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Die Wanduhr stand, - schwer hing das Gewicht
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Die Ampel erlosch, - am Herde der Reisig
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Warf ins Gemach ein flackerndes Licht,
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Ich lauschte stille - mit banger Geberde
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Hielt enge mich fest an der Alten Gewand,
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Sie betete leis - da war am Herde
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Die Flamme mählich herabgebrannt
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Nun räumte sie weg die verkohlten Brände
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Nur an einem glomm noch ein Funke rot
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Und knisterte noch - und erlosch am Ende
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Da sagte sie: Kind, sieh so ist der Tod.
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Sie ist selber lang gestorben indessen,
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Längst zog von dem alten Haus ich fort:
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Doch werd' ich mein Lebtag nimmer vergessen
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Die schaurige Stunde, das schaurige Wort.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Der Tod“

Autor
Felix Dahn
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
167
Entstehungsjahr
1834 - 1912
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Felix Dahn, ein deutscher Historiker, Jurist und Dichter, der von 1834 bis 1912 lebte. Er zählt somit zur Epoche des Realismus bzw. des Naturalismus.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht eine düstere, melancholische Atmosphäre, die Einsamkeit, Angst und Tod thematisiert. Es handelt vom lyrischen Ich, das als Kind in einem verlassenen Haus bei seiner Amme sitzt, während draußen ein Novembersturm tobt. Die gedämpfte Beleuchtung und das Heulen des Windes erzeugen eine unheimliche Stimmung und sind Vorboten des Todes. Die Amme betet leise, während die Flamme am Kamin langsam erlischt - ein Bild, das sie verwendet, um dem Kind den Tod zu erklären. Die Amme selbst ist inzwischen gestorben und das lyrische Ich hat das alte Haus verlassen, aber die Erinnerung an diese Stunde und das Gesagte über den Tod bleibt unauslöschlich präsent.

Das lyrische Ich scheint den Tod als etwas Unheimliches und Furchterregendes zu empfinden, weil ihm der Tod in einer angstvollen und düsteren Situation erklärt wurde. Die Szene wurde von der Amme dazu genutzt, dem Kind eine einfache, greifbare Metapher für den Tod zu geben, die sein junges Alter und seinen Wissensstand berücksichtigte. Sie zeigt auf die Flamme, die langsam erlischt, und erklärt, dass der Tod so ist – ein langsames Ausgehen, ein Versiegen von Licht und Leben.

Das Gedicht ist in regulären Vierheber-Versen geschrieben und folgt einem klaren, ruhigen Rhythmus, der mit dem sanften Vergehen der Flamme übereinstimmt. Die Sprache ist einfach und klar, mit bildhaften Beschreibungen, die eine tiefe, düstere Atmosphäre erzeugen. Die ersten vier Verszeilen etablieren die Szene und die folgenden Zeilen beschreiben detailliert die einzelnen Elemente - den Sturm draußen, den flackernden Kamin, das Prasseln des Regens gegen das Fenster, die Angst des Vogels im Käfig. All diese Bilder fügen sich zu einer eindringlichen Darstellung der Angst und Ungewissheit, die der Tod in den Augen des Kindes hervorruft.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Tod“ ist Felix Dahn. Im Jahr 1834 wurde Dahn in Hamburg geboren. In der Zeit von 1850 bis 1912 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne oder Expressionismus zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 167 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit nur einer Strophe. Felix Dahn ist auch der Autor für Gedichte wie „Glückliche Stunde“, „Wahrlich, ihr deckt mit dem Kaiser zugleich“ und „Das höchste Heil des Mannes ist sein Volk“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Tod“ weitere 31 Gedichte vor.

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