Gotentreue von Felix Dahn

Erschlagen war mit dem halben Heer
Der König der Goten Theodomer,
Die Hunnen jauchzten auf blutiger Wahl,
Die Geier stießen herab zu Tal.
Der Mond schien hell, der Wind pfiff kalt
Die Wölfe heulten im Föhrenwald.
Drei Männer ritten durchs Heidegefild,
Den Helm zerschroten, zerhackt den Schild.
Der erste über den Sattel quer
10 
Trug seines Königs zerbrochenen Speer.
11 
Der zweite des Königs Kronhelm trug,
12 
Den mitten durch ein Schlachtbeil schlug.
13 
Der dritte barg im treuen Arm
14 
Ein verhüllt Geheimnis im Mantel warm.
15 
So kamen sie an den Ister tief,
16 
Und der erste hielt mit dem Roß und rief:
17 
?Ein zerhauner Helm, ein zerhackter Speer,
18 
Von dem Reich der Goten blieb nicht mehr."
19 
Und der zweite sprach: ?In die Wellen dort
20 
Versenkt den traurigen Gotenhort.
21 
Dann springen wir nach von dem Uferrand
22 
Was säumest du - Meister Hildebrand?"
23 
?Und tragt ihr des Königs Helm und Speer,
24 
Ihr treuen Gesellen; ich trage mehr!"
25 
Auf schlug er seinen Mantel weich:
26 
?Ich trage der Goten Hort und Reich!
27 
Und habt ihr gerettet Speer und Kron'
28 
Ich habe gerettet - des Königs Sohn!
29 
Erwache, mein Knabe! Ich grüße dich:
30 
Du König der Goten - Jung Dieterich."
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25 KB)

Details zum Gedicht „Gotentreue“

Autor
Felix Dahn
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
191
Entstehungsjahr
1834 - 1912
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gotentreue“ wurde von Felix Dahn verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Juristen, der von 1834 bis 1912 lebte. Er gehörte zur Epoche des Realismus.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr düster und dramatisch, es schildert eine Szene nach einer heftigen Schlacht, in der der König der Goten, Theodomer, und die Hälfte seiner Armee getötet wurden.

Inhaltlich handelt das Gedicht von drei Männern, die nach einer Schlacht durch ein Heidelandschaft reiten. Sie tragen die zerbrochenen Teile der Kriegsausstattung ihres toten Königs. Sie kommen an einen Fluss und zwei von ihnen beabsichtigen, die Überreste des Königs zu versenken und dann Selbstmord zu begehen. Doch der dritte Reiter offenbart, dass er mehr als nur zerbrochene Kriegsausrüstungen retten konnte. Er trägt den Sohn des getöteten Königs bei sich, den neuen Thronerben. Die Treue der Goten findet darin Ausdruck, dass sie nicht nur das Gedächtnis ihres Königs bewahren wollen, sondern auch seine Zukunft sichern, indem sie den Erben retten und schützen.

Formal besteht das Gedicht aus 30 Versen, die in einer einzigen Strophe ohne Reim angeordnet sind. Die Sprache ist bildhaft und dramatisch, mit vielen starken Dimensionen, die eine düstere Atmosphäre von Krieg und Tod erzeugen, aber auch an Hoffnung in Gestalt des überlebenden Prinzen festhalten.

Insgesamt betont das Gedicht das Konzept der Loyalität und Treue gegenüber der eigenen Gemeinschaft und der eigenen Kultur, auch in Zeiten größter Not und Verluste, wie sie in Kriegszeiten vorkommen. Dies ist ein gemeinsames Thema in Dahns Werk, das oft von der Geschichte und Kultur der Germanen beeinflusst ist.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Gotentreue“ ist Felix Dahn. Im Jahr 1834 wurde Dahn in Hamburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1850 bis 1912 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne oder Expressionismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 191 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 30 Versen. Der Dichter Felix Dahn ist auch der Autor für Gedichte wie „Glückliche Stunde“, „Wahrlich, ihr deckt mit dem Kaiser zugleich“ und „Das höchste Heil des Mannes ist sein Volk“. Zum Autor des Gedichtes „Gotentreue“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 31 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Felix Dahn (Infos zum Autor)

Zum Autor Felix Dahn sind auf abi-pur.de 31 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.