Der Athlet von Joachim Ringelnatz
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Mein Name ist Murxis, der Kraftmensch genannt. |
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Meine Nahrung ist Goulasch vom Elefant |
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In einer Sauce des Stärkemehles. |
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Meine Heimat ist das Zentrum Südwales, |
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Upsala! |
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Ich wurde durch einen Kaiserschnitt |
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Geboren, mit Hilfe von Dynamit. |
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Daß ich noch lebte, war reines Glück. |
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Von meiner Mutter blieb wenig zurück. |
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20 kg mit dem kleinen Finger. |
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Man baute um mich eine Art von Dock. |
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Mit Strebestützen im 16. Stock |
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Eines Wolkenkratzers von Rockefeller. |
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Das Stockwerk brach, man fand mich im Keller |
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Mit verschränkten Armen. |
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Ich war in allen Städten der Welt |
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Als Muster von Herkules ausgestellt. |
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Wer das bezweifelt – 5 Groschen –, der fordre |
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An der Kasse die Wachskabinettsordre. |
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Ich nenne mich selbst den Venus von Milo. |
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Bruttogewicht: 200 Kilo! |
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Es haben mich Königinnen betastet. |
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Ich habe einmal drei Wochen gefastet |
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Und unternehme auch heute noch Schritte |
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Zu meiner Entlastung. Und deshalb bitte |
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Ich die Herrschaften um ein kleines Douceur. |
Details zum Gedicht „Der Athlet“
Joachim Ringelnatz
5
26
143
1920
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Athlet“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Die humorvolle und groteske Art des Gedichts passt gut in die Epoche des literarischen Expressionismus zwischen 1910 und 1925, in der Ringelnatz seine Werke schrieb.
Der erste Eindruck des Gedichts ist recht humorvoll und ironisch. Es werden enorme Übertreibungen und komische Szenarios dargestellt, um den Athleten als eine übermenschliche und unnatürlich starke Figur darzustellen.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einer Figur namens Murxis, die sich selbst als „Kraftmensch“ bezeichnet und durch unglaubliche Taten und Merkmale charakterisiert wird, wie etwa seine riesige Stärke, unmenschliche Geburt und sein ausgedehntes globales Auftreten. Er porträtiert sich als Wunder der Stärke und eine Art Kuriosität, die die ganze Welt gesehen hat und sogar von Königinnen betastet wurde. Am Ende bittet er um ein „kleines Douceur“, was eine feine Spende oder Geschenk bedeutet, da er trotz seiner heroischen Darstellung immer noch auf materielle Hilfe angewiesen ist.
Die Form des Gedichts folgt keinem traditionellen Reimschema oder Metrum, es hat den Charakter einer freien dichterischen Erzählung. Jede Strophe hat eine andere Anzahl von Versen, und es gibt keine klar erkennbare Wiederholungsstruktur. Die Sprache ist einfach und direkt, highlightet durch spektakuläre Aussagen und witzige Wendungen.
Zusammenfassend ist „Der Athlet“ von Joachim Ringelnatz ein humorvolles und ironisches Gedicht, das durch seine sprachlichen Übertreibungen und grotesken Szenarien besticht. Es zeigt den Athleten als übermenschliche Gestalt, zeigt aber auch die Ironie und Absurdität dieser Darstellung auf.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der Athlet“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. 1920 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 143 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 26 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Athlet“ weitere 560 Gedichte vor.
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