Bunter Kinderreigen von Arthur Fitger

Bunter Kinderreigen schwärmt
Um des Kirchhofs alte Linde;
Fern zu mir herüber lärmt
Ihr Gelächter mit dem Winde;
Fliege, Vöglein, flieg hinaus,
Bring den schönsten Schatz nach Haus!
Fröhlich auf der Väter Aschen
Laufen sie, das Glück zu haschen.
 
Aber ach, wie kurze Frist,
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Und zerstreut in alle Weiten
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Zieht ihr aus mit Kraft und List,
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Um das Glück im Ernst zu streiten.
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Weib und Kind und Gut und Geld,
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Haus und Hof und Flur und Feld,
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Großes mögt ihr euch erjagen;
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Größrem müßt ihr doch entsagen.
 
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Keiner, der den Phönix fing,
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Der das Eichhorn überwunden,
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Der des Salomonis Ring,
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Der den heil'gen Gral gefunden;
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Keinem ging die Liebe ganz
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Auf in makellosem Glanz.
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Kurze Frist - ihr seid am Ziel,
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Neue Kinder - altes Spiel.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Bunter Kinderreigen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
126
Entstehungsjahr
1840 - 1909
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Bunter Kinderreigen“ ist Arthur Fitger, ein deutscher Maler und Dichter, geboren am 4. Oktober 1840 und gestorben am 28. Juni 1909. Somit kann das Gedicht zeitlich in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert, genauer gesagt in die Epoche des Spätrealismus eingeordnet werden.

Beim ersten Lesen erweckt das Gedicht einen schwermütigen, nachdenklichen Eindruck. Es erzählt von Kindern, die rund um eine alte Linde auf einem Kirchhof spielen und scheint dabei das Thema des Wandels der Zeit und die Vergänglichkeit des Lebens anzusprechen.

Inhaltlich schildert das Gedicht in der ersten Strophe den ausgelassenen, unbekümmerten Kinderspiel am Kirchhof. In der zweiten Strophe wird jedoch ein drastischer Wandel eingeleitet: Die Kinder werden älter und streben nach weltlichen Besitz und Glück. Jedoch wird verdeutlicht, dass menschliches Streben häufig unbefriedigt bleibt.

In der dritten und letzten Strophe wird das scheiternde Streben der Menschen noch weiter vertieft: Es wird auf die Unmöglichkeit hingewiesen, vollkommene Liebe zu erfahren und verschiedene sagenhafte, unerreichbare Ziele (der Phönix, das Eichhorn, Salomonis Ring und der heilige Gral) werden genannt. Am Ende steht das Resümee, dass das menschliche Dasein ein ewiger Kreislauf aus Streben und Scheitern ist.

Das lyrische Ich des Gedichts scheint eine resignierende Perspektive auf das Leben einzunehmen. Es betrachtet das kindliche Spiel als Beginn eines Lebens voller Streben und unerfüllter Wünsche und scheint mit einer gewissen Melancholie festzustellen, dass das Leben immer wieder denselben, enttäuschenden Verlauf nimmt.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus drei Strophen zu je acht Versen. Die dichterische Sprache ist klar und verständlich und malt ein eindrückliches Bild der dargestellten Szenen. Metaphern und Vergleiche werden genutzt, um die Botschaft zu vermitteln und das Thema des Gedichts zu vertiefen. Insbesondere die symbolträchtige Nutzung von mythischen und biblischen Elementen wie der Phönix, Salomonis Ring und der heilige Gral unterstreicht die Universalität und Endlosigkeit des menschlichen Strebens.

Das verwendete Reimschema ist durchgängig, das heißt alle Verse einer Strophe reimen sich. Es wird eine melancholische Stimmung durch die Wahl der Worte und den Klang erzeugt, die das Thema des Gedichts unterstreicht.

Weitere Informationen

Arthur Fitger ist der Autor des Gedichtes „Bunter Kinderreigen“. Fitger wurde im Jahr 1840 in Delmenhorst geboren. Im Zeitraum zwischen 1856 und 1909 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 126 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Arthur Fitger sind „An das Vaterland“ und „Du meinst, ich sollte klagen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Bunter Kinderreigen“ keine weiteren Gedichte vor.

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