Die Rose im Staub von Karl Gerok

Liegst am Boden, arme Rose,
Eines losen Buben Raub,
Blühtest ach! zu bess'rem Lose,
Als zu welken hier im Staub!
 
Doch der Knabe sah dich prangen
Als des Gartens Königin,
Und er fühlt' ein frech' Verlangen,
Brach dich ab - und warf dich hin.
 
Hätt' er treu dich heimgetragen,
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Sorgsam dich ins Glas gesetzt,
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Hätt'st du noch von Tag zu Tagen
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Dich erquickt und ihn ergötzt.
 
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Hätt' ein Frühlingssturm die Blätter
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Dir zerstreut erbarmungslos:
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Sterben unter Blitz und Wetter
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Ist ein schönes Blumenlos.
 
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Aber hat die holde Sonne
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Darum deinen Kelch enthüllt,
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Gott und Menschen ihn zur Wonne
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Mit dem süßen Duft gefüllt,
 
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Daß du sollst zur Beute werden
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Eines Buben kurzer Lust,
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Daß du schnöd' im Staub der Erden
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Dich zertreten lassen mußt?
 
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Kommt ein Kind dich aufzulesen,
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Doch die Mutter wehrt und spricht:
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?Laß, wer weiß wem sie gewesen?"
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Und das Kind begehrt dich nicht.
 
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Gestern hätt'st du noch mit Ehren
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Einer Fürstin Brust geschmückt;
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Ach! und heute muß man wehren,
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Daß ein Kind sich nach dir bückt!
 
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Und warum bei deinem Lose
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Mir das Herz vor Wehmut bricht:
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Du in Staub getret'ne Rose,
36 
Ach! du bist die einz'ge nicht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Die Rose im Staub“

Autor
Karl Gerok
Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
192
Entstehungsjahr
1815 - 1890
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Rose im Staub“ stammt vom deutschen Dichter Karl Gerok, der von 1815 bis 1890 lebte. Somit ist das Gedicht in der Epoche des Biedermeiers anzusiedeln.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass es sich um ein Liebesgedicht handelt, da Rosen oftmals als Symbol für Liebe und Leidenschaft verwendet werden. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch klar, dass die Rose hier als Metapher für Schönheit und Vergänglichkeit sowie Macht und Ohnmacht dient.

Das lyrische Ich beschreibt ihre Trauer über eine Rose, die von einem Jungen rücksichtslos vom Strauch gerissen und weggeworfen wurde. Die Rose, die einst die Königin des Gartens war, liegt nun im Staub und welkt dahin. Die Erwähnung des kurzen Vergnügens des Jungen, die Blume zu entwurzeln, betont die Willkür und das Elend der Rose.

Die Rose könnte auch ein Symbol für eine schöne Frau sein, die von einem Mann ausgenutzt und anschließend fallen gelassen wurde. Das Gedicht könnte also eine moralische Botschaft über Respekt und Schönheit, aber auch über Melancholie und Vergänglichkeit transportieren.

Im Hinblick auf die Form lässt sich sagen, dass das Gedicht aus neun Strophen zu jeweils vier Versen besteht. Jeder Vers ist in Jamben und mit einem einfachen Kreuzreim verfasst.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und leicht verständlich. Allerdings sind einige Wörter veraltet, was auf das Alter des Gedichts hinweist. Gerok verwendet häufig Ausrufe wie „ach!“ und Fragestellungen, was seiner lyrischen Schilderung Lebendigkeit und Emotionalität verleiht. Durch diese emotive Sprache wird der Leser dazu angeregt, sich emotional mit der Situation der Rose auseinanderzusetzen.

Insgesamt vermittelt das Gedicht „Die Rose im Staub“ sowohl eine Stimmung der Traurigkeit als auch eine Kritik an der rücksichtslosen Behandlung von Schönheit und Leben. Es ist ein eindringlicher Appell, die Vergänglichkeit der Schönheit zu respektieren und achtsam mit dem Leben umzugehen.

Weitere Informationen

Karl Gerok ist der Autor des Gedichtes „Die Rose im Staub“. Im Jahr 1815 wurde Gerok in Vaihingen an der Enz geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1831 bis 1890 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 192 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Karl Gerok sind „Das Kind des Steuermannes“, „Der öde Garten“ und „Kindergottesdienst“. Zum Autor des Gedichtes „Die Rose im Staub“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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