Naturfrieden von Rudolf Gottschall
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Hier im stillen Tal an der Bergeshalde, |
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Friedlich rings umkränzt vom verschiegnen Walde, |
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Wo der Schilf im Teich, wenn der Abend düstert, |
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Träumerisch flüstert; |
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Wo das Mühlrad ruht vom geschwätzgen Treiben, |
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Dunkler Epheu klopft an der Mühle Scheiben, |
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Das Gebälk umrangt bis zum Giebeldache |
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Kletternd vom Bache; |
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Wo versteckt im Grün, das der Abend rötet, |
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Süß die Nachtigall von den Zweigen flötet, |
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Und der Matten Samt im Gehölz der Birken |
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Blumen durchwirken: |
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Selig hier zu ruhn in beglücktem Frieden, |
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Fern vom Lärm des Tags, von der Welt geschieden, |
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Eine liebe Hand an das Herz zu drücken, |
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Doppelt Entzücken! |
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Fernab zieht Gewog der bewegten Zeiten, |
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Wo die Völker sich um den Lorbeer streiten, |
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Triumphierend auf die zerstörte Schranke |
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Zeigt der Gedanke! |
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Hier ist ein kampflos Glück und die alte Wahrheit |
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Wie die Sonne alt und von gleicher Klarheit. |
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Ew'ge Gaben sind's, die Natur uns spendet, |
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Allen gesendet! |
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Groß und still ihr Gang, ihr Gesetz ist ehern, |
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Blinden offenbar, wie den größten Sehern! |
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Weig' und Grab ist sie dem Geschlecht hienieden, |
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Heilig ihr Frieden! |
Details zum Gedicht „Naturfrieden“
Rudolf Gottschall
7
28
172
1823 - 1909
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Naturfrieden“ wurde von Rudolf Gottschall geschrieben, der von 1823 bis 1909 lebte. Damit lässt sich das Gedicht zeitlich in die Epoche des Realismus einordnen, der von etwa 1848 bis 1890 angesiedelt ist.
Inhaltlich fällt beim ersten Lesen auf, dass das lyrische Ich eine idyllische, friedliche Natur beschreibt, in der es ungestört und fern von gesellschaftlichem Lärm und Konflikten ruhen kann. Der stille Frieden wird durch vielfältige Naturbilder dargestellt, etwa das stille Tal, das von Wald umkränzt ist; der Teich mit seinem Schilf, das bei Abenddämmerung leise flüstert; die ruhende Mühle, deren Fenster von dunklem Efeu bedeckt sind; und die grünen Matten, die von Blumen durchwirkt sind.
Die Botschaft des lyrischen Ichs scheint zu sein, dass der Mensch, wenn er sich von den Streitigkeiten der Welt abwendet und sich der unveränderlichen Natur hingibt, einen Frieden erleben kann, der eher im Einklang mit dem wahren Wesen des Daseins steht. Dies wird besonders deutlich in den letzten beiden Strophen, in denen das lyrische Ich auf das „kampflose Glück und die alte Wahrheit“ in der Natur hinweist, die im Gegensatz zum streitenden Gewog der Völker steht, und schlussendlich den ewigen, unveränderlichen Charakter der Natur betont.
Dieses Bild der Natur wird durch eine einfache, aber bildhafte Sprache hervorgehoben. Das Gedicht besteht aus sieben gleich strukturierten vierzeiligen Strophen, die jeweils eine Kombination verschiedener Bilder und Vorstellungen hervorrufen. Die einfache Form und die lebendige, bildhafte Sprache tragen dazu bei, die beruhigende und tröstende Botschaft des Gedichts zu verstärken.
Zusammengefasst, feiert Gottschalls Gedicht „Naturfrieden“ die heilende und friedliche Kraft der Natur in einer Welt der Konflikte und Auseinandersetzungen, und erinnert die Leser*innen daran, diese zu schätzen und zu schützen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Naturfrieden“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rudolf Gottschall. Gottschall wurde im Jahr 1823 in Breslau geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1839 bis 1909 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 172 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rudolf Gottschall sind „Mondaufgang“, „Das Rätsel“ und „Am Rhein“. Zum Autor des Gedichtes „Naturfrieden“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 10 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Rudolf Gottschall (Infos zum Autor)
- Dem Monde
- Trost
- Mondaufgang
- Das Rätsel
- Am Rhein
- Herrnhuter Romanze
- Heimkehr
- Schwebende, flatternde Wolken
- Ein Traum ist alles Erdenleben
- Marie
Zum Autor Rudolf Gottschall sind auf abi-pur.de 10 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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