Der Abschied von Peter Joseph Rottmann

Willst Dau, Hannes, noh Bresilje ziehe,
Wo Deich Schlange unn die Affe kriehe?
Ach, dann stehrbt gewiß Dei Liesekett!
Wer sall meich dann bei die Spielleit fehre,
Wann eich naunder meine Kerl verleere?
Geh, eich wullt, datt Deich der Deiwel hätt?
 
Hannes.
 
Tobich Mensch! watt brauchste so se brille?
’diß nau ähmol annerscht nitt mei Wille,
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Unn eich honn Der’t jo schunn lang gesaht:
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Wannet so viel Annerleit broweere,
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Kann eich’t aag; eich honn Neist se verleere,
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Wie’t em Ann’re geht, so geht meer’t grad.
 
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Liesekett.
 
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Nau heer eich Deich Moorjets nit meh bloose,
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Ohne Heert unn Hierer sinn die Oose,
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Die Dei Ohrallvatter schunn gehuth;
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Wo Dau hingehst, brauch m’r Neist se schaffe,
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Kann de Kaffi mit de Hänne raffe;
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Geh, Dau Wieschder bist m’r nit meh gut!
 
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Hannes.
 
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Liesekett, wie kannst Dau nor so schwetze?
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Lißt de Deich vunn wieschde Leit verhetze?
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Kennst Dau meich dann noch nitt besser, sah?!
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Sei sefriere! wann eich brav Karline
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Loorde in dem naue Lann verdiene,
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Kumm eich wierer, unn Dau gist mei Fraa.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.5 KB)

Details zum Gedicht „Der Abschied“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
27
Anzahl Wörter
179
Entstehungsjahr
1874
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Abschied“ stammt von Peter Joseph Rottmann, einem Autor, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte. Es handelt sich daher um ein Werk aus dem Biedermeier - einer Epoche, die oftmals durch ihr Fokus auf das Bürgertum und das häusliche, private Leben gekennzeichnet ist.

Erste Eindrücke des Gedichts ist, dass es in einem Dialekt verfasst ist, was das Lesen und Verständnis etwas herausfordernd gestaltet. Es besteht aus sieben Strophen, bei denen die ersten sechs Versen einer Strophe jeweils gefolgt von einer ein-Vers-Strophe, welche einfach den Namen der sprechenden Person „Hannes“ oder „Liesekett“ enthält.

Im Inhalt geht es um einen Abschied, wo Hannes beabsichtigt, nach Brasilien zu gehen, und Liesekett ihm ihre Bedenken und ihren Kummer offenbart. Sie sieht seinen Weggang als Verlust und ist besorgt um ihre eigene Zukunft. Hannes hingegen, verteidigt seine Entscheidung und gibt ihr das Versprechen, dass er zurückkehren wird.

Die Form des Gedichts ist auffällig, indem es abwechselnd zwischen den Perspektiven von Hannes und Liesekett wechselt. Dies erzeugt einen lebendigen Dialog und unterstreicht die persönliche und emotionale Natur des Gedichts. Der Dialekt verleiht dem ganzen eine authentische und volkstümliche Note.

Die Sprache des Gedichts ist einfach, aber emotional geladen. Liesekett benutzt alltägliche, aber kraftvolle Metaphern wie „Wieschder“ (Weichling, Schwächling), um ihre Enttäuschung und ihren Ärger auszudrücken, während Hannes besonnener und zielgerichteter antwortet. Dabei benutzt er sanfte, aber bestimmte Worte wie „braav Karline“ (brav Geld), um seine Entschlossenheit zu zeigen.

Zusammengefasst handelt es sich um ein emotionales und lebhaftes Gedicht, das die persönlichen und sozialen Herausforderungen einer Zeit des Wandels und der Bewegung durch die Augen von zwei einfachen, aber gleichzeitig komplexen Charakteren beleuchtet.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Abschied“ von Peter Joseph Rottmann. 1799 wurde Rottmann in Simmern/Hunsrück geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1874. In Kreuznach ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 27 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 179 Worte. Zum Autor des Gedichtes „Der Abschied“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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