Der Abschied von Johann Wolfgang von Goethe

Laß mein Aug’ den Abschied sagen,
Den mein Mund nicht nehmen kann!
Schwer, wie schwer ist er zu tragen!
Und ich bin doch sonst ein Mann.
 
Traurig wird in dieser Stunde
Selbst der Liebe süßtes Pfand,
Kalt der Kuß von deinem Munde,
Matt der Druck von deiner Hand.
 
Sonst, ein leicht gestohlnes Mäulchen,
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O wie hat es mich entzückt!
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So erfreuet uns ein Veilchen,
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Das man früh im März gepflückt.
 
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Doch ich pflücke nun kein Kränzchen,
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Keine Rose mehr für dich.
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Frühling ist es, liebes Fränzchen,
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Aber leider Herbst für mich!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Der Abschied“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
91
Entstehungsjahr
1770
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

In Johann Wolfgang von Goethes Gedicht „Der Abschied“ drückt das lyrische Ich seine tiefe Traurigkeit über den bevorstehenden Abschied aus. Sein trostloser Zustand ist unverkennbar, der Abschied wird schwer zu tragen sein, so fürchterlich schwer, dass selbst ein sonst starker Mann sich schwach fühlt. Der Abschied ist zu schmerzlich, selbst das süßeste Band der Liebe erweist sich als kalt und matt. Denn die Küsse und die Berührungen, die normalerweise voller Freude und Leidenschaft waren, sind nun nur noch eine Erinnerung an bessere Zeiten.

Es ist erst Frühling, aber die Traurigkeit des Abschieds hat auch das lyrische Ich erfasst und es ist wie Herbst für ihn. Keine Kränzchen mehr werden gepflückt, keine Rosen mehr verschenkt. Obwohl der Frühling ein Zeichen neuen Lebens und neuer Liebe ist, ist es für das lyrische Ich nur ein deutliches Zeichen dafür, dass dieser Abschied ihm unausweichlich ist. Es ist eine bittersüße Erkenntnis - des Lebens, des Abschieds, der Sehnsucht und der Liebe. Goethes Gedicht „Der Abschied“ trifft den Kern der menschlichen Emotionen und darin liegt seine einzigartige Schönheit.

Weitere Informationen

Johann Wolfgang von Goethe ist der Autor des Gedichtes „Der Abschied“. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. 1770 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. Der Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich dabei gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich darüber hinaus auch gegen das Bürgertum, das als eng und freudlos galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest der Epoche des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Autoren der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Johann Wolfgang von Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Todesjahr (1832) ist gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Die Weimarer Klassik geht von der Erziehbarkeit des Individuums zum Guten aus. Ihr Ziel ist die Humanität, die wahre Menschlichkeit (das Schöne, Gute, Wahre). Die Dichter der Weimarer Klassik gingen davon aus, dass Gott den Menschen Vernunft und Gefühle gibt und die Menschen damit dem Leben einen Sinn geben. Der Mensch ist also von höheren Mächten bestimmt. In der Weimarer Klassik wird eine einheitliche, geordnete Sprache verwendet. Kurze, allgemeingültige Aussagen (Sentenzen) sind oftmals in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf formale Ordnung und Stabilität. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die populärsten Vertreter der Weimarer Klassik sind: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried von Herder.

Das vorliegende Gedicht umfasst 91 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „An den Mond“, „An den Schlaf“ und „An den Selbstherscher“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Abschied“ weitere 1618 Gedichte vor.

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