Der Abgekühlte von Heinrich Heine

Und ist man todt, so muß man lang
Im Grabe liegen; ich bin bang,
Ja, ich bin bang, das Auferstehen
Wird nicht so schnell von Statten gehen.
 
Noch einmal, eh’ mein Lebenslicht
Erlöschet, eh’ mein Herze bricht –
Noch einmal möcht’ ich vor dem Sterben
Um Frauenhuld beseligt werben.
 
Und eine Blonde müßt’ es sein,
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Mit Augen sanft wie Mondenschein –
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Denn schlecht bekommen mir am Ende
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Die wild brünetten Sonnenbrände.
 
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Das junge Volk voll Lebenskraft
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Will den Tumult der Leidenschaft,
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Das ist ein Rasen, Schwören, Poltern
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Und wechselseit’ges Seelenfoltern!
 
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Unjung und nicht mehr ganz gesund,
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Wie ich es bin zu dieser Stund,
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Mögt’ ich noch einmal lieben, schwärmen
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Und glücklich sein – doch ohne Lärmen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Der Abgekühlte“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
114
Entstehungsjahr
1851
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Abgekühlte“ stammt von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter der Romantik, der von 1797 bis 1856 lebte.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und introspektiv, da es sich mit Themen wie Alter, Tod, Liebe und Sehnsucht auseinandersetzt. Es scheint, als ob das lyrische Ich sich seiner Sterblichkeit und seinem Alter bewusst wird, aber trotzdem den Wunsch nach Liebe, vor allem der „Frauenhuld“, äußert, bevor sein Leben endet.

Im Inhalt geht das lyrische Ich auf die Unweigerlichkeit des Todes ein und drückt seine Angst aus, dass das Wiederauferstehen nicht schnell eintreten wird (Strophe 1). Trotz seiner Nähe zum Tod wünscht er sich, noch einmal um die Gunst einer Frau zu werben (Strophe 2). Diese Frau sollte blond und sanft sein, da er sich zu drastischere, „brünetten Sonnenbrände“, nicht mehr hingezogen fühlt (Strophe 3). Er beschreibt die Leidenschaft junger Menschen als einen tumultvollen Prozess des Seelenfolterns (Strophe 4). Schließlich drückt er den Wunsch aus, noch einmal lieben und glücklich sein zu können, aber ohne den Lärm der Jugend (Strophe 5).

Formal besteht das Gedicht aus fünf vierzeiligen Strophen. Die Versform ist der Kreuzreim, was dem Gedicht einen klaren, einfachen Rhythmus verleiht, der den ernsten Themen etwas Leichtigkeit gibt. Die Sprache ist leicht verständlich, mit bildhaften Metaphern, die unmittelbare Sinneseindrücke und starke Emotionen vermitteln.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Heine in „Der Abgekühlte“ das lyrische Ich als einen Mann darstellt, der trotz seines Alters und der Nähe zum Tod sich sehnt nach der beruhigenden und stillen Liebe einer Frau. Trotz seines Wunsches nach Liebe, fühlt er sich jedoch auch von der intensiven und tumultreichen Leidenschaft der Jugend abgestoßen.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Der Abgekühlte“. Im Jahr 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1851 entstanden. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 114 Worte. Die Gedichte „Ahnung“, „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“ und „Almansor“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Der Abgekühlte“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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