Regenlied von Klaus Groth

Walle, Regen, walle nieder,
Wecke mir die Träume wieder,
Die ich in der Kindheit träumte,
Wenn das Naß inm Sande schäumte!
 
Wenn die matte Sommerschwüle
Lässig stritt mit frischer Kühle,
Und die blanken Blätter tauten,
Und die Saaten dunkler blauten.
 
Welche Wonne, in dem Fließen
10 
Dann zu stehn mit nackten Füßen!
11 
An dem Grase hinzustreifen
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Und den Schaum mit Händen greifen,
 
13 
Oder mit den heißen Wangen
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Kalte Tropfen aufzufangen,
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Und den neuerwachten Düften
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Seine Kinderbrust zu lüften!
 
17 
Wie die Kelche, die da troffen,
18 
Stand die Seele atmend offen,
19 
Wie die Blumen düftetrunken
20 
In den Himmelstau versunken.
 
21 
Schauernd kühlte jeder Tropfen
22 
Tief bis an des Herzens Klopfen,
23 
Und der Schöpfung heilig Weben
24 
Drang bis ins verborgne Leben.
 
25 
Walle, Regen, walle nieder,
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Wecke meine alten Lieder,
27 
Die wir in der Türe sangen,
28 
Wenn die Tropfen draußen klangen.
 
29 
Möchte ihnen wieder lauschen,
30 
Ihrem süßen feuchten Rauschen,
31 
Meine Seele sanft betauen
32 
Mit dem frommen Kindergrauen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Regenlied“

Autor
Klaus Groth
Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
151
Entstehungsjahr
1819 - 1899
Epoche
Romantik,
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Regenlied“ stammt vom deutschen Dichter Klaus Groth, der von 1819 bis 1899 lebte. Seine Hochphase liegt demnach in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert, in der Zeit des Biedermeier und des Realismus. Das Gedicht steht jedoch eher in der Tradition der Romantik, mit seiner hohen Emotionalität und seiner Rückbesinnung auf das Kindliche und Nostalgische.

Der erste Eindruck von dem Gedicht ist, dass es eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und vor allem Regen zum Ausdruck bringt. Groth benutzt dabei den Regen als Metapher, um einen emotionalen Zustand sowie die Erinnerung an die eigene Kindheit zu beschreiben.

Groth versetzt sich in der Rolle des lyrischen Ichs in eine vergangene Zeit zurück und lässt den Leser an seinen Kindheitserinnerungen teilhaben. Vor allem die Freude und das Spiel mit dem Regen und den damit verbundenen sinnlichen Erfahrungen werden durch die Worte von Groth lebendig. Mit den Regentropfen verbindet er auch die Wiederbelebung alter Lieder und Erinnerung an eine unbeschwerte Zeit.

In Bezug auf Form und Sprache zeigt das Gedicht klare Strukturen. Es besteht aus acht gleichgebauten Strophen, jede „vers“ besteht aus einem Endreim-Paar, was typisch für die Lyrik des 19. Jahrhunderts ist. Die Sprache ist anschaulich und sinnlich, bildgewaltig und metaphorisch. Der Gebrauch von Personifikationen wie „Walle, Regen, walle nieder“ und bildhaften Vergleichen wie „Wie die Kelche, die da troffen, Stand die Seele atmend offen“ erzeugen eine intensive und emotionale Atmosphäre. Das Gedicht ist geprägt von Harmonie und einer tiefe Verbundenheit mit der Natur und der eigenen Kindheit.

Zusammengefasst ist „Regenlied“ ein Ausdruck von Groths Liebe zur Natur und sein nostalgisches Verlangen nach seiner Jugend und den freudigen Zeiten, die er inmitten der Natur verbracht hat. Gleichzeitig zeigt es einen emotionalen Zustand, in dem das lyrische Ich nach Wiedererweckung dieser verlorenen Zeiten und Erinnerungen strebt. Dabei wird durch die Beschreibung der sinnlichen Erfahrungen mit dem Regen auch die universelle Erfahrung der Freude an einfachen, natürlichen Phänomenen betont.

Weitere Informationen

Klaus Groth ist der Autor des Gedichtes „Regenlied“. Geboren wurde Groth im Jahr 1819 in Heide. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1835 und 1899. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 151 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere Werke des Dichters Klaus Groth sind „Min Platz voer Doer“, „He sä mi so vel“ und „Prinzessin“. Zum Autor des Gedichtes „Regenlied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 12 Gedichte veröffentlicht.

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