Der Abenteurer von Joachim Ringelnatz

„Abenteurer, wo willst du hin?“
 
Quer in die Gefahren,
Wo ich vor tausend Jahren
Im Traume gewesen bin.
 
Ich will mich treiben lassen
In Welten, die nur ein Fremder sieht.
Ich möchte erkämpfen, erfassen,
Erleben, was anders geschieht.
 
Ein Glück ist niemals erreicht.
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Mich lockt ein fernstes Gefunkel,
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Mich lockt ein raunendes Dunkel
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Ins nebelhafte Vielleicht.
 
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Was ich zuvor besessen,
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Was ich zuvor gewußt,
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Das will ich verlieren, vergessen. —
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Ich reise durch meine eigene Brust.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Abenteurer“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
75
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Der Abenteurer“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem bedeutenden Vertreter der literarischen Moderne in Deutschland. Er schrieb vorwiegend im Anfang des 20. Jahrhunderts, also in einer Zeit großer gesellschaftlicher, politischer und kultureller Umwälzungen.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht eine ziemlich offene Struktur aufweist. Es besteht aus fünf Strophen unterschiedlicher Länge, die jeweils eine eigenständige Einheit bilden und in deren Mittelpunkt die Thematisierung des „Abenteurers“ steht.

Der Inhalt des Gedichts wird durch das lyrische Ich, den sprechenden Ich-Erzähler, vermittelt. Dieses Ich scheint eine Art Abenteurer zu sein, der sich nach unerforschten, gefährlichen Welten sehnt, die nur ein Fremder sieht. Er hat den Wunsch, Neues zu entdecken, zu erforschen und zu erleben, getrieben von einem Gefühl der Unbeständigkeit und Unzufriedenheit, das aus der Annahme resultiert, dass „ein Glück niemals erreicht“ ist. Das lyrische Ich ist bereit, sein bisheriges Wissen und seine Besitztümer hinter sich zu lassen, um diese Reise anzutreten. Überraschenderweise findet diese Reise aber nicht in die äußere Welt statt, sondern „durch seine eigene Brust“, womit impliziert wird, dass es sich hierbei um eine Reise der Selbstfindung oder Selbstreflexion handelt.

Formal gesehen weist das Gedicht keine strikte Reimstruktur auf, bemerkenswert ist aber der nahezu durchgehende jambische Vierheber, der dem Gedicht einen rhythmischen, dynamischen Charakter verleiht. Dieser Rhythmus stimmt mit dem Inhalt des Gedichts überein und unterstützt den Ausdruck des Abenteurlichen.

Die Sprache des Gedichts ist eher einfach und klar, mit Bildern, die Abenteuerlust und Entdeckerdrang hervorrufen, wie etwa „Gefahren“, „Welten“, „erfassen, erleben“, „fernstes Gefunkel“, „raunendes Dunkel“. Diese Begriffe tragen zur Aufwertung des Abenteurer-Images bei.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ringelnatz' „Abenteurer“ eine Hommage an den ungestümen, unkonventionellen Geist ist, der neuen Erfahrungen gegenüber aufgeschlossen ist und das Unbekannte sucht und begrüßt. Es verdeutlicht auch die Wichtigkeit der persönlichen Reflexion und Selbstsuche auf diesem Weg, was eine weitere Schicht der Bedeutung des Abenteuers offenbart.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Der Abenteurer“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1932. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 75 Worte. Die Gedichte „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Abenteurer“ weitere 560 Gedichte vor.

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