Der Abend von Georg Heym

Versunken ist der Tag in Purpurrot,
Der Strom schwimmt weiß in ungeheurer Glätte.
Ein Segel kommt. Es hebt sich aus dem Boot
Am Steuer groß des Schiffers Silhouette.
 
Auf allen Inseln steigt des Herbstes Wald
Mit roten Häuptern in den Raum, den klaren.
Und aus der Schluchten dunkler Tiefe hallt
Der Waldung Ton, wie Rauschen der Kitharen.
 
Das Dunkel ist im Osten ausgegossen,
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Wie blauer Wein kommt aus gestürzter Urne.
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Und ferne steht, vom Mantel schwarz umflossen,
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Die hohe Nacht auf schattigem Kothurne.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Der Abend“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
83
Entstehungsjahr
1910
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Der Abend“ wurde von dem Expressionisten Georg Heym verfasst, der von 1887 bis 1912 lebte. Das Werk kann somit der Epoche des Expressionismus zugeordnet werden, welche Anfang des 20. Jahrhunderts stattfand.

Beim ersten Lesen wird die Atmosphäre des Gedichts als eher ruhig und dunkel wahrgenommen. Die Farbgebung durch die Worte „Purpurrot“, „weiß“ und „blau“ verleiht dem Gedicht eine melancholisch-romantische Stimmung. Die Szenerie stellt eine Art Übergang dar - vom Tag hin zur Nacht.

Inhaltlich geht es um die Beschreibung eines Abends am Wasser. Der Tag versinkt, ein Boot nähert sich, die Herbstwälder erheben sich und die Nacht bricht herein. Während der Tag vergeht und das Dunkel eintritt, beschreibt das lyrische Ich intensiv die optischen und akustischen Eindrücke. Dabei legt es besonderen Wert auf die Farben und Klänge, welche das Gefühl des Wandels und der Ruhe intensivieren. Der Dichter vermittelt einen melancholischen Ton, indem er das Ende des Tages und den Anfang der Nacht beschreibt. Diese Darstellung des Übergangs könnte auf eine metaphorische Ebene hinweisen, und zwar auf das Vergehen des Lebens und den kommenden Tod.

In Form und Sprache folgt das lyrische Werk einem klaren Schema. Jede Strophe besteht aus vier Versen und es wird eine regelmäßige Reimform beibehalten. Die Beschreibungen sind sehr bildhaft und die verwendete Sprache ist hochgestochen und malerisch. Betrachtet man die Wahl der Wörter, so findet man viele Adjektive, die die Umgebung anschaulich und greifbar machen. Die Worte wie „Purpurrot“, „ungeheurer Glätte“ und „blauer Wein“ erzeugen eine reiche und intensive Farbimpression.

Zusammengefasst handelt es sich bei Georg Heyms „Der Abend“ um ein stimmungsvolles, expressionistisches Gedicht, das den Übergang von Tag und Nacht als Metapher für den Lebenszyklus nutzt. Die kraftvolle und bildreiche Sprache erzeugt dabei eine besondere Atmosphäre von Melancholie und Stille.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Abend“ des Autors Georg Heym. Der Autor Georg Heym wurde 1887 in Hirschberg geboren. Im Jahr 1910 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Expressionismus zu. Bei dem Schriftsteller Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 83 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Columbus“, „Das Fieberspital“ und „Der Baum“ sind weitere Werke des Autors Georg Heym. Zum Autor des Gedichtes „Der Abend“ haben wir auf abi-pur.de weitere 79 Gedichte veröffentlicht.

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