Interpretation - Wie schreibe ich eine Interpretation?

Schlagwörter:
Epischer Text, Lyrischer Text, Gedichtinterpretation, Pragmatischer Text, Sachtext, Dramatischer Text, Textgebundene Erörterung, Aufbau einer Sachtextanalyse, Referat, Hausaufgabe, Interpretation - Wie schreibe ich eine Interpretation?
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Referat

Aufbau einer Interpretation

Interpretationen sind oft gestellte Hausaufgaben oder auch Aufgaben in Klausuren. Aber wie schreibt man eigentlich eine Interpretation? Was muss dabei beachtet werden und welche besonderen Dinge sollten eingehalten werden? Im Folgenden stelle ich eine Übersicht zum Thema "Wie schreibe ich eine Interpretation eines Textauszuges?" zusammen.

Einleitung

  • Daten zum Text (Autor, Erscheinungsjahr, Erscheinungsort, Titel, Textsorte, Thema)
  • Einordnung der Textstelle
  • kurze und klare Zusammenfassung der Textstelle
  • Behauptung, Interpretationshypothese
  • evtl. erster Eindruck, Entstehungszusammenhang, historischer Kontext

Hauptteil

Der Hauptteil ist der ausführlichste Teil einer Interpretation. Zu beachten ist der inhaltliche Aufbau des Textauszuges, und die Untersuchung der Sprache.

  • Inhaltsangabe + inhaltlicher Schwerpunkt
  • Aufbau des Textes
    • Welche Gliederung wird im Text verfolgt?
    • Welche Themen sind enthalten?
    • Wie ist der Verlauf der Handlung?
  • aspektorientierte Analyse
  • inhaltliche + sprachliche Aspekte aufeinander beziehen
  • Kernaussage
  • Beleg durch Zitate
  • Überschrift mit einbeziehen
  • mehrere Deutungsmöglichkeiten nennen
  • Deutung durch Kontextuierung (z.B. historischer Kontext) absichern

Deutungen aufstellen + belegen

  • These, Behauptung einer Deutung
  • Beleg durch Beschreibung + Zitat
  • Deutung, Erklärung, Interpretation
  • gedankliche Rückbindung, Zusammenfassung

Schluss

  • Fazit, Zusammenfassung der Ergebnisse
  • Rückbezug auf Interpretationshypothese
  • Stellungnahme + begründete Wertung

Interpretation eines epischen Textes (Erzähltext)

  • Aufbau, Gliederung, Handlungsverlauf
    • linear, chronologisch, aspektorientiert, ungeordnet
    • Höhepunkt, Wendepunkte
  • Satzbau
    • Parataxe (Hauptsätze), Hypotaxe (Schachtelsätze)
  • Erzählform
    • 1./2./3. Person
  • Erzählverhalten
    • auktorial (außerhalb des Geschehens, muss Allwissenheit nicht durchgehend einsetzen)
    • personal (vom Leser kaum wahrgenommen)
    • neutral
  • Perspektive
    • Innensicht/Außensicht
  • Erzählhaltung
    • zustimmend, ablehnend, neutral, ironisch
    • personal: an eine Figur gebunden
    • objektiv
  • Erzählstandort
    • distanziert/nimmt teil am Geschehen
  • Darbietungsformen
    • Erzählbericht, Kommentar
    • Figurenrede (mit Redeeinleitung), indirekte Rede
    • erlebte Rede, innerer Monolog, Bewusstseinsstrom
  • Sprachstil
    • nüchtern, sachlich, beschreibend
    • persönlich, emotional
    • gehobene Sprache/Alltagssprache
  • sprachliche Mittel (siehe weiter unten)
  • Zeit
    • Chronologie, Rückblenden, Zeitraffung/-dehnung
  • Raum
    • Raum als Kontrast/Vergleich, Ausdruck von Atmosphäre + Stimmung
  • Figurenkonstellation
    • Beziehungen der Figuren, Figurengruppen
    • Handlungsmotive, Einstellung
    • Entwicklung im Laufe des Textes

Interpretation eines lyrischen Textes (Gedicht)

  • Strophengliederung + Versanzahl
    • Distichon: 2 meist daktylische sechshebige Verse,
    • im 2. Vers: direkte Folge der dritten + vierten Hebung
    • Einfache Liedstrophe: 4 Verse, alternierendes Metrum, mind. zwei Verse reimen sich
    • Sestine: 6 Verse, regelmäßiges Reimschema
    • Verspaarkette: Folge von Verspaaren, oft durch Paarreime verbunden
  • Metrum (Versmaß): regelmäßige Abfolge betonter + unbetonter Silben
    • Jambus (steigend): xẋ
    • Trochäus (fallend): ẋx
    • Anapäst (steigend): xxẋ
    • Daktylus (fallend): ẋxx
  • Reimschema
    • Endreim: genauer Gleichklang der Versenden ab letztem betonten Vokal
      → Paarreim aa | Kreuzreim abab | umarmender Reim abba | Schweifreim aabccb | dreifache Reimreihe abcabc | Haufenreim aaa…
    • Binnenreim: Reim zweier Wörter in demselben Vers
    • Anfangsreim: Reim der ersten Wörter zweier Verse
    • Schlagreim: Reim unmittelbar aufeinander folgender Wörter
    • Stabreim/Alliteration: Wörter beginnen mit dem gleichen Buchstaben
    • Unreiner Reim: Übereinstimmung der Vokale, nicht der Konsonanten
    • Verswaise: reimloser Vers innerhalb einer gereimten Strophe
  • Kadenz: Silbenfall am Versschluss
    • männlich/stumpf: einsilbiger Reim, Vers endet mit Hebung (betont)
    • weiblich/klingend: zweisilbiger Reim, Vers endet mit Senkung (unbetont)
  • Verhältnis von Vers und Satz
    Zeilenstil: Satzende + Versende stimmen überein
    Enjambement: Fortsetzung des Satzes im nächsten Vers
    → hebt Begriff am Ende des Verses hervor
    Hakenstil: Folge von Enjambements, Verse erscheinen verhakt
  • Gedichtform
  • gegliederte Wiedergabe des Inhalts
  • sprachliche Mittel
  • Klang des Gedichts (Vokale kurz/lang, Konsonanten hart/weich)
  • Wortarten (Häufung von Adjektiven, Substantiven, Verben)
  • Einstellung + Stimmung des lyrischen Ichs
  • Darstellung von Figuren, Eigenschaften, Beziehungen, Verhaltensweisen, lyrischem Ich
  • Darstellung von (Natur-)Räumen + deren Funktionen
  • hervorgerufene Stimmung
  • Bezüge zu inhaltlichen + formalen Aspekten der Epoche

Interpretation eines pragmatischen Textes (Sachtext)

  • Interpretationshypothese bezogen auf Adressaten, Hauptthese, Intention
  • Kernaussage + Inhalt
  • Gedankenführung, Argumentationsstruktur
  • Argumenttypen
    • Faktenargument: Bezug auf unstrittige, verifizierbare Tatsache
    • Autoritätsargument: ähnliche Position einer respektierten Autorität
    • Normatives Argument: weithin akzeptierte Werte + Normen
    • Analogisierendes Argument: Beispiel aus einem anderen Bereich, parallele Sachverhalte
    • Indirektes Argument: Gegenteil wird außer Kraft gesetzt
    • Argumentum ad populum: eher überreden als überzeugen, Appell an Gefühle statt Vernunft
  • Satzbau
  • sprachliche Mittel, Rhetorik, Ironie + Humor
  • Wortwahl: positiv/negativ konnotiert
  • evtl. äußere Gestaltung, Kontext
  • Intention
  • Wirkung auf den Adressaten
  • Bewertung, Stellungnahme
    • Zustimmung/Ablehnung
    • Schlüssigkeit der Argumentation

Aufbau einer Sachtextanalyse

  • Einleitung (ohne Textbelege)
    • Einleitungssatz
    • Position Autor / Inhalt wiedergeben
  • Hauptteil (mit Textbelegen)
    • Kommunikationssituation (Textsorte & Wirkungsabsicht):
      • Darstellung des Autors (subjektiv/objektiv?)
      • Analyse der erkennbaren Adressaten des Textes
      • Rückschlüsse aus dem Publikationsort
      • Kommunikative Absichten des Autors darstellen
        -Was will der Text erreichen?
        -Intention Autor
        ausgehend davon, wie ist der Text aufgebaut?
  • Argumentationsstruktur des Textes verdeutlichen:
    • Makrostruktur: Argumentationsaufbau
    • detaillierte Analyse:
      -Wortschatz (sprachliche Mittel)

Sprachliche Mittel in einer Sachtextanalyse bzw. Interpretation:

  • Personifikation
  • Vergleiche
  • Metapher
  • Satz- & Pausenzeichen
  • Ironie
  • Konditionalsätze(Bedingung: falls,wenn; meist Übertreibung)
  • Regieanweisungen
  • sprachl. Mittel zur Aufwertung der eigenen Position
  • Anknüpfung an Wirkungsabsicht

Interpretation eines dramatischen Textes (Dramenszene)

  • Einordnung der Szene in die Ganzschrift
    • Vor- und Nachgeschichte, unmittelbarer Kontext
  • Gesprächssituation, Atmosphäre, Verhältnis der Gesprächspartner
    • Protagonist(en) und Nebenpersonen, Antagonisten
    • soziale Gruppen, Konfliktparteien
  • Sprechziele und Handlungsmotive, persönliche Einstellung
  • Struktur + Gesprächsverlauf, Gliederung der Szene
    • Unterbrechungen, Wendepunkte, (Miss-)Erfolg
    • Rede + Gegenrede
  • Sprechform (Dialog/Monolog), freie/gebundene Rede
  • Gesprächsart (z.B. Verhör, Plauderei, Diskussion, formal, zwanglos)
  • Redeanteile, führender Gesprächspartner, Redeinitiative
    • symmetrisch, komplementär, superior, inferior
  • Sprechakte/Formen sprachlichen Handelns
  • Sprachstil, Satzarten und -verknüpfungen
  • Schlüsselbegriffe, sprachliche Bilder, Stilmittel
  • offenes/geschlossenes Drama
  • Konsequenzen + Funktion der Szene für das Drama (Schlüsselszene?)

Sprechakte

  • Feststellung, Mitteilung
    • ​kundtun, mitteilen, hinweisen auf
    • behaupten, versichern, feststellen
  • Bitte, Befehl
    • ​bitten, ermutigen, auffordern, nahelegen
    • zwingen, befehlen, beauftragen, verlangen
  • Meinung
    • ​protestieren, bestreiten, leugnen
    • in Frage stellen, missbilligen, vorwerfen
    • einwilligen, akzeptieren, beipflichten
  • Zugeständnis
    • ​versichern, anvertrauen, eingestehen
    • aufdecken, offenbaren
  • Gefühle
    • hoffe, befürchten, Hoffnung aufgeben
    • sich wundern, sich beklagen, bedauern

Figuren

  • direkte Charakterisierung
    • Intention, zu charakterisieren
    • Kommentar + Wertung des Erzählers
    • Äußerungen anderer Figuren
    • Selbstäußerungen der Figur
  • indirekte Charakterisierung
    • Verhalten, Äußeres, sprechende Namen
  • Figurenkonzeption
    • statisch/dynamisch, Entwicklung
    • Typ (abstrakt): auf wenige Aspekte reduziert, stellvertretend für Personengruppe
    • Charakter (psychologisch): differenzierte Eigenschaften + Verhaltensweisen
  • Figurenkonstellation
    • Verhältnis der Figuren zueinander
    • Interaktion
    • soziale Stellung, Geschlecht, Religion, Generation, Werte
    • gemeinsame Ziele, Interessen, Gefühle, Situationen
    • Zweckgemeinschaften
  • Protagonisten: treiben Handlung maßgeblich voran
  • Held: Hauptfigur, selbstbewusst, eigenverantwortlich, aktiv
  • Anti-Held: Hauptfigur, passiv, leidend, fremden Mächten ausgesetzt
  • Gegenspieler + Kontrastfiguren zur Verdeutlichung von Charaktereigenschaften

Textgebundene Erörterung

  • zentrale Problemstellung benennen
  • Position des Autors aufzeigen
  • zentrale Thesen + Argumente des Textes herausstellen
  • Struktur des Textes, Aufbau der Argumente
    → zunächst sachlich und ohne eigene Meinung
  • dann eigene Haltung mit einfließen lassen
    • Zustimmung/Ablehnung
    • eingeschränkte Zustimmung
  • ​Pro- & Kontra-Argumente
    • Abgrenzen von Argumenten im Text
    • Nutzen der Argumente aus dem Text
    • weiteres Ausführen der Argumente
    • eigene Argumente
    • Argumente aus gelesenen Texten)
  • ​Reihenfolge der Argumente
    • dialektisch (Sanduhr)
    • antithetisch (Ping-Pong)​
  • Textbezug mit Zitaten + Zeilenangaben
  • eigene Stellungname am Schluss
    ​→ geht aus den Argumenten hervor

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