Mankell, Henning - Der Chronist der Winde

Schlagwörter:
Henning Mankell, Soziogramm, Charaktere, Nelio, José Antonio Maria Vaz, Dona Esmeralda, Handlung, Besonderheiten des Textes, Aufbau, Problematik, eigene Meinung, Referat, Hausaufgabe, Mankell, Henning - Der Chronist der Winde
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Referat

Der Chronist der Winde - ein Roman von Henning Mankell

Der Chronist der Winde (Originaltitel: Comédia infantil) ist ein Roman von Henning Mankell über die Gegenwartsgeschichte einer ehemaligen Kolonie in Afrika aus der Sicht eines Kindes. Das Buch erschien 1995 im Ordfront Verlag, Stockholm. Im Jahr 2000 erschien die deutsche Ausgabe in der Übersetzung von Verena Reichel im Paul Zsolnay Verlag. Henning Mankell wurde am 3. Februar 1948 in Stockholm geboren. Er ist ein Regisseur und Autor. Seine Regiearbeiten und literarischen Werke beinhalten gesellschaftliche und politische Themen. 1972 unternimmt Mankell seine erste Afrikareise, die seine weiteren Projekte prägen. Seine nächsten Werke behandeln die Themen Arbeiterbewegung, Imperialismus (=versteht man die Strategien eines Staates, seinen Einfluss auf andere Länder oder Völker auszudehnen.) und Klassenkampf. 
In den neunziger Jahren lebte Mankell Großteils in Mosambik nur die Sommermonate verbringt er noch in Schweden. 

Bekannteste Bücher von Henning Mankell:

  • Kurt-Wallander-Reihe,
  • Der Chinese,
  • Mörder ohne Gesicht,
  • Die rote Antilope

Soziogramm:
Fällt euch irgendetwas besonderes beim Soziogramm auf?
Die strich-liierten Linien bedeuten, dass keiner miteinander verwandt ist, sondern dass die Personen aus einem anderen Grund zusammenhängen. José mit Dona Esmeralda weil er ihr Angestellter ist. Nelio mit seinem Rudel weil eigentlich seine Gruppe eine Art Familie für ihn ist. Die zwei Hände bedeuten, dass Nelios Geschichte José so überwältigt hat, dass José nach Nelios tot sein ganzes Leben ändert und so hängen die beiden auch zusammen.

Charaktere:

Nelio:
Nelio ist die Hauptperson des Buches. Er ist ein 10 jähriger Junge, das durch die weißen Banditen aus seinem Dorf vertrieben wurde. Nelio repräsentiert sehr gut das Elend der Straßenkinder.
Im Roman wird er als sehr weise dargestellt. Er hat für jede Situation den perfekten Ratschlag, da er sich sehr viele Gedanken über die Fragen die ihm gestellt werden macht. Nelio wird nie von den anderen Kinder geschlagen. Jeder respektiert ihn. 

Könntet ihr euch vorstellen, dass es so ein Kind wirklich gibt und warum?
Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen, weil ich es ziemlich unrealistisch finde das ein 10-jähriges Straßenkind von jedem akzeptiert wird, und dass es schon so viel weiß obwohl es so jung ist.

José Antonio Maria Vaz:
Der neugierige Bäcker erweist sich als liebevoller und fürsorglicher Pfleger. Seine Neugierde verleitete ihn auch, Nelio nicht ins Krankenhaus zu bringen, sondern die Geschichte fertig anzuhören. Um kein schlechtes Gewissen zu haben, redet er sich ein es sei sowieso schon zu spät für einen Arzt. Man sieht jedoch, dass ihn die Lebensgeschichte berührt hat, den er gab sein gesichertes Leben auf um als Chronist der Winde auf der Straße die Geschichte zu erzählen.

Dona Esmeralda 
Ist die Tochter des ehemaligen weißen Präsidenten Don Joaquim. Während der Befreiungskämpfe stellte sie sich an die Seite der Schwarzen. Später verwirklichte sie sich ihren Traum eines Theaters, um das Theater finanzieren zu können eröffnet sie die Bäcker in der José arbeitet.

Handlung:
José, ein Bettler früher Bäcker sitzt auf einem Hausdach. Er denkt zurück an die neun Tage, die er mit dem Straßenjungen Nelio verbracht hat. Ein Jahr ist vergangen seit dem Nelio für immer gegangen ist. Nelio ist nicht nur ein Straßenkind gewesen, er ist ein bemerkenswerter Mensch, wie er findet, obwohl er erst 10 Jahre alt ist verfügt er schon über eine Lebensweisheit und Erfahrung eines 100 jährigen. Viele Menschen suchen Rat bei ihm oder hält sich zumindest in seiner Nähe auf. Doch nun ist er tot. Für José eine schreckliche Tatsache, er vermisst ihn. 

José beschließt die Geschichte von Nelio zu erzählen. Denn, wie er findet soll so eine Geschichte nicht verloren gehen. Alles beginnt mit dem Wind, dem geheimnisvollen verlockenden, der von ewig wanderenden Indischen Ozean in unser Stadt hineintreibt. Ich, José Antonio Maria Vaz, ein einsamer Mann auf einen Dach, unter dem tropischen Sternenhimmel, habe eine Geschichte zu erzählen. José ist schon seit seinem 6. Lebensjahr in einer Bäckerei. Er hat nie eine Schule besucht. José tut sich sehr schwer mit den Worten umzugehen, dennoch lernt er mit viel Geduld von seinem alten Bäckermeister lesen und schreiben. Später arbeitet José in der Bäckerei der wunderlichen alten Frau Dona Esmeralda. Dona Esmeralda ist die jüngste Tochter des weißen Gouverneure Dom Joaquim. Damals ist das Land noch eine Kolonie gewesen. Als die Kolonialmacht immer schwächer wird, sehen junge Männer es als ihre Pflicht das Land nun zu befreien. Die weißen Kolonialherren wollen nicht einsehen das der Krieg schon längst verloren ist. Sie planen weiterhin für die Zukunft. Erst später, als die Niederlage eine Tatsache ist und das Land seine Selbstständigkeit erklärt hat, fliehen die Kolonisatoren aus der Stadt.

Obwohl Dona Esmeralda sich nie für politische Fragen interessiert hat, weiß sie schon bald das sie zu den jungen Revolutionären gehört. Mit ihren Auto fährt sie zu den Gebiet, wo die Revolutionären am schrecklichsten sind. Jedoch wird sie von ihnen Gut aufgenommen, da der Obers in der Armee ihren Vater gut kennt. Dort bleibt sie für den Rest des Kolonialkrieges. Der neue Präsident fragt sie welche politische Rolle sie nun in der neuen Zeit spielen wolle, aber Dona Esmeralda will lieber ein Theater gründen, und so überlässt der Präsident ihr das einzige Theater der Stadt. Um das Theater weiter finanzieren zu können, beschließt Dona Esmeralda ein Teil des Foyers zu einer Bäckerei umzugestalten. 3 Monate später eröffnet sie ihre Bäckerei. Esmeralda redet José auf der Straße an, sie erkennt sofort das er ein Bäcker ist. José gibt seine alte Arbeit auf und fangt sofort bei ihr an. 

An einem ganz normal Arbeitsnacht hört José aus dem Theater Schüsse. Sofort sieht er nach, was hier passiert ist. Er findet einen Jungen mitten auf Bühne in seinem eigenen Blut liegen. Es ist Nelio. Er kennt Nelio schon, zumindest hat er Geschichten von ihm gehört. Die Leute in der Stadt erzählen, dass er magische Kräfte hat. Sie wundern sich auch warum Nelio nie auf der Straßen verprügelt wird, wie die meisten Straßenkinder. José hat nie zuvor mit Nelio geredet aber er weiß trotzdem, dass er etwas besonders ist. José verbindet die Schusswunde am Brustkorb mit seiner Schürze. Er sagt zu Nelio, dass er ihn zum Arzt bringen müsse doch Nelio schüttelt nur den Kopf und bittet José ihn auf das Dach zu bringen. José tut was er sagt. Er bringt ihn auf das Dach des Theaters und legt ihn auf eine Matratze. Wiederum sagt José er rufe einen Arzt doch Nelio besteht hartnäckig darauf hier zu bleiben. Er sagt er würde nicht sterben, jedenfalls nicht bevor er seine Geschichte erzählt hat. Und so beginnt Nelio Nacht für Nacht José seine Geschichte bis zu seinem Tod zu erzählen.

Nelio lebt in einem Dorf in Afrika mit seinen Geschwistern und seiner Mutter. Als die weißen Banditen in das Dorf einfallen wird seine jüngste Schwester; wie die meisten der Dorfbewohner von den Banditen getötet. Sie brennen das Dorf nieder und die Menschen die noch übrig sind werden von den Banditen verschleppt, in dieser Gruppe befinden sich auch Nelio und seine Mutter. Nelio sieht seine Mutter nie wieder. Nelio muss sich einer Gruppe von Jungen anschließen. Einer der Banditen drückt ihm ein Gewehr in die Hand und verlangt von ihm seinen Cousin zu töten. Nelio aber tötet stattdessen den Banditen und läuft davon. Nach tagelangen wandern findet er an einem Fluss einen kleinen xidjana, übersetzt Albino vor namens Yabu Bata. Er begleitet Nelio bis zum Meer, ab hier muss Nelio seinen Weg alleine weiter gehen. Auf die Frage wohin er gehen soll, sagt Yabu Bata Geh den Weg, der dem Mensch das rechte Ziel weist. 

Schließlich kommt Nelio in einer Stadt an. Anfangs hat er keinen guten Start in der Stadt. Nelio wird von einem Taschendieb ausgenutzt, um Geld für seine eigenen Zwecke von den Weißen zu erbetteln. Nelio kann fliehen, auch wenn er damit um sein Leben fürchten muss. Doch die anfänglichen Schwierigkeiten ändern sich doch noch zum Besseren. Nelio hilft einen Junge namens Cosmos nicht von den Polizisten verprügelt zu werden. Zum Glück hat Nelio beobachtet wie zwei Männer eine Ampel reparieren, und so schaltet Nelio an den Schaltern bis er ein Verkehrschaos verursacht. Der Junge kann davon laufen. Durch seine Heldentat nimmt Cosmos Nelio in sein sogenanntes Rudel auf. Nun sind sie sieben Leute. Cosmos Tristeza, Mandioca, Pecado, Nascimento, Alfredo Bomba und schließlich Nelio. So ziemlich jeden Tag verbringen die Kinder ihre Zeit mit Essensreste suchen in den Mühltonnen oder mit betteln um an Geld zu gelangen, um irgendwie das harte Straßenleben überleben zu können. Ohne jede Vorwarnung beschließt Cosmos plötzlich das Rudel zu verlassen. Nelio soll Cosmos Platz einnehmen, doch er hat bedenken das die Gruppe ihn nie akzeptieren wird, da er noch so jung ist. Seine Bedenken sind umsonst. Die Gruppe gewöhnt sich schnell an den jungen Führer Nelio. Seine Rolle als Anführer nimmt er sehr ernst, er überlegt sich zu jeder Frage seines Rudels eine Antwort. Er ist überhaupt eine sehr nachdenkliche Person. Bevor er eine Entscheidung trifft, überlegt er sich vorher gründlich die Auswirkungen seiner Entscheidung. Das selbe macht er auch, ob er ein Albino-Mädchen namens Deolinda aufnehmen soll. Eigentlich wollen die anderen bis auf Nelio sie nicht aufnehmen, den es heißt Albinos bringen Unglück, doch da sie lesen und schreiben kann nimmt Nelio Deolinda auf, nur wenn sie zwei Brathähnchen mitnimmt. Sie meistert die Aufgabe und ist seit diesem Tag das neue Mitglied des Rudels. Leider bleibt Deolinda nicht lange bei ihnen. Das Mädchen wird von Nascimento vergewaltigt und läuft davon. 

Zu allem Überfluss wird Alfredo Bomba schwer krank. Mit dem Geld vom Betteln finanzieren sie den Krankenhausaufenthalt für Alfredo Bomba. Im Krankenhaus stellt sich heraus das er an einem Lebertumor erkrankt ist. Er wird sterben. Alfredo Bomba hat noch einen letzten Wunsch. Er wünscht sich eine Reise auf eine Trauminsel, von dem ihm seine Mutter erzählt hat. Das Rudel plant in das Theater von Dona Esmeralda einzudringen, um die Reise als Theaterstück vorzuspielen. Das Rudel beginnt das Stück, dass sie sich ausdenken vorzuspielen. Als das Stück schließlich zu Ende ist, stirbt Alfredo Bomba. Plötzlich stürmen die Nachwächter das Theater. Die Kinder sind zu laut gewesen. Nelio denkt sich ein totes Straßenkind verdient es, verteidigt zu werden. Daraufhin geht er vor zur Rampe, um zu erklären, dass nicht passiert ist. Es fallen zwei Schüsse. Einer davon trifft Nelio. Er bleibt schwerverletzt liegen bis ihn José findet.


Lesestelle: 262-Ende
Diese Lesestelle beschreibt das Ende des Buches und gleichzeitig den Anfang. In der Lesestelle kommt der Buchtitel Der Chronist der Winde vor. Was meint ihr welche Bedeutung der Titel hat. Da Chronist Erzähler heißt und Wind etwas verbreiten z. B. Luft,, denke ich dass der Titel so viel heißt, dass José nie aufhören wird die Geschichte von Nelio zu erzählen.

Besonderheiten des Textes:
Der gesamte Roman, also die Geschichte wird von José erzählt, wobei ihm Nelio seine Geschichte vor seinem Tod noch erzählt hat. Nach dem Tod des Jungen sieht José nur noch die Geschichte Nelios zu verbreiten als seine einzige Aufgabe. José erwähnt nicht nur Nelios Geschichte, sondern auch sein Leben als Bäcker, seine Gefühle und Gedanken zu den Ereignissen mit Nelio. Öfters war dieser Wechsel ziemlich verwirrend, deswegen muss man das Buch sehr konzentriert lesen. 

Im ganzen Buch befinden sich stellenweise kursiv geschrieben Worte in der Landessprachen, was mich nicht wirklich störte. Diese Wörter werden hinten im Buch erklärt. Aufgefallen ist mir auch das im Roman nicht vorkommt wo sich die Handlung abspielt. Da Mankell in den 90er Jahren fast nur mehr in Mosambik lebt und auch das Buch aus dieser Zeit stammt, denke ich, dass es sich auch um Mosambik handelt.

Aufbau:
Das Buch hat neun Kapitel, wobei die Kapitel neun Nächte beschreiben, die Jose mit Nelio verbringt bis er stirbt. Vor dem ersten Kapitel ist ein Einleitungskapitel mit dem Namen José Antonio Maria Vaz, indem José seine Erinnerung von Nelio erzählt. Der letzte Abschnitt des Buches die Morgendämmerung beschreibt José, wie sich sein Leben ein Jahr nach Nelios tot entwickelt hat.

Problematik:
Problemkreis 1
In dem Roman dreht sich alles um das Leben der Straßenkinder Afrikas. Um überhaupt auf der Straße überleben zu können müssen sie sich Geld durch Betteln oder Autowaschen verdienen. Das Leben auf der Straße ist hart. Die meisten Straßenkinder leben in Gruppen, das Chance zu überleben höher ist als alleine. Es kommt nicht selten vor das sich die Straßenkinder gegenseitig verprügeln oder wie im Fall Deolindas Mädchen vergewaltigt werden. Die Straßenkinder gehören in Afrika zum Alltag. Wenige beachten sie, die meisten gehen an ihnen und dem ersichtlichen Elend vorbei. Durch dieses Buch erhält man einen sehr guten Einblick in das Leben der Straßenkinder und ihrem Schicksal, das sie verbindet.

Problemkreis 2
Das Buch spielt sich in Mosambik, einen Staat in Süd-Ost Afrika um die 1980er Jahre ab. Am Anfang des Buches wird kurz auf die politische und gesellschaftliche Lage eingegangen. Das Land Mosambik war eine Kolonie von Portugal. Wegen des diktatorischen Regimes Portugals begannen 1964 Widerstandskämpfe, die für den Norden erfolgreich endeten. Erst 1975 erlangte das gesamte Land Unabhängigkeit. Die Wirtschaft Mosambiks brach nach der Revolution völlig zusammen und ein Großteil der Bevölkerung lebte in Armut. Die Lebensbedingungen für die Bevölkerung besserten sich kaum, da das Land nun nicht unter der Diktatur von Kolonialmächten sondern unter der Diktatur von den revolutionären Soldaten stand. Erst 1994 folgten die ersten demokratischen Wahlen in Mosambik.

Querverbindungen:
In den anderen Romane kamen Probleme vor, die die Hauptpersonen entweder selbst verursacht haben oder durch andere Personen in eine Problemsituation gebracht wurden.
Ein Beispiel:
Bei meinem Roman konnte Nelio für sein Schicksal als Straßenkind nichts dafür, da er durch die weißen Banditen von seiner Mutter getrennt wurde und so sich alleine durch das Leben schlagen musste. Anders ist es bei dem Roman Dürre Jahre. Das Mädchen hatte ihr Problem, die Magersucht selbst hervorgerufen, durch ihr krankhaftes Verweigern von Essen.

Eigene Meinung:
Mich interessiert das Thema Straßenkinder sehr. Deshalb freute ich mich darüber, euch diesen Roman vorstellen zu dürfen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich finde man konnte sich gut in die Lage der Straßenkinder hineinversetzen, weil das Buch realistisch geschrieben wurde. Meines Erachtens nach wurde Nelio allerdings ein bisschen übertrieben dargestellt. Gestört hat mich, dass ich beim Lesen des Buches einige Passagen von der Bedeutung her nicht immer sofort einordnen konnte.

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