Lessing, Gotthold Ephraim - Emilia Galotti (der Prinz als Herrscher)

Schlagwörter:
Orsina, Gotthold Ephraim Lessing, Kammerherr Marinelli, Graf Appiani, Maler Conti, Referat, Hausaufgabe, Lessing, Gotthold Ephraim - Emilia Galotti (der Prinz als Herrscher)
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Referat

Lessing, Gotthold Ephraim - Emilia Galotti

Aufgabe:
Ist der Prinz der empfindsame, seiner Herzenswelt verpflichtete Herrscher? 
(Textgrundlage ausschließlich 1. Aufzug)


Lösung:
Der Prinz erscheint zu Anfang weniger empfindsam, als vielmehr vernarrt gegenüber seiner Angebeteten Emilia Galotti. So spricht er mit einem gemalten Porträt Emilias wie zu einer Person und schwärmt: „Dieses Auge voll Liebreiz und Bescheidenheit! Dieser Mund! Und wenn er sich zum Reden öffnet! Wenn er lächelt! Dieser Mund!“ ( Seite 12). Und auch als der Prinz erfährt, dass „seine“ Emilia bereits versprochen ist, wirft er sich voll Verzweiflung in einen Stuhl und verkündet: „So bin ich verloren! – So will ich nicht leben!“ (Seite 16). Diese Vernarrtheit zieht sich durch den 1. Aufzug wie ein roter Faden und tritt an vielen Stellen in Erscheinung (z.b. auf Seite 5, 15- 18..).

Doch wirklich empfindsam wird der Prinz nur sehr selten, und auch wenn es an manchen Stellen nicht so erscheint, so folgt er nur den gesellschaftlichen Höfflichkeitsregeln, wenn er z.B. dem Maler Conti zu erklären versucht, dass die Kunst weder nach Brot gehen müsse noch solle (S. 6), oder wenn er den Grafen Appiani in höchsten Tönen als sehr würdig, schön, reich und voller Ehre beschreibt (Seite 14).

Andere positiven Empfindungen sind zwar etwas schwieriger zu finden, aber dennoch (zumindest in Ansätzen) vorhanden. So wirkt der Prinz auf Seite 11 sehr spendabel und großzügig, als er dem Maler Conti eröffnet, dass er sich „für beide Porträte bezählen [lassen dürfe] - was [er] wolle.“

Dagegen kristallisieren sich die negativen Empfindungen leichter aus dem Text heraus, sie drängen sich dem Leser geradezu auf. Hervorzuheben wären vor allem 2 Empfindungen, die den Prinz kennzeichnen: Hass und Arroganz, oft auch verbunden mit Rücksichtslosigkeit. Der Hass bezieht sich ausschließlich auf die Gräfin Orsina, und manifestiert sich in unterschiedlichster Art und Weise: So spottet der Prinz z.b. über das Aussehen der Gräfin, wenn er sagt, dass beim gemalten Mund „die Verziehung [...] nicht bis zur Grimasse gehen [muss]“, wie das anscheinend bei Orsina der Fall sei (Seite 8). Oder er lästert über ihre ganze Art, wenn er über die gemalte Orsina urteilt: „Stolz haben sie in Würde, Hohn in Lächeln, Ansatz zu trübsinniger Schwärmerei in sanfte Schwermut verwandelt.“ (Seite 9). Diese Liste ließe sich noch beliebig weit fortsetzen (siehe Seite 6, 7, 13...)

Allerdings stört den Prinzen die Gräfin Orsina nur etwa bis zur Mitte des 1. Aufzuges, denn ab diesem Zeitpunkt ist der Prinz zunehmend mit der Anhimmelung Emilias beschäftigt. Dagegen scheint die Arroganz eine der ausgeprägtesten Eigenschaften des Prinzen zu sein, die sich zusammen mit der Rücksichtslosigkeit (bei diesen Merkmalen sind die Grenzen oft fließend) ähnlich wie die Vernarrtheit zu Emilia wie ein roter Faden durch den 1. Aufzug zieht. Ein Musterbeispiel für den arroganten Prinzen zeigt sich auf Seite 12, als er den Kammerherrn Marinelli anschnauzt, wieso er so spät komme: „Der Morgen war so schön. – Aber nun ist er ja wohl verstrichen; und die Lust ist mir vergangen.“ Eine andere Art von Arroganz zeigt sich in der totalen Hingabe des Prinzen an Marinelli, als er schlichtweg keine Lust mehr hat, über seine Beziehung zu Emilia nachzudenken. Der Prinz fordert Marinelli auf: „Retten sie mich, wenn sie können [...] denken sie für mich. Was würden sie tun [...]“ (Seite 17)

Vielleicht wäre noch ein Beispiel für des Prinzen Rücksichtslosigkeit zu erwähnen, als er ein geplantes Todesurteil überprüfen solle, jedoch lieber Emilia Galotti auflauern will und äußerst hastig reagiert mit den Aussprüchen: „Recht gern. - Nur her! Geschwind. [...] Es könnte schon geschehen sein.“ (Seite 19)

Der Kammerherr Marinelli hat diese fürstlichen Eigenschaften ganz gut zusammengefasst, wenn er über den Prinzen urteilt: „Heute beehren sie uns mit ihrem Vertrauen, [...] schließen uns ihre ganze Seele auf: und morgen sind wir ihnen wieder so fremd, als hätten sie nie ein Wort mit uns gewechselt.“ (Seite 16)
Weitere Beispiele für diese Arroganz und Rücksichtslosigkeit u.a. auf den Seiten 9, 18 und 20.

Abschließend kann man also sagen, dass der Prinz im großen und ganzen nicht der empfindsame Herrscher ist, vielleicht auch wegen seiner fürstlichen Verpflichtungen und seinem Herrschertum gar nicht sein darf. Ab und zu dringen ein paar positive Eigenschaften durch die Hülle des harten Prinzen, diese sind aber eher spärlich angesiedelt. Auch ist der Prinz zu keiner wahren Liebesbeziehung fähig, wie das Beispiel Emilia Galotti beweist. Er will alles nur besitzen und meint all seine Probleme ließen sich auch ganz gut ohne Empfindungen lösen.

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