Kästner, Erich - Sachliche Romanze (Gedichtinterpretation)

Schlagwörter:
Erich Kästner, Interpretation eines Gedichtes, Gedichtinterpretation, Referat, Hausaufgabe, Kästner, Erich - Sachliche Romanze (Gedichtinterpretation)
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Referat

Erich Kästner: Sachliche Romanze (Gedichtinterpretation)

Allein schon die bereits im Titel vorkommende oxymorische Wiedersprüchlichkeit, zeigt, dass sich die beschriebene Romanze ihrem jähen Ende zuneigt. Die bewusste Zwietracht zwischen den Begriffen der Sachlichkeit auf der einen und der Romantik auf der anderen Seite, kann als Versuch gedeutet werden in Kästners Stilrichtung der "Neuen Sachlichkeit" das Thema der Liebe möglichst objektiv zu behandeln. Bereits der Name des Gedichts weist auf eine humorvoll-satirische Gesamteinstellung hin, da die Frage aufgeworfen wird, in wiefern eine Romanze sachlich sein kann.

Dieser humoristische Aspekt findet in der ersten Strophe seine Fortsetzung indem der Autor den Verlust von Liebe und Zuneigung mit dem Verlorengehen von alltagsüblichen Gegenständen vergleicht. Die übertrieben höfliche Formulierung von Kästners Kommentar zur Beziehung der Beiden als durchaus überspitzt aufgefasst werden kann. Beim Durchlesen der zweiten Strophe wird dem konzentrierten Leser die exorbitant hohe Anzahl an Verben auffallen. Diese zeigt, dass das Paar sehr vielen Aktivitäten nachgeht um das eigene Auseinanderleben zu cachieren. Im letzten Vers der zweiten Strophe unterbricht Kästner einen eigentlich zusammenhängenden Satz durch einen Punkt. Dieses Vorgehen ist unüblich, da deutsche Hauptsätze normalerweise nicht mit Konjunktionen wie "und" beginnen. Allerdings scheint Kästner den Punkt bewusst gesetzt zu haben um die fortschreitende Diskontinuität zwischen den beiden Partnern zu visualisieren. Die dritte Strophe zieht die Ballage, die hier als Analogon zur Beziehung verwendet wird, auf fast schon schmerzhafte Art und Weise in die Länge. Außerdem ist die vierte Strophe auf den Inhalt bezogen fast vollständig bedeutungs- und zusammenhanglos. Auf diese Art wird klar gemacht, dass die "Beziehung" nurnoch aufrechterhlaten, also nichtmehr gelebt wird. Die starke im Alltag vorhandene Routine (beispielsweise die festgelegte Uhrzeit zum Kaffeetrinken) steht im Gegensatz zur Ratlosigkeit des Mannes die durch das Wort "irgendwo" deutlich wird. Die Tatsache, dass sie explizit das kleinste Café auswählen, ist ein Anzeichen dafür, dass das Paar versucht ihre Zuneigung durch eine intimere Umgebung zurück zu erlangen. Jedoch schlägt auch dieser letzte, verzweifelte Versuch fehl. Sie beschäftigen sich mit durch das Rühren im Kaffee repräsentierten Belanglosigkeiten, während sie sich gegenseitig ignorieren. Seinen Höhepunkt erreicht das Gedicht im letzen, abermals durch Füllwörter gestreckten, Satz, in welchem das Paar die Erkenntnis erlangt, dass es zwischen ihnen aus ist, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollen.

Abschließend kommt man zu dem Ergebnis, dass die Ballade bei weitem nicht so satirisch ist, wie der Titel vermuten lässt. Durch das Verwenden einer Problematik, die unabhängig von der Lebzeit des Autors auch heute noch große Teile der Leserschaft anspricht, ruft Kästner auch über 80 Jahre nach dem Erscheinen der "Sachlichen Romanze" noch starke Gefühle hervor.

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