Atompolitik - die Atompolitik in Europa nach der Katastrophe von Tschernobyl

Schlagwörter:
Strahlung, Reaktorunglück, Radioaktivität, Diskussion um die alten Atomkraftwerke in Deutschland, Alternativen der Energiegewinnung, Referat, Hausaufgabe, Atompolitik - die Atompolitik in Europa nach der Katastrophe von Tschernobyl
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Referat

Die Atompolitik nach der Katastrophe von Tschernobyl

1. Daten und Fakten zur Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986
Am 26. April 1986 ereignete sich in der damaligen Sowjetunion nahe der Stadt Prypjat in der heutigen Ukraine die zweitschwerste nukleare Katastrophe in der Geschichte. ,,Nach Versuchsbeginn um 1:23 Uhr führt der instabile Anlagenzustand zunächst zu einem Leistungsanstieg und dann – innerhalb weniger Sekunden – zu einem rapiden Anstieg der Energiefreisetzung in den Brennelementen und zur Zerstörung des Reaktorkerns. Die im Brennstoff gespeicherte Wärme wird dabei sehr schnell in das umgebende Kühlmittel übertragen, welches praktisch spontan verdampft. Der resultierende hohe Druckanstieg führt zur Explosion des Reaktors.” (1)

Bis zum 6. Mai 1986 wurden die durch die Explosion des Kernreaktors freigesetzten radioaktiven Stoffe weiträumig verteilt. Nachdem die IAEO (Internationale Atomenergie Organisation) äußerte, dass es nicht so schlimm sei, dass die 4.000 Menschen an den Folgen von Tschernobyl sterben werden, brach weltweit großes Entsetzen aus. ,,4.000 Menschen, die gerne weiterleben würden, 4.000 Menschen die gerne gesund währen” (2) . Die radioaktive Wolke, die Tschernobyl nach der Explosion freisetzte, wurde mehrere Tausend Kilometer weit getragen. Die Heilungsquote derjenigen die von der Strahlung betroffen waren lag laut weißrussischer Studien “bei fast 99 Prozent”. Nach Schätzungen der WHO (World Health Organization, Weltgesundheitsorganisation) mussten sich rund 800.000 Menschen an den Aufräumarbeiten nach der Katastrophe beteiligen. Davon sollen angeblich bereits 50.000 an den folgen der Strahlenschäden bzw Suizid gestorben sein. Die Hauptkrankheit dabei ist Schilddrüsenkrebs. In Weißrussland sind bis Ende des Jahres 2000 ca. 10.000 Menschen an dem Krebs erkrankt. Doch niemand kann extakt sagen wie viele Menschen tatsächlich bei der Katastrophe und den Folgen der Strahlung ums Leben gekommen sind. Manfred Kriener sagte in einem Kommentar in der “Tageszeitung” vom 19.04.2006: ,,Die Würde der Opfer verlangt Aufrichtigkeit. Doch 20 Jahre nach der Reaktorexplosion wird mit den Toten von Tschernobyl jongliert, als ginge es um die Ziehung der Lottozahlen. 4.000, 9.000, 100.000 - oder darfs ein bisschen mehr sein: über eine Million?”. (3)


1.1 Die gefährliche Strahlung von damals – auch heute noch ein Problem?
,,Niemand kann exakt sagen, wie viel Radioaktivität aus dem zerfetzten Reaktor in die Umwelt gelangt ist, wie sie sich verteilt hat, wie viel über welche Transfers in Lungen und Mägen gelangt ist und was sie dort genau anrichtet. Die Gier nach einer schicken Todeszahl bleibt unbefriedigt, das statistische Rauschen liegt über allen Rechenmodellen.“ (4) 31 Männer wurden bei der Katastrophe am 26. April 1986 direkt von umherfliegenden Teilen aus dem expoldierenden Block 4 erschlagen oder starben an den verherenden Folgen der radioaktiven Strahlung. Seitdem tötet die Strahlung unauffällig und langsam. Am stärksten von der Strahlung betroffen ist Weißrussland, die Ukraine und Russland. Vor allem bei Kindern, die zur Zeit des Unfalles unter 18 Jahre alt waren, kam es zu hohen Schilddrüsenkrebserkrankungen. Bis zum 1.1.1996 sind bei den unter-18-jährigen 424 Fälle der Schilddrüsenerkrankung bestätigt. Viele Bauern, hauptsächlich in Weißrussland, können nichts mehr auf ihrem Acker anbauen weil der Boden durch die Strahlen verseucht ist. Ca. 30% Waldflächen und 60% Agrarflächen sind davon betroffen. In Deutschland sind bislang keine ,,strahlenbiologischen Effekte” aufgetreten und sind auch un Zukunft nicht zu erwarten. Womit ist also die Frage “Ist die gefährliche Strahlung von damals auch heute noch ein Problem?” zu beantworten? Mit ja. Ein fünftel der ganzen landwirtschaftlichen Fläche und der Wälder von Weißrussland ist radioaktiv verseucht. Die nukleare Wolke ist ganz und garnicht gleichmäßig verteilt. ,,Einige Dörfer in 200 Kilometer Entfernung haben so viel abbekommen, dass sie unbewohnbar wurden, während das Dosimeter an manchen Flecken in 30 Kilometern Entfernung kaum ausschlägt. Am stärksten betroffen sind die Regionen Gomel und Mogilev.” (5) In Weißrussland gelten 50.000 km² als verseucht und 3.000 km² sind sogar komplett gesperrt. Die Lebenserwartung sank in den letzten 10 Jahren um 5 Jahre, da die soziale und wirtschaftliche Situation keinen Wachstum sondern nur Einbußen hervor brachte. Das Häufigste Radionuklid ist Cäsium-137, der sich vor allem in der obersten Bodenschicht befindet. Dies kann in Zukunft eine Gefahr für sauberes Trinkwasser sein.


2. Die Diskussion um die alten Atomkraftwerke in Deutschland
,,Atomkraftwerk Biblis: Die Diskussion um alte Reaktoren in Deutschland entfachte sich, weil es in Krümmel und Brunsbüttel zu Störfällen gekommen war. Nun will der Umweltminister Gabriel Konsequenzen ziehen.” (6) Bundesumweltminister Sigmar Gabriel ist fest der Überzeugung, dass wenn die ältesten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschafft werden, das dies einen höheren sicherheitstechnischen Gewinn bringen wird. “Isar 2” bei Landshut und “Neckarwestheim 2” in Baden-Württemberg könnten im Gegenzug allerdings länger laufen als bislang geplant.

Bis zur nächsten Bundestagswahl 2009 könnten also 7 der 17 deutschen Atomkraftwerke vom Netz abgeschlossen werden. Das Umweltministerium kann solch eine Umschichtung jedoch nicht verordnen. Hessens Ministerpräsident Roland Koch plant 2010 neue Atomkraftwerke zu bauen. ,,Erst Anfang des nächsten Jahrzehnts müssen wir entscheiden, ob wir wirklich glauben, so viel klüger zu sein als Japan, Russland, China, Großbritannien und andere und als einziger G-8-Staat auf neue Kernkraftwerke ganz verzichten” (7) , so Koch.


3. Atompolitik in Deutschland
In Deutschland sind zur Zeit 17 Atomkraftwerke in Betrieb, die an der gesamten Stromproduktion Deutschlands 32 % Anteil haben. Franz Josef Strauß (1955 – 1956 Bundesminister für Atomfragen) begann in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts ein Atomprogramm, dass von den Nachbarstaaten Deutschlands sehr misstrauisch beobachtet wurde. Verständlich, da die Nationalsozialistische Zeit erst 10 Jahre vergangen war und Deutschland zuvor fieberhaft versucht hat die Atombombe zu bauen. Bis 1998 war man der Auffassung, dass die Art der nuklearen Energiegewinnung zu fördern sei. Seitdem steht man der Sache sehr kritisch gegenüber.


3.1 Die Aktuelle Diskussion über die Strompreise und den CO2-Ausstoß
Zur Zeit wird in Deutschland von verschieden Interessengruppen darüber diskutiert ob man neue Atomkraftwerke bauen soll. Dies geschieht vor allem auch deswegen, weil die deutschen Atomkraftwerke schon sehr alt sind. Das heißt, dass die technische Lebensdauer bald am Ende angelangt sein wird. Kohlekraftwerke fallen vermehrt in diese Diskussion mit rein, da diese einen Wirkungsgrad zwischen 10 und 15 % haben. Da von den Atomkraftwerken in Deutschland aber fast ein Drittel des gesamten Energiebedarfs ausgeht, kann man sie nicht einfach abschalten. Also muss man einen Ersatz finden. In Ensdorf im Saarland sind Pläne für ein hochmodernes Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 1.600 Megawatt entstanden. Zum Vergleich: Das Schlachtschiff der deutschen im 2. Weltkrieg, die Bismarck hatte eine maximale Antriebsleistung von 110 Megawatt. Nach Expertenmeinungen sind die politischen Risiken für den Kraftwerksneubau größer als die wirtschaftlichen. Auch die Diskussion um die andauernd steigenden Strompreise hält an. Die großen deutschen Stromkonzerne E.On, EnBW, RWE und Vattenfall Europe fuhren in den letzten Jahren strarke Gewinne ein. Trotzdem steigen die Preise für den Strom ständig an. Die Regierung und die Anbieter erneuerbarer Energien sind verärgert. E.On-Chef Bernotat schiebt die Schuld auf den Staat. „Die Strompreise werden inzwischen weitgehend vom Staat gemacht. Er ist zu fast 40 Prozent direkt verantwortlich durch Steuern, Umlagen und Abgaben. Er reguliert weitere rund 35 Prozent des Preises über die Netzentgelte“ (8)


3.2 Atompolitik in Europa nach der Katastrophe von Tschernobyl
Da Atomkraftwerke viel Strom produzieren und keine Treibhausgase ausstoßen, bauen viele Länder innerhalb der Europäischen Union auf die Atomkraft. Die Spitze in Europa bildet Frankreich mit 59 Atomkraftwerken, gefolgt von Großbritannien mit 21 und Deutschland mit 17 Atomkraftwerken.

Man stellt sich also die Frage: Was ist die größere Gefahr – Atomkraft oder der immer weiter fortschreitende Klimawandel? Florian Haslauer, Energieexperte des Beratungsunternehmens “AT Kearney”, meint, dass die Atomkraft in Europa in den kommenden Jahren sicher nicht durch alternative erneuerbare Energien zu ersetzen sind. Im Moment stellt man sich in Deutschland die Frage ob man die Atomkraftwerke in Betrieb lassen soll oder ob man als Alternative Kohlekraftwerke bauen soll, die allerdings auch einen erheblichen CO2-Ausstoß mit sich bringen.

Für Umweltschützer steht jedoch fest: Beides ist nicht zu akzeptieren, sagt Silvia Herrmann, Energiesprecherin von Global 2000. Sie sagt, das die Atomkraftwerke die gefährlichste Energieform sei, das sie sehr teuer sind und sehr unwirtschaftlich. Finnland baut bereits neue Atomkraftwerke und Polen plant welche zu bauen.


4. Welche Lehren man aus der Tschernobyl-Katastrophe zog
Durch die Katastrophe wurde allen klar, dass für die Sicherheit von Atomkraftwerken international gültige Regeln von nöten seien. Um die Sicherheit zu erhöhen unterstützt die Europäische Union seit 1991 Länder wie Russland, die Ukraine und Kasachstan. In der Ukraine wurden mehr als eine halbe Millionen Euro in die Sicherheit investiert. Man müsse auch noch in Zukunft eine bessere Lösung für die radioaktiven Abfälle finden. Graham Watson fordert, dass die Biomasse mehr gefördert und eingesetzt werden muss, dass die Energieeinfuhren gesenkt werden müssen, dass die Energieeffizienz gesteigert werden muss und das die erneuerbaren Energiequellen gefördert werden muss, sowie das weiterhin in die Sicherheit von Atomkraftwerken investiert werden muss. Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO dürfen nicht unterdrückt werden. Brian Crowley sagte ,,Es ist schwierig Worte für die Schrecken von Tschernobyl zu finden” (9) und sprach sich sich gegen die Nutzung der nuklearen Energie aus. Schenkt man der Aussage von Jana Bobosikova glauben, so wollen die meisten Europäer keine Kernkraft, jedoch sei diese unabdingbar. Auch weil sie das beste im scheinbar endlosen Kampf mit dem Klimawandel seien.


4.1 Alternativen der Energiegewinnung
Zur Zeit wird in Deutschland heiß darüber diskutiert, ob man die alten Atomkraftwerke nicht gegen neue Kohlekraftwerke eintauschen soll. Doch ein Verlust der Atomkraftwerke wird schwer zu kompensieren sein, da diese fast ein Drittel des Energiebedarfs von Deutschland decken. Manche Länder wie Italien verzichten bereits auf den Strom von Atomkraftwerken.

Man muss sich nun mehr auf die natürlichen und erneuerbaren Energien wie Windkraft, Solarkraft und Wasserkraft konzentrieren.


5. Eigene Meinung
Durch die Katastrophe 1986 wurde der ganzen Menschheit drastisch vor Augen geführt wie schrecklich Atomenergie seien kann. Doch dies sollte kein Grund sein vollkommen auf Atomenergie zu verzichten. Im Moment ist dies auch unmöglich komplett darauf zu verzichten. Meiner Meinung nach sollte man die Nutzung der Atomenergie almählich zurückschrauben, um vielleicht in 10 oder 20 Jahren komplett darauf verzichten zu können. Bis dahin sollte man die Benutzung von alternativen Energien hochschrauben und versuchen den CO2-Ausstoß so gering wie möglich zu halten.

 

Quellen:

  1. http://www.bmu.de/atomenergie/doc/5409.php Zugriff am 29.11.07
  2. http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/
    themen/atomkraft/tschernobyl_gesundheitsreport_kf_2006.pdf Zugriff am 29.11.07
  3. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/04/19/a0042 Zugriff am 29.11.07
  4. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/04/19/a0042 Zugriff am 29.11.07
  5. http://www.ippnw.de/stepone/data/downloads/
    43/00/00/tschernobylbroschuere.pdf “ am 29.11.07
  6. http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/935/130707/ Zugriff am 29.11.07
  7. http://www.focus.de/politik/deutschland/energie_aid_65813.html Zugriff am 8.12.07
  8. http://www.focus.de/immobilien/energiesparen/energie_aid_133229.html Zugriff am 8.12.07
  9. http://www.europarl.europa.eu/news/expert/infopress_page/
    008-7653-116-04-17-901-20060425IPR07600-26-04-2006-2006-false/default_de.htm Zugriff am 9.12.07

 

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