Williams, Stanley - Biographie eines Schwerverbrechers

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Referat

Der Fall Stanley „Tookie“ Williams

Stanley „Tookie“ Williams gründete im Jahre 1971 mit einem Freund die berüchtigte Jugengang „Crips“, die er auch anführte, zu deren prominenten Mitgliedern u.a. der Rapper „Snoop Dogg“ gehörte. Diese Gang überzog Los Angeles mit einem blutigen Straßenkrieg. Im Jahre 1979 wurden bei einem Überfall ein Supermarktangestellter, zwei Motelbesitzer und deren Tochter erschossen. Hauptverdächtiger war natürlich der Anführer der meist gefürchtesten und von den Behörden meist gehasstesten Gang, Tookie Williams. Dieser wurde trotz einer wackeligen und unglaubwürdigen Beweisführung für schuldig gesprochen. Und das obwohl zum einen die ballistischen Beweise während des Verfahrens, die Glaubwürdigkeit eines entscheidenden Zeugens äußerst zweifelhaft und Prozessbeobachter von der Vereingenommenheit des Justizsystems gegenüber Armen und Minderheiten speziell gegenüber den damaligen Richtern überzeugt waren. Die Entscheidung Williams schuldig zu sprechen fiel mit 4 zu 2 Stimmen aus, eine Begründung für ihre Entscheidung gaben die Richter jedoch nicht ab. Außerdem sprach noch gegen eine fairen und von der Verfassung eigentlich vorgeschriebenen Prozess, dass die anderen Zeugen sowohl selbst mehrerer Morde schuldig waren und sich von ihren Aussagen Straferleichterung erhofft haben als auch einem wichtigen Zeugen, seines Zeichens Informant aus dem Gefängnis, der vorgab Williams Vertrauter zu sein, wobei er diesen nie kennen gelernt hatte . Dieser Prozess war also schon entschieden, bevor er begann und so wurde er zu einer reinen Farce. Tookie Williams wurde in Folge des Schuldspruchs 4 Menschen getötet zu haben zur Todesstrafe verurteilt. Im Gefängnis von San Quentin (bei San Fransisco) vollzog sich aber eine überraschende Wandlung seines Ichs. Er selbst beschrieb seine Wandlung als eine Art langwierigen Prozess : „Glauben Sie nicht, dass das an einem Tag passiert ist. Ich habe jahrelang an mir gearbeitet und schließlich erkannt, dass ich anderen benachteiligten Kindern helfen muss“ Im Gefängnis brachte er sich das Lesen und Schreiben bei, was es ihm ermöglichte mit einer Reporterin, die mit ihm ein Interview machen wollte abzusprechen ein Buch für ihn zu publizieren. Mit ihrer Hilfe schrieb und veröffentlichte er eine Reihe von Kindergeschichten, die 1996 unter dem Titel „Tookie verurteilt die Gewalt innerhalb Gangs“ erschienen. Tookie selbst äußerte hierzu mal : „Diese sinnlose Gewalt hat so viel Schmerz verursacht, so viele Mütter und Väter haben ihre geliebten Kinder verloren. Gemeinsam können wir diesem Wahnsinn ein Ende setzen.“

Zwei Jahre später folgte die Autobiographie „Life in Prison“, die sich wieder an Jugendliche Leser richtete mit dem Ziel sie davon abzuhalten so zu werden wie er und die gleichen Fehler zu machen. Sein enormes Engagement blieb natürlich nicht unbeobachtet und so wurde ihm die Ehre von insgesamt 9 Nobelpreisnominierungen zu teil, 5 mal für den Friedensnobelpreis und 4 für den Literaturnobelpreis. Außerdem wurde er in diesem Sommer von George Bush für seinen Einsatz gegen Jugend-und Bandenkriminalität ausgezeichnet. Diese Wandlung sollte es doch ermöglichen eine Begnadigung zu erhalten, sodass Tookie nicht mehr hätte sterben müssen. Doch wieder einmal verwechselte der Kalifornische Gouverneur Arnold „Terminator“ Schwarzenjäger das wahre Leben mit dem Film. Er wies die Begnadigung aus den niedrigsten Motiven ab, die ein normaler Mensch gar nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könnte. In erster Linie traf er seine Entscheidung im Bemühen die rechtesten Kräfte in den USA zu beschwichtigen, die Republikaner. Hatte er gerade diese noch zuvor empört als er Susan Kennedy, eine überzeugte Demokratin zu seiner Stabschefin machte, wollte er diesen zeigen, dass sie immer noch auf ihn zählen konnten. Seine Ablehnung des Gnadengesuchs begründete er damit, dass sich der Gefangene geweigert habe seine Schuld einzugestehen. Hinzu kommt, dass der ehrenwerte Gouverneur die Veröffentlichung seiner Entscheidung bewusste hinausgezögerte, um so weitere Bemühungen zur Rettung Williams’ Leben zunichte zu machen und die Polizei sowie auch die Nationalgarde in Bereitschaft zu versetzen aus Angst vor Gewaltausbrüchen. Außerdem hatte die Ablehnung noch einen psychologische Charakter : vor Jahren wurde im gleichen Gefängnis George Jackson hingerichtet, der seines Zeichens überzeugter Black Panther und Gefängnisaktivist war, zur Abschreckung der damaligen Generation seinem Beispiel zu folgen. Der staatliche Mord an Stanley Tookie Williams im gleichen Gefängnis soll also eine neue Generation einschüchtern, die in den Kampf gegen Krieg und Unterdrückung eintreten könnte.

In den Stunden vor der Hinrichtung lehnten es alle Ebenen der Staats- und der Bundesjustiz ab, sich in den Fall einzumischen: der Oberste Gerichtshof des Staates Kalifornien, das Bundesberufungsgericht des Neunten Bezirks und schließlich und endlich die Richterin am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten, Sandra Day O’Connor, die den letzten juristischen Versuch der Anwälte Williams’ abwies. Dreißig Jahre nach der Wiedereinführung der Todesstrafe ist Williams jetzt das 1003. Hinrichtungsopfer in den USA. Er wurde vom Leben zum Tode befördert, nachdem er fast 25 Jahren in der Todeszelle in Kalifornien verbracht hatte. Diese 25 Jahre verbrachte er mit der Ungewissheit, wann sie seinem Leben ein Ende setzen würden, und so im Schatten seines Scharfrichters. Stanley Tookie Williams wurde aufgrund widrigster und zweifelhaftester Umstände nur 58 Jahre alt. 

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