Bachmann, Ingeborg - Alle Tage (Gedichtinterpretation)

Schlagwörter:
Ingeborg Bachmann, Alle Tage, Gedichtanalyse, Analyse, Nachkriegslyrik, Strophe, Referat, Hausaufgabe, Bachmann, Ingeborg - Alle Tage (Gedichtinterpretation)
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Referat

Gedichtinterpretation

Ingeborg Bachmann - Alle Tage

In dem Gedicht „Alle Tage“, geschrieben von Ingeborg Bachmann und veröffentlicht im Jahr 1957, werden die Zustände während und nach dem Krieg verurteilt. Die Verfasserin ruft dazu auf den Krieg zu boykottieren, sich davon abzuwenden und aufgrund dieses grausamen Ereignisses umzudenken.

Das Gedicht ist in drei Strophen mit jeweils Acht oder Sechs Strophen eingeteilt. In der ersten Strophe geht es um den Krieg, der in seiner Erscheinungsform schon zu unserem täglichen Leben gehört und damit zum Alltag geworden ist. Zudem ist er rational nicht mehr begründbar und damit zum sinnlosen Ereignis geworden. Die zweite Strophe macht die Verfasserin Hoffnung auf ein Ende des Krieges, stellt dafür aber Bedingungen auf die erfüllt sein müssen, damit endgültig friedlich herrschen kann. In der dritten Strophe geht es um den Boykott des Krieges, der durch Befehlsverweigerung und Fahnenflucht ausgezeichnet wird.

Aufgrund der Thematik und des Datums der Publikation, lasst sich dieses Gedicht in die Epoche der Nachkriegslyrik einordnen. Um ihre Intention mit diesem Gedicht zu verdeutlichen, verwendet die Verfasserin des Gedichts viele stilistische Mittel. So ist die erste Strophe durch einen Parallelismus geprägt (vgl. Z. 1-6). Durch die ersten zwei Worte „Der Krieg“, wird das zentrale Bezugsthema eingeleitet und durch einen Parallelismus wird zugleich eine Verknüpfung zwischen dem Überbegriff „Krieg“ und den anderen Schlagwörter hergestellt. In Vers drei und vier findet sich eine Antithese, denn „Der Schwache“(V.4) und der „Held“(V.5) werden ihr gegenüber gestellt, allerdings tritt der Held an die Position des Schwachen und der Schwache in eine für ihn nicht vorgesehene Position, in der Feuerzone. Dies macht deutlich, dass die Machthaber eines Krieges meist unbeteiligt sind und andere Unschuldige, wie Soldaten - die einfach nur dem Befehl folgen – und Zivilisten, sterben. Im weiteren Verlauf heißt es „Die Uniform des Tages ist die Geduld“(Z.6). Durch diese Metapher will die Verfasserin deutlich machen, dass man den Krieg geduldig ertragen muss um gegen den Krieg psychisch geschützt zu sein. Der „Stern“ in Vers 7 steht symbolisch für die Hoffnung und damit für die Hoffnung auf Besserung. Da dieser Stern aber verliehen wird, ist die Hoffnung auf bessere Zeiten praktisch der einzige Lohn, der einem nach dem Krieg zukommt. Durch die Enjambements in dieser ersten Strophe kommt die Endlosigkeit des Krieges besonders zum Ausdruck, denn so wie hier keine Endzeilen vorliegen, so hat auch der Krieg kein Ende. Es ist ein immer fortlaufender Prozess. Dies wird darüber hinaus durch den Titel des Gedichts „Alle Tage“, noch einmal unterstreichen, da „Alle Tage“ so viel bedeutet wie „Alle Zeit“ oder „immer“. Durch den parataktischen Satzbau in der ersten Strophe, wird die Monotonie des Krieges verdeutlicht, da der immer gleichbleibende Satzbau keine Abwechslung aufweißt, ebenso wenig wie der anhaltende Krieg.

Ganz im Gegensatz sind die zweite und dritte Strophe durch einen hypotaktischen Aufbau gekennzeichnet. Sie unterscheiden sich also nicht nur inhaltlich sondern auch stilistisch von der ersten Strophe. Da in diesen beiden Strophen die Hoffnung auf friedliche Zeiten thematisiert wird, kann man vermuten, dass die Verfasserin diese positiv darstellen möchte. Allerdings kann diese bessere Zeit nur beginnen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Diese werden zur Verdeutlichung von Vers 10 bis 13, in Form einer Anapher dargestellt. Danach müssen wie bereits erwähnt alle Annzeichen des Krieges verschwinden. Dazu gehört auch die Zerstörung, die in Vers 11 durch den Neologismus „Trommelfeuer“ - welcher sehr wahrscheinlich für die einschlagenden Geschosse steht - dargestellt wird. Daran schließt sich im nächsten Vers eine weitere Bedingung: „…wenn der Feind unsichtbar geworden ist…“(V.12). Der Feind steht in diesem Fall für die Bedrohung und damit für die Gefahr. Der Krieg ist also nur dann zu Ende, wenn keine Gefahr mehr vom Gegner ausgeht. Die Verfasserin kommt aber zu dem Schluss, dass es nie absoluten Frieden geben und ein immer ständiges Aufrüsten stattfinden wird. Dies wird durch das Paradoxon „Schatten ewiger Rüstung“ unterstrichen.

Durch die Anapher in der dritten Strophe, soll der Boykott besonders zur Geltung kommen. „Er wird verliehen für die Flucht von den Fahnen für die Tapferkeit…“(V.15-18). Die Verfasserin ruft hier in Form einer Anapher zur Umkehr und zur Abwendung vom Kriegskult auf. Durch die Auszeichnungen, die in Verbindung mit dem Boykott gebracht werden, soll sehr wahrscheinlich deutlich werden, dass der Frieden einen gewissen Preis hat, da häufig unmoralische Mittel dazu notwendig sind.

Es fällt zudem noch auf, dass die dritte und zweite Strophe inhaltlich vertauscht sind. Da hier die logische Abfolge der Handlung verändert wird und das Gedicht damit seine feste Ordnung verliert, kann man annehmend, das dadurch der Zustand während und nach eines Krieges dargestellt wird, der durch Unordnung und Orientierungslosigkeit geprägt war.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Ingeborg Bachmann mit diesem Gedicht , welches durch einen skeptisch – optimistischen Grundton geprägt ist, Kritik an Gesellschaft üben möchte, weil durch jene der Krieg zum Alltag wird. Auf der anderen Seite sieht sie dennoch die Möglichkeit sich dem Krieg entgegenzustellen und fordert den Leser inndirekt auf, dies ebenfalls zu tun. Deshalb ist dieses Gedicht als Antikriegsgedicht zu verstehen. 

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