Stimme - Die menschliche Stimme

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Referat

Die menschliche Stimme



Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung
    • Stimme als Ausdrucksmittel
    • Stimmforscher in der Antike
    • Forschungen im Mittelalter und in der Neuzeit
    • Moderne Elektronik
  2. Die Stimme
    • Die Stimme – ein Instrument
    • Atmung – Motor der Stimme
    • Kehlkopf und Stimmlippen – Der Klanggenerator
    • Der Vokaltrakt – der Resonanzraum
    • Stimmkontrolle – das Gehirn als Koordinator
  3. Die Entwicklung der Stimme
    • Die Kinderstimme
    • Der Stimmwechsel
    • Die Stimme im mittleren Lebensabschnitt
    • Die Altersstimme
  4. Tierstimmen
    • Sprechen Tiere?
  5. Die kranke Stimme
    • Medizinische Grundlagen
    • Akustische Ursachen
    • Stimmhygiene
    • Diagnose und Therapie von Stimmerkrankungen
  6. Die Singstimme
    • Stimmgattungen
    • Register
    • Atmung und Atemstütze
    • Die ausgebildete Stimme
    • Der Singformant
    • Formantenverschiebung
    • Das Vibrato
    • Die „schöne“ Stimme
  7. Stimmliche Erscheinungsformen
    • Flüsterstimme
    • Bauchreden
    • Obertonsingen
    • Jodeln
    • Kastratengesang
    • Pfeifen


1. Kapitel - Einleitung
Die Stimme ist eine spezifisch menschliche Erscheinung und eine organische Funktion. Sie ist das persönlichste Ausdrucksmittel des Menschen! Die Kommunikationsforschung stellte fest, dass bis zu 90% der Information durch Körpersprache und Stimmklang übermittelt wird. Es ist nicht verwunderlich, dass es seit Jahrtausenden spezielle Ausbildungsstätten gibt, in denen die jeweils benötigten Fähigkeiten der Stimme geschult wurden.


Stimmforscher in der Antike
Der griechische Philosoph Empedokles (um 490-430 vor Chr.) und der Rhetoriker Cicero (106-43 v. Chr.) trugen wesentlich zur Erforschung des Stimmapparates bei, genauso wie Hippokrates und Aristoteles. Der Begründer der Stimmkunde ist jedoch Claudius Galen (~150 n.Chr.).


Forschungen im Mittelalter und in der Neuzeit
Die arabische Medizin steuerte wesentliche Erkenntnisse bei. Im 15 Jh. fertigte Leonardo da Vinci bereits äußerst naturgetreue Zeichnungen des Kehlkopfes an. Einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der Stimmkunde setzte Emanuel di Garcia (19 Jh.). Er erfand den Kehlkopfspiegel (Laryngoskop).


Moderne Elektronik
Trotz der Untersuchung der Stimme mit hochempfindlichen Geräten und modernster Computer, ist es bis heute nicht gelungen, die Funktionsabläufe vollständig aufzuklären. Der Stimmapparat ist das Komplizierteste motorische System in unserem Körper. Man schätzt, dass beim Sprechen 150.000 Einzelentscheidungen vom Gehirn getroffen werden müssen!


2. Kapitel - Die Stimme

Die Stimme – ein Instrument
Die menschliche Stimme hat eine Eigenschaft, die sie über jedes Instrument hervorhebt: Sie kann Sprache vermitteln!


Bestandteile der menschlichen Stimme
Zunächst wird ein Luftstrom in Bewegung versetzt; dafür sind die Lunge und die Brustmuskulatur verantwortlich. Um Luft zu bewegen, muss man Energie aufwenden: durch Verengung des Brustkorbes wird Luft zum ausströmen gebracht. Die Art und weise, wie dieser Luftstrom an das schwingungsfähige System herangeführt wird, ist ein entscheidendes Kriterium für die Qualität des erzeugten Klangs. Die Atmung ist daher der Motor und die Grundlage der Stimmproduktion. Bei der Stimme werden die im Kehlkopf gelegenen Stimmlippen durch die in der Luftröhre nach oben strömende Luft zum Schwingen gebracht. Den dafür notwendigen Resonanzraum bildet der Rachen- und Mundraum, zum Teil auch dar Nasenraum. Dieser kann durch Mund, Zunge und Lippen stark und rasch verändert werden.


Die 4 Grundpfeiler der menschlichen Stimme sind:

  • Energiezufuhr
  • Tonerzeugung
  • Verstärkung
  • Steuerung


Atmung – Motor der Stimme
Ist die Grundlage für die Entstehung eines Klanges.


Lunge
Durch eine Gesangsausbildung wird nicht so sehr das Atemvolumen erhöht, (bei einem Erwachsenen bis zu 6 l) sondern durch eine bessere Atemkontrolle und das Volumen optimal ausgenützt.


Grundmechanismen der Atmung

  • Bauchatmung
  • Brustatmung
  • Ruheatmung
  • Sprech- und Singatmung

Die Ausatemphase ist gegenüber der Einatemphase stark verlängert. Das ist notwendig da nur der Ausatemstrom zur Stimmerzeugung benutz wird.

Diese Verlängerung geschieht durch 3 Mechanismen:

  1. Es wird stärker eingeatmet.
  2. Die Ausatmung erfolgt aktiv.
  3. Es wird nicht nur bis zur Ruhelage der Lunge ausgeatmet, sondern der Brustraum wird noch weiter verengt.

Ein ungeübter Erwachsener kann einen Ton von etwa 15 Sekunden Länge erzeugen, ein ausgebildeter Sänger bis zu einer Minute.


Kehlkopf und Stimmlippen – der Klanggenerator
Sein Zweck liegt ursprünglich zum Schutz der Lunge vor Fremdstoffen. Sekundär, ist die Funktion als Klangerzeuger. Den Hauptsbestandteil bildet der Schildknorpel. Dieser besteht aus zwei Platten, die sich vorne v-förmig vereinen. Der vordere Teil des Schildknorpels kann auch von außen gesehen werden. Unterhalb des Schildknorpels liegt der Ringknorpel. Auf der Platte des Ringknorpels sitzen gelenkig verbunden die beiden Stellknorpel. In ihnen sind die Stimmlippen angesetzt. Die Bewegung der Stellknorpel steuert die Öffnung, Schließung und Spannung der Stimmlippen. Der Raum zwischen den Stimmlippen wird als Stimmritze oder Glottis bezeichnet. Bei ruhiger Atmung ist die Stimmritze ständig geöffnet, bei der Einatmung stärker; beim Ausatmen wird sie Stimmritze etwas verengt, um eine zu schnell Entleerung der Lunge zu verhindern. Die ausströmende Luft hat eine Geschwindigkeit von etwa 3 – 5 m/s, bei einem Hustenstoß kann der Luftstrom eine Geschwindigkeit von 400 km/h erreichen. Um einen Sprech- oder Sington zu erzeugen, werden die Stimmlippen muskulär gleichzeitig mit dem Beginn der Ausatmung verschlossen. Durch Verengung des Brustkorbs strömt Luft aus der Lunge, so dass vor den geschlossen Stimmlippen eine Zone erhöhten Luftdruckes entsteht. Dieser Druck genügt um die Stimmlippen zur Öffnung zu zwingen und die gestaute Luft kann entweichen (aerodynamisches Paradoxon). Durch das Öffnen und Schließen der Stimmlippen können größere und kleinere Luftmengen aus dem Mund entweichen. Dies ist eine Schallwelle – ein Klang.


Die Höhe des ausgesandten Tones hängt davon ab, wie oft der Schwingungsvorgang pro Sekunde erfolgt:

  • Geschieht er 440mal in der Sekunde, do hat der Ton eine Tonhöhe von 440 Hertz. Dies ist der Kammerton a1.
  • Erfolgt die Schwingung doppelt so schnell (880 Hertz), oder doppelt so langsam (220 Hertz) so ist die Tonhöhe eine Oktave höher oder tiefer.

Die Grundeinstellung, wie hoch der Ton erschallen soll, wird durch muskuläre Tätigkeiten, durch geeignete Einstellung der Stimmlippenspannung bewirkt.


Physikalische Charakterisierung
Jede periodische Schwingung kann als Überlagerung von harmonischen Schwingungen mit Frequenzen, die ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz sind, dargestellt werden. Der Ton setzt sich also aus Grundton und Obertönen zusammen. Der Grundton bestimmt die Tonhöhe, Anzahl und Stärke der Obertöne geben die Charakteristik des Tons an. Die Kennzeichnung eines Klanges erfolgt durch ein Frequenzspektrum, in dem Höhe und Stärke von Grund- und Obertönen aufgetragen sind.


Der Vokaltrakt – der Resonanzraum
Wird auch als das Ansatzrohr bezeichnet. Dient nicht nur Stimmgebung, sondern auch Nahrungsaufnahme und Luftzufuhr. Der Mundraum ist mit dem Kehlkopf verbunden, so dass eine zweifache Funktion erzielt werden kann:

Stimmlippentöne werden verstärkt
Können durch Änderung der Mundstellung variiert werden. Zwischen Stimmlippen und Mundraum befindet sich der Rachenraum. Der größte Teil des Mundraumes wird von der Zunge eingenommen, die übrigens der beweglichste Muskel unseres Körpers ist.


Resonanz
Der Rachen- und Mundraum ist eine zylindrische Röhre. Diese besitzt (Eigen)Resonanzen. Das sind Frequenzbereiche bei denen ein Klang verstärkt wird.


Formanten
Wenn die Frequenz des Grundtones 500 Hertz beträgt, (Vokaltrakt eines erwachsenen Mannes), so ist die Frequenz der ersten Obertones 1500 Hertz, die des Zweiten 2500 Hertz,... Diese Resonanzen werden bei der menschlichen Stimme als Formanten bezeichnet. Durch die Beweglichkeit des Vokaltraktes kann die Lage der Resonanzen jedoch verändert werden. Die Stellung des Mundraums bestimmt somit die Lage der Formanten.

Konsonanten
„f“/„s“/„sch“...Luftstrom durch Engstellen àStrömungsgeräusch
„p“/ „t“/ „k“...Luftstrom wird gestaut àexplosionsartiges Geräusch
„b“/ „d“/ „g“...stimmlose Konsonanten àstimmhafte Konsonanten
„w“/ „j“/ „l“/ „m“/ „n”/ „r”...Halbvokale


Vokale
Bezeichnet man die 5 Kardinalvokale: „a“/ „e“/ „i“/ „o“/ „u“. Zur Erkennung eines Vokals genügen die ersten zwei Formanten. Der Unterschied in den Frequenzen zwischen Männern und Frauen beträgt weniger als 20%. Grund dafür ist die Längenabmessung des Vokaltraktes. Die Tonhöhe ergibt sich aus der Masse, Länge und Spannung der Stimmlippen.


Timbre
Jede Stimme hat eine gewisse Eigenheit, die uns bei der Zuordnung zu einer Person behilflich ist. Diese Eigenheit setzt sich aus der mittleren Tonhöhe und der Spektralverteilung zusammen. Allerdings ist es noch nicht gelungen ein physikalisches Maß für das Timbre zu finden.


Stimmkontrolle – das Gehirn als Koordinator
Beim Sprechen sind etwa 1oo Muskeln im Einsatz. Diese Bewegungen müssen automatisch ablaufen.


Kontrollmechanismen
Die Wichtigkeit des Gehörsinns erkennt man darin, dass bei gehörlos Geborenen Menschen ohne fremde Hilfe keine Sprachentwicklung erfolgt!! Das Gehör hat die Aufgabe der Stimmkontrolle. Dass Tiere keine komplexe Sprache entwickelt haben, hängt mit der mangelnden Kapazität des Gehirns zusammen.


Gehirn
Linke Gehirnhälfte: logisches analytisches Denken, zeitliche Abfolge von Bewegungen
Rechte Gehirnhälfte: räumliche Information, Gefühlswelt.
Die Steuerung des Stimmapparates findet hauptsächlich in der linken Gehirnhälfte statt (Feinmotorik). Beim Singen besteht eine enge Koordination der beiden Gehirnhälften.


3. Kapitel - Die Entwicklung der Stimme
Der Stimmwechsel, auch Mutation genannt, ist bei Knaben das auffälligste Ereignis in der Entwicklung der Stimme - der Stimmbruch. Bei Mädchen ist dies weniger auffallend und erfolgt oft erst im Alter. 
So spricht man von drei Entwicklungsstufen der Stimme: Die Kinderstimme, die Erwachsenen und die Altersstimme.


Die Kinderstimme
Bei der Geburt eines Kindes sind die fürs Sprechen benötigten Organe- Lippen, Kiefer, Gaumen, Wangen, Zunge, Nase, Rachen und Kehlkopf – bereits ausgebildet. Doch der Kehlkopf liegt viel höher, um schlucken und atmen gleichzeitig zu können. Dadurch ist das Ansatzroher viel kleiner und somit sind die Resonanzverhältnisse unausgereift. Das Zentralnervensystem ist zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht voll entwickelt. Das Neugeborenengehirn unterscheidet sich von dem eines Erwachsenen. Dieser Prozess des Wachsens nennt man Reifung.


Hinreifung
Das Neugeborene kommt mit etwa 30 % der Reifungswerte eines Erwachsenen auf die Welt. Nach dem ersten Lebensjahr hat das Gehirn etwa 60% des endgültigen Wertes erreicht. Die Reifungskurve erreicht etwa in der Pubertät den Zustand eines Erwachsenen.


Dominanzbildung
Bei Menschen bildet sich eine Spezialisierung der beiden Gehirnhälften. In der linken Gehirnhälfte kommt es zur Ausbildung der Sprachzentren.


Sprachentwicklung
Neugeborene können einfache Muster der elterlichen Sprechweise wahrnehmen und voneinander unterscheiden. Sie lassen sich durch die menschliche Stimme rascher beruhigen als durch andere akustische Reize. Das Baby kann Laute nach Tonhöhe, Melodie, Dauer und Rhythmus unterscheiden und ist besonders empfänglich für den Frequenzbereich der menschlichen Stimme.


Der Geburtsschrei
Läuft bei allen Kindern dieser Welt gleich ab und die Tonhöhe beträgt immer etwa 400 – 450 herzt. (440hz Kammerton)


Der modulierte Schrei
Ab der 4. bis 5. Lebenswoche kann es durch Variation von Tonhöhe, Lautstärke und Stimmeinsatz des Schreiens seinen Gefühlen Ausdruck verleihen. Die Entwicklung der Säuglingsstimme läuft parallel mit dem Wachstum des Kehlkopfes. Die Leistungsfähigkeit der Stimme hängt vom Zusammenspiel des Stimm- und Sprechapparates ab.


Stimmbelastung im Alltag
Mit der Entwicklung und dem Größenwachstum des Kindes erweitert sich das Leistungsvermögen der Stimme. Chorsingen eignet sich, sollte jedoch nicht als ungefährlich angesehen werden. Kinder neigen dazu sich Selbst zu überschreien und werden in der Höhe oft überfordert. Lärmentwicklung in der Schule und beim Sport kann eine Stimmstörung verursachen.


Der Stimmwechsel
Bei Knaben führt die Produktion des Geschlechtshormons Testosteron auch zu einem starken Wachstem des Kehlkopfes. Stark wächst der Schildknorpel, wodurch der Winkel zwischen den beiden Schildknorpeln von 120° beim Kind auf ungefähr 90° beim Mann verschmälert. Er wächst stark nach vorne und wird außen als Adamsapfel sichtbar. Die Stimmlippen verlängern sich um etwa 1 cm. Da längere Stimmlippen eine niedrigere Eigenfrequenz aufweisen, sinkt die Stimmlage um etwa eine Oktave ab. Bei Mädchen kommt es zu einer geringen Verlängerung der Stimmlippen, etwa 2 – 3 mm. Die Stimme sinkt nur um eine Terz oder Quart ab.


Mutation
Das Mutationsalter bei Knaben ist häufig zwischen dem 9. und 12. Lebensjahr. Die Stimme wird rau, brüchig, instabil und in der Leistungsfähigkeit eingeschränkt, bis sie völlig ausgereift ist. Dies kann bis zu einem Jahr dauern. Männerstimme 100 – 150 Hz / Frauenstimme 200 – 250 Hz


Die Stimme im mittleren Lebensabschnitt ( 20 – 50 Jahre)
Der Stimmumfang beträgt normalerweise 2 Oktaven, ausgebildete Sänger können einen Tonumfang von über drei Oktaven erreichen.


Die Altersstimme
Sie ist meist schwächer, dünn und nimmt einen spröden, brüchigen Klang an. Sehr typisch ist das Auftreten eines Alterstremolos, einer Schwankung der Stimme, die seine Ursache in der mangelnden Kontinuierlichkeit des Atemstromes, aber auch in der gestörten Steuerung des Kehlkopfes hat. Männliche Stimmen neigen dazu im alter an Höhe zu gewinnen.


4. Kapitel - Tierstimmen

Kommunikation kann mit Hilfe:

  • Chemischer Signale (Sexuallockstoffe)
  • Mechanischer Signale (Vibration)
  • Optischer Signale (Balzsignale)
  • oder akustischer Signale erfolgen.

Bei fast allen höheren Säugetieren befindet sich der Kehlkopf weit oben im Hals, er liegt den ersten 3 Halswirbeln gegenüber. Beim Menschen jedoch liegt der Kehlkopf tiefer im Hals, etwa gegenüber dem 4ten bis 7ten Halswirbel. Dieser zusätzlich entstandene Raum bildet einen verlängerten Vokaltrakt.

Sprechen Tiere?
Nachahmungsfähigkeit besitzen Papageien, Krähevögel und besonders Beos. Allerdings muss dazu das zu lernende Wort sehr häufig wiederholt werden. Vor allem aber verbindet der Vogel keinerlei Bedeutung mit dem Gelernten.


5. Kapitel - Die kranke Stimme

Medizinische Grundlagen

Die Stimme ist das Ergebnis von:

  • Atmung
  • Kehlkopf und
  • Ansatzrohr.

Typische Merkmale bei Stimmstörungen:

  • Die Stimme kann nicht mit der gewohnten Leichtigkeit eingesetzt werden,
  • Sie büßt ihre Tragfähigkeit ein,
  • Sie hat ihren klang verloren und
  • Ist als Instrument untauglich geworden.

Die Hauptsymptome einer Stimmstörung:

  • Heiserkeit
  • Mangelnde Belastbarkeit der Stimme.

Nebensymptome:

  • Schluckzwang, Trockenheit
  • Schleim, Brennen
  • Hustenreiz, Druckgefühl
  • Schmerz
  • Organische Stimmstörung (Liegen vor wenn sich am Kehlkopf Erkrankungen feststellen lassen. ( Lähmungen, Tumore) )


Funktionelle Stimmstörung
Keine Erkrankung am Kehlkopf obwohl Heiserkeit vorliegt.


Akustische Ursachen
Nur eine regelmäßige, periodisch ablaufende Schwingungsbewegung an den Stimmlippen führt zur Erzeugung eines reinen Stimmklanges, d. h. einer akustischen Struktur mit Grund- und Obertönen ohne Geräuschanteile. Jede Stimmstörung führt letztendlich zum Auftreten von unkoordinierten Bewegungen. Die Folge ist einerseits das Auftreten aperiodischer Stimmlippenschwingungen, andererseits das Entweichen von modulierter Atemluft bei unvollständigem Stimmbandschluss. In beiden Fällen kommt es zum Auftreten von Geräuschkomponenten im Stimmklang:

  • aperiodische Schwingungen entsprechen physikalisch einem Geräuschcharakter.
  • beim Entweichen von Luft wird durch einen engen Glottisspalt die Strömung der Luftröhre turbulent und erzeugt dabei ein Geräusch.
  • In der Medizin werden für die Diagnostik von Stimmstörungen elektroakustische Verfahren zur Heiserkeitsanalyse eingesetzt.
    • Periodizitätsanalyse
    • Sonographie


Stimmhygiene
Wichtiger als die Behandlung ist die Verhütung des Auftretens von Stimmstörungen. Dies betrifft besonders Personen, deren berufliche Existenz von ihrer Stimme abhängt.


Tauglichkeitsprüfung der Stimme

Freie Atmung Ist die Grundlage jeder Stimme. Beeinträchtigungen der Stimmproduktion:

  • Eingeschränkte Nasenatmung
  • Einengende Kleider
  • Falsche Haltung.

Da nur der Atemstrom zur Stimmerzeugung verwendet wird, ist ein Sprechen während des Einatmens in jedem fall zu vermeiden.


Körperhaltung der Stimme
Eine korrekte Körperhaltung wirkt sich positiv auf die Atmung und die Stimme aus. Sie hilft auch die notwendige inner Haltung zu finden, die für den Kontakt mit dem Zuhörer erforderlich ist. Eine unverspannte Haltung mit normaler Wirbelsäulenkrümmung ist eher im Stehen einzunehmen, wogegen die Gefahr einer schlechten Haltung beim Sitzen deutlich größer ist.


Übermäßiger Stimmgebrauch
Schädigt den Stimmapparat, wobei man von einer normalen Belastbarkeit von täglich 6 Stunden ausgehen kann. Entscheidend für die ermüdungsfreie Stimmproduktion ist die individuell angepasste Stimmtonhöhe und Lautstärke.


Sprechen im Lärm
In dieser Situation nimmt die Stimmlautstärke zu ist eine enorme Stimmbelastung. Ist Sprechen im Lärm nicht zu vermeiden, sollte anstelle einer Erhöhung der Lautstärke die Verständlichkeit durch deutlichere Artikulation verbessert werden.


Sprechtempo
Stimmschädigend ist weiters ein zu hohes Sprechtempo mit zu wenig Pausen. Durch gute Gliederung mit ausreichenden Pausen kann der Stimmapparat die notwendigen Einstellungen ohne Zeitdruck und damit exakt vornehmen.


Ernährung
Es gibt viele für den Stimm- und Sprechapparat schädliche Substanzen. Das Rauchen und der Aufenthalt in verrauchten und staubigen räumen führt zu einer nachhaltigen Schleimhautschädigung, ebenso sehr kalte, heiße oder scharfe Getränke und Speisen. Besonders stimmschädigend wirkt sich hochprozentiger Alkohol aus.


Medikamente
Weitere Beeinträchtigungen der Stimme können sich aus regelmäßiger Einnahme von Medikamenten ergeben, die zahlreiche Nebenwirkungen haben können. Die stärksten Folgen für die Stimme können durch Hormonpräparate ausgelöst werden. Das am häufigsten verwendete Präparat ist die Pille bei Frauen. Bei den Anfängen der Pille soll eine Stimmveränderung bei den hohen Tönen festgestellt worden sein, ist heutzutage aber weitgehend ausgeschlossen. Bei Lungenkrankheiten werden häufig Inhalationen verordnet, die jedoch auch den Kehlkopf passieren müssen und ein teil der Wirkstoffe lagern sich auf den Stimmlippen bzw. Kehlkopf ab. Dies kann zu Reizerscheinungen und Störungen führen.


Diagnose und Therapie häufiger Stimmerkrankungen

Kehlkopfentzündung
Ist eine besonders häufige Ursache für Stimmerprobleme -> Kehlkopfkatarrh
Dieser entsteht im Rahmen eines viralen Infektes der oberen Luftwege, praktisch immer gemeinsam mit einer Entzündung der Nase und Nasennebenhöhlen, einer Entzündung des Rachens sowie einer Entzündung der Luftröhre und der Bronchien. Die wichtigste Maßname bei jeder Kehlkopfentzündung ist die Schonung des betreffenden Organs. Für den Kehlkopf heißt dies: Nicht sprechen bzw. so wenig sprechen wie möglich. Flüstern ist zu vermeiden da es durch eine Fehlbelastung des Kehlkopfes auf die Dauer stimmschädigend wirkt. Unterstützend können Inhalationen wirken. Vorsicht ist geboten bei so genannten „Mittel gegen Halsbeschwerden“. Diese enthalten oft ätherische Öle (Menthol, etc.) die zur Reizung der Schleimhaut führen können. Auch die geliebte Kamille wirkt Austrocknend auf die Schleimhäute.


Behandlung von funktionellen Stimmstörungen
Es wird ein Stimmübungsbehandlung durchgeführt. Dazu gehört die gezielte Schulung der Stimme.


Stimmverbessernde Chirurgie – Phonochirurgie
In bestimmten Fällen ist eine Operation nicht zu umgehen: Etwa bei Polypen und Zysten oder wenn sich die Knötchen trotz Stimmtherapie nicht zurückbilden. Um Veränderungen an der Schleimhaut zu entfernen, sind bestimmte Verfahren entwickelt worden. Diese Eingriffe können ohne äußeren Schnitt an der Halshaut durch den Mund vorgenommen werden. Die minimale Verletzung ist nach einigen Tagen Stimmruhe verheilt und mit einer anschließend logopädischen Übungsbehandlung kann man in praktisch allen Fällen Normalisierung bzw. Verbesserung der Stimme erreichen.


Kehlkopfentfernung
Manchmal ist es zur Heilung einer Kehlkopferkrankung erforderlich, den Kehlkopfvollständig zu entfernen und die Luftröhre zu r Aufrechterhaltung der Atmung in die Halshaut einzunähen. Nach vollständiger Entfernung geht die Stimme zunächst verloren. Es fehlt jedoch nur ein neuer Mechanismus, um mit Hilfe einer neuen Glottis einen Stimmklang zu produzieren.

  • Speiseröhrestimme
  • Elektronischer Kehlkopf 
  • Kehlkopflähmungen

 

Durch Eingriffe am Kehlkopfskelett werden die Stimmlippen wieder in die ideale Stellung gebracht, sodass eine annähernd normale Schwingung möglich wird. Auch Verschiebungen der Stimmlage lassen sich mit Operationen erreichen. Die Stimmlage wird höher, wenn man den Schild- und Ringknorpel einander annähert, weil sich die Stimmlippen dadurch verlängern und mehr spannen. Es ist ebenso möglich sie zu verkürzen.


6. Kapitel - Die Singstimme

Unterschied von Sprech- und Singstimme
Eine Nichtausgebildete, amateurhafte Stimme unterscheidet sich beim Singen nicht von der Sprechstimme.


Stimmgattungen
Für den Sologesang gibt es eine Sechsteilung: Bass, Bariton, Tenor, Alt, Mezzosopran, Sopran. Es gibt auch gewisse Zusammenhänge zwischen Stimmgattungen und Körperbau. Tiefere Stimmlagen deuten auf einen eher stärkeren und auch kleineren Körperbau hin, als bei hohen Stimmlagen.


Register
Die Gesamtheit der Töne, die mit gleicher oder ähnlicher Klangfarbe gesungen werden können, nennt man Register. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen werden zwei Hauptregister unterschieden:

Brust- bzw. Kopfregister. Im Übergangsbereich kommt es zu einer Überlappung: Töne können im Kopf- und Brustregister gesungen werden. Bei der Bruststimme schwingen die Stimmlippen, d.h. die Stimmlippen schließen während eines bestimmten Zeitraums völlig. Bei der Kopfstimme ist ein Großteil der Stimmlippen straff gespannt, allerdings schließen dabei die Stimmlippen nicht mehr völlig. Das Ziel einer Gesangsausbildung ist es diesen „Bruch“ zwischen Kopf- und Brustregister unhörbar zu machen. Diese Fähigkeit nennt man Registerausgleich.


Atmung und Atemstütze
Atemübungen sind bei einer Gesangsausbildung unbedingt nötig, da die Atmung die treibende Kraft der Stimme ist. Geringer Kraftaufwand bedeutet minimaler Luftverbrauch. Bei der Atemstütze wird teilweise zwischen einer Zwerchfell- und einer Bruststütze unterschieden. Der steigende Druck vor den Stimmlippen bewirkt, dass die Stimmlippen stärker schwingen, der Ton wird lauter. Beim Sprechen wird dieser Ton auch noch höher. Bei der Gesangsausbildung lernt man die Kopplung und Kontrolle dieser beiden Parameter.


Die ausgebildete Stimme
Klingt immer tragender und voller, als eine untrainierte Stimme. Eine volle Stimme ist ebenso Obertonreicher.


Der Singformant
Im Frequenzspektrum von Sängern tritt ein weiterer Formant bei höheren Frequenzen (um 3000 Hz) auf, der bei untrainierten Stimmen völlig fehlt. Ein weiteres Charakteristikum besteht darin, dass oberhalb des Singformanten kaum Obertöne vorhanden sind. Der Singformant ist ungemein wichtig, wenn ein Sänger/in neben einem Orchester bestehen muss (z.B. in der Oper). Das Orchester hat etwa eine Energiespitze von 500 Hertz. Ein ähnliches Spektrum besitzt auch eine untrainierte Stimm- und Sprechstimme. Bei der ausgebildeten Stimme sticht der Singformant bei etwa 2500 Hertz hervor und aufgrund dieser Intensität hebt sich die Stimme vom Orchester ab.


Formantverschiebung
Für die Vokalbildung sind die ersten beiden Formanten die Wichtigsten. Ein Formant ist eine Resonanz des Mundraumes, eine Verstärkung des Tones. Durch Änderung des Mundraums, durch öffnen des Mundes, wird der erste, oder auch der zweite Formant derart verschoben, dass der Ton mit der gesungenen Tonhöhe übereinstimmt und somit der Verstärkungseffekt erreicht wird. Gesungene Opern sind daher oft schwer verständlich.


Das Vibrato
Ein Vibrato ist eine Schwankung um einen Mittelwert, wobei dies die Tonhöhe, Lautstärke oder Klangfarbe betreffen kann. Sie können in einem Bereich von etwa 5 bis 10 Hertz gemessen werden und diese Schwankungen geschehen etwa 6-mal in der Sekunde. Die Ursache für das Vibrato ist noch nicht eindeutig festlegbar. Es dürfte ein Zusammenwirken von Atmung, Kehlkopfmuskulatur, Resonanzeffekten und Mundraum stattfinden und wird dementsprechend erst durch langes Training aufgebaut.


Die „schöne“ Stimme
Der klassische Sänger muss sich meist gegenüber einem Orchester behaupten, der moderne Sänger jedoch hat elektronische Hilfsmittel, um seine Stimme hervorzuheben. Dies gibt ihm die Möglichkeit, die Eigenart seiner Stimme zu betonen, sich von anderen Kollegen zu unterscheiden; die Stimmen von Opernsängern sind einender viel ähnlicher.


7. Kapitel - Besondere stimmliche Erscheinungsformen
Sprechen, ohne anscheinend den üblichen Stimmapparat zu benutzen:

  • die Bauchrednerkunst

Singen in unnatürlichen Höhen:

  • Kastratengesang

Als Einzelperson zweistimmig singen:

  • Obertongesang

Jodeln, Pfeifen, Flüstern


Die Flüsterstimme
Hat starken Geräuschcharakter und entsteht beim Entweichen der Atemluft durch eine unvollständig geschlossene Stimmritze. Es ist jedoch eine unphysiologische Form der Stimmgebung und bedeutet keine Stimmschonung, sondern ist stimmschädigend und sollte daher in jedem Fall vermieden werden.


Bauchreden
Die Namensgebung ist nicht korrekt, denn die Stimme entsteht nicht im Bauch, sondern mittels der normalen Stimmwerkzeuge. Ein Hauptunterschied zur normalen Sprache liegt darin, dass besonders der hintere Teil des Vokaltrakts extrem verändert wird. Entscheidend für den Effekt des „ Bauchredens“ sind fehlende Mundbewegungen.


Obertonsingen
Obertonsingen bedeutet, dass von einem einzigen Sänger mindestens zwei akustisch deutlich unterscheidbare Töne gleichzeitig erzeugt werden. Der Eindruck von zwei und mehr gleichzeitigen Tönen wird dadurch erzielt, dass bestimmte, mit dem Grundton gleichzeitig entstandene Obertöne im besonderen Maße Verstärkt werden.


Jodeln
Gleich wie beim Obertonsingen wird kein Text, sondern nur Vokale und Silben vermittelt. Bei dieser Form wird der Vokaltrakt versteift und verengt, das Typische des Jodelns ergibt sich jedoch durch das schnelle Umschlagen zwischen Bruststimme und hohem Register.


Kastratengesang
Eine Kastration vor dem Einsetzen der Pubertät bewirkt, dass Umformungen des Kehlkopfes nicht stattfinden. Die Stimmlippen entsprechen damit weiterhin in Größe und Spannung einer Kinderstimme. Kastraten können weit längere Phasen ohne Atemholen singen, haben im Allgemeinen auch einen größeren Stimmumfang.


Pfeifen
Fürs erste erkennt man kein schwingendes System, die Lippen schwingen, jedoch nicht in der Frequenz des erzeugten Tones. Strömt Luft durch eine enge Öffnung so werden dadurch rhythmische Turbulenzen erzeugt, deren Klang viele Frequenzen enthält. Ist diese Stelle mit einem Resonanzraum gekoppelt, so werden bestimmte Frequenzen verstärkt.

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