Schiller, Friedrich - Don Karlos (Analyse Akt 2 Auftritt 2)

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Friedrich Schiller, König Philipp, Inhaltsangabe, Referat, Hausaufgabe, Schiller, Friedrich - Don Karlos (Analyse Akt 2 Auftritt 2)
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Referat

Analyse des Don Karlos von Friedrich Schiller


Akt 2 Auftritt 2 (analysiert von G. Fluck)

Im 2. Auftritt des 2. Aktes des dramatischen Gedichtes von Friedrich Schiller treffen sich Don Karlos, der Infant Spaniens und König Philipp, der Herrscher Spaniens am Hofe des Schlosses zu Madrid. Eindringlich versucht der Infant seinem Vater seine Gefühle zu erklären, die Beziehung zu ihm zu verbessern und sein Vertrauen zu erkämpfen. Demnach befasst sich das Kapitel hauptsächlich mit der Vater-Sohn-Beziehung, die durch den Staat und die höfischen Bräuche nicht ausgelebt werden kann und konnte.

Bei diesem Gespräch zählt Don Karlos Vorkommnisse aus der Vergangenheit auf, wie beispielsweise seine schwere Kindheit. Er spricht über Liebesentzug seitens des Vaters, dass Don Karlos niemals ihn hat berühren oder gar küssen dürfen („Die Wonne dieses Kusses war Ihrem Kinde lange nicht gegönnt" S.43; Z.1043). Bemerkenswert auch dabei ist die Unterwürfigkeit des Don Karlos, denn er fällt seinem Vater gegenüber zur Begrüßung auf die Knie, statt ihn auf innigere Weise zu grüßen. Don Karlos empfindet Unterwürfigkeit ihm gegenüber als „Ausdruck der höchsten Empfindung" (S.43; Z.1038). Das ist selbstverständlich für einen König Philipp, der mehr auf Stärke und Fassung fixiert ist eine Schmach, solch einen Sohn zu haben. Er empfindet es als Zeichen von Schwäche so emotional zu reagieren und bleibt rein sachlich, da er auf seine Position und die seines Sohnes hinweist. So spricht er ihn nicht mit Sohn, oder Don Karlos an, sondern mit „Infant", wodurch die staatliche Beziehung zwischen den beiden dargestellt wird. Des Weiteren stößt der König die Gefühle seines Sohne ab mit den Worten „Erspare sie, ich mag sie nicht" (S.43; Z.1047). Don Karlos denkt sein Vater wäre von Domingo beeinflusst, den er als „Priester Kreatur" (S.43; Z.1051) bezeichnet, also nicht als Mensch. Er versucht ihm klar zu machen sich nicht nur auf die Worte eines Klerikers zu verlassen (und die der Alba), die der König als „geprüfte Diener seiner Wahl" (S.45; Z.1102) bezeichnet. Demzufolge sind sie also unantastbar gegenüber Don Karlos Kritik. Außerdem wird er vom König aufgefordert, diese zu verehren, immerhin erbringen sie in des Königs Augen wertvolle Leistung. Domingo ist eine zentrale Figur in Don Karlos Vorstellung, die seinen Vater immer wieder gegen ihn aufhetzt. Er nennt ihn unter anderem einen „sehr weislichen Mönch" (S.46; Z.1130-1131), der sein Glück, das „Erdenparadies" stören will.

Als Don Karlos diese Haltung seines Vaters bemerkt, versucht er durch Aufklärung auf seinen Vater zu wirken, er spricht von der „Etikette bange Scheidewand" (S.44; Z.1058). Damit kritisiert er die Vorstellungen der Gesellschaft, dass Formalität und Verhalten über dam Familienbande stehen müssen. Um seine Flehen nach Anerkennung zu verstärken gebraucht er Metaphern („Ein Sonnenstrahl der Hoffnung" S.44; Z.1060) Verschönerungen und Übertreibungen („Der Himmel beugt mit Scharen froher Engel sich herunter" S.44; Z.1062). Er möchte damit zeigen, dass Liebe und Anerkennung einem fast schon utopischen und paradiesischen Zustand gleichen, der aber eben wegen den Paraphrasen in sehr weiter Entfernung liegt. Auch hier fällt Don Karlos erneut zu Boden und zeigt damit seine Ehrfurcht dem König gegenüber, erreicht aber das Gegenteil, denn mit „schönen Worten" können Philipps Zweifel nicht erschüttert werden (S.45; Z.1086). Der König fordert ihn sogar auf sich zu erheben (S.44; Z.1068), bezeichnet ihn als „unwürdigen Anblick", sein Auftreten als „Gaukelei" und distanziert sich weiter von seinem Sohn („Geh aus meinen Augen" S.44; Z.1068). Damit wird beweisen, dass beide Seiten auf vollkommen anderen Ebenen leben und eine gleichgeschaltete Kommunikation nicht möglich ist. Während Don Karlos viele zwischenmenschliche Ideale und Emotionen vertritt, stehen für König Philipp mehr Leistung, Reputation und öffentliches Auftreten als maßgebend im Vordergrund. So kann sein Sohn nur dann mehr Bedeutung für ihn bekommen, wenn er etwas leistet, daher bemängelt der König, dass Don Karlos, noch nichts für seine „Unsterblichkeit" (S.47; Z.1150) getan hat. Der Infant hat also nach König Philipps Meinung noch keine Leistung erbracht, die gewürdigt werden muss. Don Karlos kontert mit der Liebe zwischen Vater und Sohn, ihm ist Leistung und das Alter egal, selbst wenn der König alt und schwach würde, er würde ihn immer noch lieben, eben weil er sein Vater ist („Wenn Philipps graue Haare weiß sich färben? Ihr Karlos hätte Sie geliebt" S.45; Z 1109). Karlos bettelt um Versöhnung, er möchte nicht länger gehasst werden von seinem Vater, möchte ihn lieben, wie es ein Sohn tun sollte (S.45; Z.1113). Um seine Stellung offen zu legen und Karlos die Gefühlswelt eines Königs zu offenbaren sagt Philipp er sei allein (S.45; Z.1112). Dabei zeigt er, wie gefühlskalt ein König sein muss, der Staat erwartet einen Herrscher, der immun gegen Flehen und Betteln, unbeirrbar in seiner Meinung und keine Spur weichherzig ist, denn Erbarmen zu haben ist ein Zeichen von Schwäche, die Feinde des Reiches ausnutzen können.

Dieses Misstrauen geht sogar in die Richtung, dass Philipp selbst seinem eigenen Sohn nicht vertraut und zu ihm abweisend ist. Eben diese Neurose von Machtbesessenheit und Verfolgungswahn verhindert ein friedliches Zusammenleben von König Philipp und Infant Don Karlos. Don Karlos sagte bereits, dass „die Natur zwei stärkere Gegensätze nicht hat finden können" (S.39; Z.936), so auch die starke Abstoßung zwischen diesen beiden Polen. König Philipp befürchtet, dass sein eigenes Heer, welches er als „Messer" (S.48; Z.1193) bezeichnet, unter Don Karlos Führung gegen ihn gerichtet werden könnte. Philipp bezeichnet seinen Sohn gar als Mörder „Das Messer meinem Mörder" (S.48; Z.1193), was den Infanten sehr schockt. Aus diesem Grunde beauftragt er Herzog Alba mit dem Feldzug gegen Flandern und nicht seinen Sohn. Dadurch bekommt Don Karlos gar nicht erst die Möglichkeit, sich zu beweisen, sein Vater hält ihn immer noch am langen Arm. Damit widerspricht sich König Philipp mit seiner Aussage „Komm mit Schmach bedeckt aus meinen Schlachten, meine Arme sollen geöffnet sein dich zu empfangen" (S.44; Z.1071-1073).

Essentiell ist nicht nur, dass die höfische Etikette eine Vater-Sohn-Beziehung verhindert, sondern auch das enorme Misstrauen seitens König Philipp allen Menschen gegenüber, selbst seinem eigenen Sohn. Durch diese paranoide Auffassung die gesamte Welt als Feind gegen sich zu haben, hat sich der König insofern abgeschottet (gegen Gefühle) und isoliert (von Menschen), dass eine Annährung, von einem sensiblen Menschen, wie Karlos nicht möglich ist. Der König kann Don Karlos gar nicht vertrauen, da Don Karlos schon derart übermütig mit Gefühlen und Offenbarung ist, dass der König dieses ihm unbekannte Verhalten als Intrige ansieht. Wahre Liebe von seinem Sohn erlebt er lediglich als Schmeichelei, die selbstverständlich nur funktional als Mittel ist, damit der Infant schneller an die Macht kommen kann. Ein vollkommen andere Attitüde, als Don Karlos sie zu verstehen vermag, Naivität und Blindheit machen ihn zu einem leichten Ziel für äußere Einflüsse. Auch das bemerkt König Philipp, weshalb er seinen Sohn nicht akzeptieren kann und will. Allgemein geht der größte Teil des Dialoges von Don Karlos aus, er spricht beinahe ¾ des gesamten Textes. Dabei bedient er sich oftmals Paraphrasen, Metaphern, Übertreibungen und Euphemismen (s. das Erdenparadies, frohe Scharen von Engeln, Jugend Rosenbahn etc.). Der König hingegen spricht kurz und prägnant, sachlich und benutzt wenn nur Metaphern (Das Messer meinem Mörder), wodurch ebenfalls der Ausschluss von Gefühlen verdeutlicht wird. Daraus ergibt sich, dass ein Verhältnis zwischen Vater und Sohn, wegen zu starker idealistischer Zerrüttung, dem Umgang mit Gefühlen, wie Liebe und die allgemeine Weltanschauung zu unterschiedlich sind.

Dadurch gibt es keine Gemeinsamkeiten und somit Basis für eine Beziehung auf gleicher Ebene, mit Ausnahme, dass beide über das Blut und Stand miteinander Überschneidungen haben.

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